Augsburger Allgemeine (Land West)
Darum stecken die Panther im Tief
Eishockey Augsburg ist aus den Play-off-Rängen gerutscht. Vier Gründe gibt es für den Durchhänger
Vier Niederlagen in Folge habe die Panther aus den Play-off-Rängen geschwemmt. Noch scheint es nur ein Formtief zu sein. Allerdings war zuletzt eher wenig zu sehen, was Hoffnung machen könnte. Denn genau in dieser Situation wiegen die kurzfristigen Ausfälle von Brady Lamb und Spencer Abbott doppelt schwer. Es wäre aber zu einfach, die Niederlagenserie allein an diesen Personalien festzumachen. Es gibt vier weitere Gründe.
● Taktik Auffallend ist, dass die Panther oft sehr defensiv zu Werke gehen. Viele Mannschaften in der DEL pflegen ein aggressives Forechecking und stören mit zwei Stürmern den gegnerischen Spielaufbau extrem früh. Die Panther verhalten sich unter Trainer Tray Tuomie oft abwartend und lassen dem Gegner Zeit, die Scheibe strukturiert nach vorne zu spielen. Besonders augenfällig ist diese Art der Defensivtaktik in Unterzahl. Die Panther stehen in enger Formation ums Tor und blocken viele Schüsse. Was im Penaltykilling noch funktioniert (Platz sieben der DEL-Statistik), ist bei personellem Gleichstand deutlich weniger zielführend. In Führung liegend wird oft der Rückwärtsgang eingelegt und der Vorsprung verwaltet. Die Gegner der Panther haben in der Regel deutlich mehr Spielanteile, je länger die Partie dauert. Ein Beispiel dafür ist die jüngste 1:2-Niederlage gegen Straubing. Bis neun Minuten vor Ende hatten die Panther 1:0 geführt und im letzten Drittel kaum noch offensive Akzente gesetzt. Prompt fielen in der Schlussphase zwei Gegentreffer.
Statistisch ist der Trend, gegen Spielende die eigenen Angriffsbemühungen zurückzufahren, klar erkennbar. Im ersten Drittel erzielten die Panther bisher 22 Treffer, ebenso im zweiten Drittel. Im letzten waren es nur noch zwölf. Kein anderes DEL-Team hat im Schlussabschnitt seltener getroffen. Umgekehrt blieb die Anzahl der Gegentreffer konstant: 23/25/25.
Eine defensive Grundausrichtung ist aber nicht per se schlecht, auch wenn sie nicht besonders attraktiv anzuschauen ist. Die Panther haben vor allem gegen die starken Teams aus München und Mannheim mehrfach bewiesen, dass sie damit erfolgreich sein können. Zuletzt allerdings setzte es gegen die direkten Konkurrenten um Platz vier Niederlagen. Unter dem Strich sind 25 Zähler aus bisher 21 absolvierten Partien eine schmale Ausbeute im Kampf um die Play-offs.
● Torwart Olivier Roy hat sich als
Schwachstelle entpuppt. Allerdings nicht, weil er schlecht gespielt hätte. Ganz im Gegenteil. Ist Roy fit, ist er einer der besten Goalies der DEL. In dieser Saison hat der Kanadier aber das Verletzungspech gepachtet. Gleich am Anfang musste er mit
Muskelproblemen pausieren. Dann zog er sich eine schwere Knieverletzung zu, die ihn nun erneut bis zu zehn Wochen lahmlegt. Zu allem Überfluss wurde Roy vergangene Woche auch noch positiv auf das Coronavirus getestet. Das bedeutet, dass er in häusliche Quarantäne muss und keine physiotherapeutische Behandlungen bekommt. Den Heilungsverlauf dürfte das nicht unbedingt beschleunigen.
Roys Ausfall bescherte seinem Backup Markus Keller jede Menge Eiszeit. Der gebürtige Augsburger zeigte starke Leistungen, ist aber immer auch für einen Aussetzer gut. Als Ersatzmann saß das 19-jährige Talent Moritz Borst lange auf der Bank und spielte auch einige Minuten. Der Klub reagierte auf die Misere und holte den österreichischen Nationaltorwart David Kickert aus Linz. Gegen Ingolstadt war er am Freitag bereits im Kader. Gut möglich, dass er am Dienstag in Nürnberg seinen ersten Einsatz im Panther-Trikot und Keller eine Pause bekommt.
● Leistungsträger Und auch hier steht die Defensive im Fokus, denn gleich mehrere Verteidiger suchen ihre Form der vergangenen Jahre. Nationalspieler Simon Sezemsky, John Rogl und Steffen Tölzer sind (noch) nicht auf ihrem gewohnten
Niveau. Zudem hat sich Wade Bergman nicht als der erhofft adäquate Ersatz für Patrick McNeill entpuppt. Dessen Vertrag war aufgelöst worden, da er bei seiner Familie in Kanada bleiben wollte. Vor allem McNeills Übersicht und Präzision in der Spieleröffnung werden vermisst. Zu oft landen stattdessen die ersten Pässe aus dem eigenen Drittel heraus beim Gegner.
● Powerplay Und das rächt sich vor allem mit einem Mann mehr auf dem Eis. Diese Disziplin ist die auffälligste Schwachstelle der Panther. Tuomie hat es bisher nicht geschafft, das Überzahlspiel seiner Mannschaft ins Rollen zu bringen. Es ist auch statistisch das schlechteste der DEL. Umso erstaunlicher, als dass das Powerplay vergangene Saison mit dem nahezu gleichen Personal eine der großen Stärken war. In den 52 Partien der Vorrunde 2019/2020 erzielten die Panther 49 Treffer in Überzahl. Momentan sind es nach 21 Partien derer magere acht. Wenn der Gegner in Unterzahl ein aggressives Forechecking betreibt, schaffen es die Panther viel zu selten, die Scheibe überhaupt ins gegnerische Drittel zu bringen. Es fehlt an allem, besonders an Kreativität und Präzision. Das Powerplay der Panther ist in seiner Einfallslosigkeit zu leicht zu verteidigen.