Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Rückkehr des Bügeleisen­s

Kult Raumschiff Orion hebt wieder ab – ein schier unlösbares Unterfange­n

- VON MARKUS BÄR

Die Ankündigun­g wird vielleicht so manches ältere Semester hoffnungsf­roh entzücken – und Jüngere mit einem ausgeprägt­en Sinn für echten Kult werden es womöglich kaum erwarten können: Die Raumpatrou­ille Orion wird wieder starten. Nein, nicht als Wiederholu­ng im öffentlich-rechtliche­n Weltraum. Viel brisanter. Die Produktion­sfirma Bavaria Film will zusammen mit dem weltweit renommiert­en Nürnberger Filmeffekt­e-Unternehme­n Uncharted Territory ein Remake produziere­n. Wissen die Verantwort­lichen eigentlich, was sie sich da antun? Eine Aufgabe aufhalsen, die vielleicht nicht lösbar ist?

Wir erinnern uns: 1966, im gleichen Jahr, als in den USA „Raumschiff Enterprise“vom Stapel lief, hob in der Bundesrepu­blik in Schwarz-Weiß die „Orion“ab. Mit dem unvergesse­nen Dietmar Schönherr (er starb 2014 auf Ibiza) als Major Cliff Allister McLane. Kommandant eines Raumkreuze­rs, der in seinem leider nur siebenteil­igen ARDEinsatz Einschaltq­uoten von bis zu 56 Prozent erreichte.

Und damit nicht genug. War doch allein die Inneneinri­chtung der Orion mit dem legendären Bügeleisen als Schaltelem­ent der Steuerkons­ole und den Plastikbec­hern an Charme nicht zu überbieten. Dass die Requisiten der budgetknap­pen Filmschaff­enden unfassbar dilettanti­sch wirkten, steigerte im Laufe der Jahre den Kultfaktor. Doch so richtig wird die ganze Klasse der deutschen Serie deutlich, wenn man sich eine Manöveranw­eisung aus dem ersten Teil „Angriff aus dem All“auf der Zunge zergehen lässt: „Achtung, Magnetkiss­en fluten“heißt es da. Wer will bitte einen solchen Satz toppen? Eine Aufgabe, eigentlich unlösbar.

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Foto: Imago Images

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