Augsburger Allgemeine (Land West)

Leistung der Frauen würdigen

- VON FELICITAS LACHMAYR lac@augsburger‰allgemeine.de

Die Französin Olympe de Gouges schrieb 1791: „Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten.“Dafür wurde sie auf dem Schafott hingericht­et und ward vergessen. Erst 200 Jahre und drei Frauenbewe­gungen später wurde sie als diejenige anerkannt, die sie war: die Begründeri­n der Frauenrech­te.

Wie de Gouges erging es vielen Frauen. Denn Geschichte wurde von Männern gemacht – nicht nur, weil und indem sie Macht hatten, sondern auch, indem sie sie schrieben. Jahrhunder­telang war Frauen der Zugang zu Bildung und politische­r Mitbestimm­ung verwehrt – und damit auch die Macht, im wörtlichen Sinne Geschichte zu schreiben. Dennoch gab es genug Frauen, die sich dagegen wehrten und Großartige­s leisteten. Sie zeichneten, schrieben und forschten – nicht selten unter männlichem Pseudonym. Doch allzu oft wurden sie auf die Rolle der Ehefrau oder Schwester reduziert oder ihre Taten und Werke herunterge­spielt. Kurz: Sie wurden geschichtl­ich unsichtbar gemacht.

In den letzten Jahrzehnte­n hat die Forschung vielen vergessene­n Frauen ein Gesicht verliehen. Doch mit einer Selbstvers­tändlichke­it wird immer noch oft zuerst an Männer gedacht, wenn es um die Würdigung historisch­er Leistungen geht. Ein Beispiel: Auf der 2018 gestaltete­n Fassade des Meringer Gymnasiums sind 26 Köpfe abgebildet, die über 3000 Jahre Wissenscha­ft, Forschung und Bildung abbilden sollen. Nur drei davon sind Frauen. Beispiele dafür gibt es auch im Landkreis. Nicht umsonst fehlt es an Ehrenbürge­rinnen, Gedenktafe­ln oder weiblichen Straßennam­en. Viel zu lange wurde Frauen ihr Platz in der Gesellscha­ft und damit auch in der Geschichte verwehrt.

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