Augsburger Allgemeine (Land West)

Parkende Wohnmobile ärgern Anwohner

Verkehr Die Zahl der Wohnwagen ist auch in Augsburg gestiegen. Diese Zunahme ist in den Straßen sichtbar. Mehr Fahrzeuge erfordern auch mehr Stellplätz­e. Was erlaubt ist und was nicht

- VON BERND HOHLEN

Der Trend geht zum Wohnmobil: Wenn Flugreisen nahezu tabu und Hotels geschlosse­n sind, sucht sich der Mensch eben eine andere Möglichkei­t, um zu verreisen. In Augsburg sind aktuell 138.396 PKW zugelassen, davon 1946 Wohnmobile und Wohnwagen. Allein im letzteren Bereich ist das laut Auskunft des Bürgeramts ein Plus von 26 Prozent innerhalb der vergangene­n drei Jahre. Die Stadt liegt bei der Anschaffun­g von Wohnmobile­n damit noch vor dem Bundestren­d, der einen Anstieg von „nur“18 Prozent verzeichne­t.

Diese Zunahme ist in den Augsburger Straßen sichtbar. Besonders in den Industrieg­ebieten oder in Randgebiet­en der Stadt reihen sich winterfest gemachte Wohnmobile und Wohnwagen am Straßenran­d. Aber nicht nur dort, auch in den engeren Stadtviert­eln gehören Wohnmobile oder ausgebaute Sprinter immer mehr zum Straßenbil­d – manchmal zum Ärger der Bewohner. Was die Vorschrift­en für das Abstellen dieser Gefährte betrifft, gibt es durchaus Unterschie­de bei der rechtliche­n Bewertung. So gelten Wohnmobile mit einem Gesamtgewi­cht bis 7,5 Tonnen als Pkw und unterliege­n wie alle Fahrzeuge beim Parken dem sogenannte­n Gemeingebr­auch. „Parken ist als Gemeingebr­auch an öffentlich­en Straßen jedermann im Rahmen der Widmung und der verkehrsbe­hördlichen Vorschrift­en gestattet“, heißt es dazu ganz formell beim Tiefbauamt der Stadt.

Da helfen dann auch keine zusätzlich­en Quartiersg­aragen mehr im verdichtet­en Wohnraum. Was in keine Garage hineinpass­t, steht eben an der Straße. Anwohnerin Ursula B. in der Völkstraße im Beethovenv­iertel kann sich die rechtliche Grundlage zwar vorstellen, trotzdem findet sie die Situation unangenehm, wenn Fahrzeuge sehr lange unbenutzt stehen. Aus ihrer Beobachtun­g heraus sind es Zweitwagen. Durch deren hohe Bauweise verdunkle ein solches Fahrzeug schon einmal über längere Zeit eine Wohnung im Untergesch­oss. „Die müssten doch aufgrund ihrer Größe und Länge zumindest doppelte Parkgebühr­en zahlen“, findet sie.

Für Parkplatz-Suchende und Bewohner ist es oft ärgerlich, wenn Wohnmobile sich monatelang nicht vom Fleck bewegen und den öffentlich­en Raum belegen. Rechtlich ist dagegen aber nichts einzuwende­n. „Die Ergebnisse der letzten Haushaltsb­efragung aus dem Jahr 2018 zeigten, dass die Anzahl der Haus

mit zwei oder mehr Pkw zunimmt. Solange die Fahrzeuge zugelassen sind und die Regelungen der Straßenver­kehrsordnu­ng im Bezug auf das Parken eingehalte­n werden, sind keine weiteren Handlungsm­öglichkeit­en aus Sicht der Verkehrspl­anung gegeben“, sagt das Tiefbauamt.

Etwas anders sieht die Situation bei Wohnwagen und Anhängern aus. Sie dürften laut Straßenver­kehrsordnu­ng „nicht länger als zwei Wochen geparkt werden, außer auf speziell gekennzeic­hneten

Flächen“, so das Tiefbauamt. Diese Regelung ist jedoch leicht zu umgehen, in dem der Anhänger ein wenig verschoben wird und sich damit der Stand des Reifenvent­ils verändert.

Für die Kontrolle sind laut Stadt der Verkehrsüb­erwachungs­dienst und die Polizei zuständig. „Um Hänger nach erlaubter Parkzeit gebührenpf­lichtig verwarnen zu können, werden diese, inklusive Bildmateri­al, von uns vornotiert und nach Ablauf der 14-Tage-Frist erneut kontrollie­rt“, teilt der Vehrhalte kehrsüberw­achungsdie­nst (VÜD) mit. Um dieses „Katz-und-MausSpiel“eindeutige­r zu regeln und einer steten „Scheininbe­triebnahme“eines Wohnwagens oder Anhängers entgegenzu­wirken, wurde im Jahr 2016 eine Petition an den Petitionsa­usschuss des Deutschen Bundestage­s zur Änderung des entspreche­nden Paragrafen in der Straßenver­kehrsordnu­ng eingereich­t. Ohne Erfolg. „Es kann aber auch nicht jeder Einzelfall von der Verordnung erschöpfen­d geregelt werden“, so eine der Begründung­en.

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Foto: Bernd Hohlen Die Zahl der Wohnmobile ist in Augsburg in den vergangene­n drei Jahren gestiegen. Oft nehmen sie Anwohnern Parkplätze weg, was zu Konflikten führt.

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