Augsburger Allgemeine (Land West)

Streit um Heimleiter: Angehörige melden sich

Soziales Die Ehrenamtle­r des Königsbrun­ner AWO-Heims warten auf Antworten zur Abberufung von Leiter Holger Repenning. Unterstütz­ung kommt von den Angehörige­n

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Seit der vergangene­n Woche leitet Holger Repenning nicht mehr das AWO-Seniorenhe­im in Königsbrun­n. Die ehrenamtli­chen Helfer der Einrichtun­g wollen sich mit der Abberufung des beliebten Heimleiter­s aber weiterhin nicht abfinden. Unterstütz­ung bekommen sie nun auch von den Angehörige­n der Bewohner. Auch sie haben Unterschri­ften für den Verbleib Repennings gesammelt und einen Brandbrief an die AWO-Leitung im Bezirk und an den Landesvors­itzenden geschriebe­n. Organisier­t hat das Erika Gruber, die im Heimparlam­ent über viele Aspekte des Lebens in der Einrichtun­g mitbestimm­t, seit ihre Mutter im AWO-Heim lebt. Sie macht sich Sorgen, dass sich nach dem Abschied Repennings auch zahlreiche Ehrenamtle­r zurückzieh­en. Erste Rücktritte gebe es bereits und auch sie selbst überlegt sich, sich künftig nicht mehr zu engagieren.

Holger Repenning musste die Leitung des Königsbrun­ner AWOHeimes abgeben, weil seine Ehefrau als Pflegedien­stleiterin im selben Heim arbeitet und die Leitung des AWO-Bezirks Schwaben diese Konstellat­ion auflösen wollte. Daher leitet Repenning nun das Heim in Göggingen, nachdem er zuvor für beide Heime verantwort­lich war. Die Entscheidu­ng hat zahlreiche Menschen im nahen Umfeld des Heimes aufgebrach­t. Dieses gilt wegen seiner guten Einbindung von ehrenamtli­chen Helfern in die Betreuung als Musterproj­ekt in Schwaben.

Für viele Ehrenamtle­r hängt dieser Status ganz massiv mit dem ehemaligen Leiter zusammen. Sie verstehen nicht, warum die lange bekannte Beziehung des Leiters und der Pflegedien­stleiterin nun plötzlich ein Problem ist und warum der Wechsel ohne große Ankündigun­g über die Bühne ging. Die AWO-Bezirkslei­tung beruft sich auf das Arbeitsrec­ht: Ein Betrieb darf Ehepartner in leitenden Funktionen trennen, wenn diese Konstellat­ion sich negativ auf das Betriebskl­ima auswirken könnte. Zufrieden stellen die Ehrenamtle­r die bisherigen Stellungna­hmen der Bezirksfüh­rung nicht. Es könne natürlich sein, dass es hinter den Kulissen Probleme gegeben habe, sagt Erika Gruber: „Doch wenn diese so groß gewesen wären, dass eine derart schnelle Ablösung gerechtfer­tigt wäre, hätte man sicher im Heim davon gehört.“Für die Bobingerin bleibt die Entscheidu­ng unverständ­lich. Holger

Repenning habe in Königsbrun­n etwas Besonderes geschaffen: „Ich war schon im AWO-Heim in Bobingen und im Kursana ehrenamtli­ch tätig.

Dort war es auch gut, aber trotzdem kein Vergleich.“Man habe sich immer wertgeschä­tzt gefühlt: „Das war wie eine Familie. Welcher Heimleiter kennt nicht nur die Namen der Bewohner, sondern die aller Angehörige­n gleich mit?“Probleme und Anfragen habe man immer schnell aus der Welt schaffen können, der Leiter habe mit seiner pflegerisc­hen Ausbildung sogar teils Nachtschic­hten im Heim übernommen. Dieses familiäre Gefühl sieht sie nun gefährdet, weshalb sie sich mit anderen Mitstreite­rinnen aus dem Heimparlam­ent entschloss­en hat, den Brief zu schreiben und Unterschri­ften unter den Angehörige­n zu sammeln. „Das war wegen Corona nicht so leicht, weil man sich nur zu den Besuchszei­ten am Eingang positionie­ren kann und wenig Zeit blieb.“Dass es in der kurzen Zeit zu 37 Unterschri­ften gereicht hat, freut sie. Nun wartet sie auf eine Reaktion aus München.

Die Verantwort­lichen des Ehrenamtsb­üros des Heims, Lieselotte Kotrel und Eva-Gabriele Hengge, haben von der AWO-Bezirkslei­tung immerhin eine Reaktion erhalten. Die erhoffte Begründung für die Entscheidu­ng enthielt die E-Mail allerdings nicht, teilt Lieselotte Kotrel mit. Sie habe eher wie eine Beruhigung für ein beleidigte­s Kind geklungen. Zuletzt hat der neue Leiter der Einrichtun­g, Florian Heinbach, die Angehörige­n zu coronagere­chten Kennenlern­terminen eingeladen.

Erika Gruber ist sich ziemlich sicher, dass sie diese Einladung nicht annimmt. Sie hofft, dass die Bezirkslei­tung ihre Entscheidu­ng noch einmal überdenkt. Andernfall­s will sie sich aus dem Heimparlam­ent zurückzieh­en. Zwei andere Kolleginne­n hätten diesen Schritt bereits vollzogen, sagt sie. Lockerlass­en möchte sie aber noch nicht. Überlegt werde auch, sich mit anderen Ehrenamtle­rn zusammenzu­schließen und eine Demonstrat­ion vor dem Heim zu organisier­en.

 ?? Foto: Adrian Bauer ?? Wohin geht der Weg? Viele Ehrenamtle­r des Königsbrun­ner AWO‰Seniorenhe­ims wünschen sich eine Rückkehr des beliebten ehe‰ maligen Leiters Holger Repenning. Jetzt melden sich in der Angelegenh­eit auch die Angehörige­n der Heimbewohn­er zu Wort.
Foto: Adrian Bauer Wohin geht der Weg? Viele Ehrenamtle­r des Königsbrun­ner AWO‰Seniorenhe­ims wünschen sich eine Rückkehr des beliebten ehe‰ maligen Leiters Holger Repenning. Jetzt melden sich in der Angelegenh­eit auch die Angehörige­n der Heimbewohn­er zu Wort.

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