Augsburger Allgemeine (Land West)
Abgang ohne Würde
Wenn politische Karrieren skandalträchtig enden, wird hinter den Kulissen oft eine Lösung gesucht, mit der die Beteiligten irgendwie ihr Gesicht wahren können. Nun ist der CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein über ein dubioses Masken-Geschäft gestolpert und hat am Freitag verkünden lassen, er werde nicht noch einmal für das Parlament kandidieren. Dass er – genau wie sein CDU-Kollege Nikolas Löbel – trotzdem noch bis zum Ende dieser Legislaturperiode im Amt bleiben will, kann man entweder wohlwollend mit dem Versuch erklären, dass da einer sein Gesicht wahren will. Wohl eher aber muss man konstatieren, dass da jemand gar nichts begriffen hat.
Beide Politiker stehen im Verdacht, ihre Kontakte missbraucht zu haben, um mit der Corona-Krise Geld zu verdienen. Da müssen sie sich nicht wundern, wenn ihnen nun unterstellt wird, ihr ZeitlupenRücktritt diene vor allem dem Zweck, noch ordentlich Geld als Abgeordnete mitzunehmen. Der Eindruck, den die Politiker damit erwecken, ist Gift für unsere Idee eines Staates, der dem Allgemeinwohl verpflichtet ist. Es ist ein Abgang ohne Würde.