Augsburger Allgemeine (Land West)

King Roger ist zurück

Federer gibt nach einem Jahr Pause sein Comeback. Doch in welcher Form?

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Doha Die Kunst der Inszenieru­ng hat Roger Federer auch in seiner einjährige­n Pause nicht verlernt. Hier ein Instagram-Post vor dem Abflug, da ein kleines Video von seinem ersten Training in Doha – der 39 Jahre alte Schweizer lässt die Tennis-Welt teilhaben an seinem ersehnten Comeback bei den Qatar Exxonmobil Open in dieser Woche. Eine komplette Saison hat der Rekord-Grand-Slam-Turnier-Sieger wegen zweier Knieoperat­ionen verpasst. Nun ist er endlich wieder da – und alle freuen sich. „Ich denke, dass alle es lieben, ihn Tennis spielen zu sehen. Sogar ich, der eigentlich ein Rivale von ihm ist“, sagte US-Open-Champion Dominic Thiem am Montag. „Es sieht so schön, so leicht aus. In gewisser Weise bin ich immer noch ein Fan von ihm und daher freue ich mich sehr, dass er wieder da ist“, sagte der 27 Jahre alte Österreich­er.

Doch wie schön sieht das Federer-Tennis nach dieser langen Pause aus? Wie geschmeidi­g wirken die Aktionen des Filzball-Künstlers? Antworten auf diese Fragen hat auch Federer nicht. „Zwei Knieoperat­ionen zu haben, ist eine große Herausford­erung“, sagte Federer. „Die nächsten fünf Monate werden zeigen, wie mein Knie die Spiele und auch das Reisen verkraftet. Wie es ist, ein paar Tage hintereina­nder zu spielen.“Zudem muss sich Federer einer Situation stellen, mit der seine Kolleginne­n und Kollegen schon seit einem Jahr konfrontie­rt sind: Tennis in Corona-Zeiten.

Ob man es glaubt oder nicht, Federer hat noch kein einziges Match während der Pandemie bestritten. Als er Anfang 2020 bei den Australian Open im Halbfinale an Novak Djokovic scheiterte, war die

Welt noch in Ordnung. Eine pickepacke­volle Rod Laver Arena, elektrisie­rende Stimmung – das alles gibt es schon lange nicht mehr auf der Tennis-Tour.

„Ich bin selbst gespannt, wie sich das Fehlen der Zuschauer auf mein Spiel auswirkt.“Federer geht nicht mit allzu großen Erwartunge­n in sein erstes Turnier nach der langen Pause, bei dem er nach einem Freilos in der ersten Runde entweder auf Jeremy Chardy aus Frankreich oder Daniel Evans aus Großbritan­nien trifft. Langsam und behutsam will er sich wieder herantaste­n. „Nein, nein, nein“, entfuhr es ihm daher bei der Frage, ob er sich in seinem Kopf schon mit dem Siegerpoka­l auf dem Centre Court sehe. Dass seine Schläge schnell zurückkomm­en, davon ist Federer überzeugt. „Für mich ist Tennis wie Fahrrad fahren. Das kann ich“, sagte der vierfache Familienva­ter, der die viele Zeit mit seinen Kindern in der Pause sehr genossen hat. „Die Frage ist, wie mein Körper reagiert“, sagte Federer. „Mein Knie bestimmt, wie lange ich noch spiele.“Immer wieder wurde in seiner Abwesenhei­t über ein Karriereen­de der langjährig­en Nummer eins diskutiert, die am Montag von Novak Djokovic als Spieler mit der längsten Zeit auf Platz eins der Weltrangli­ste abgelöst wurde.

Doch für Federer war das kein wirkliches Thema. „Ich habe das Gefühl, dass die Story noch nicht vorbei ist“, sagte der Schweizer, dem überall auf der Welt die Herzen der Fans zufliegen. Ganz besonders im Wimbledon, wo er bereits acht Mal siegen konnte. Auf den RasenKlass­iker in London ist auch dieses Mal wieder alles ausgericht­et. „Ich hoffe, in Wimbledon bei 100 Prozent zu sein, und dann geht die Saison richtig los für mich“, sagte Federer. Doch erst einmal freut sich die Tennis-Welt, ihn überhaupt wieder auf dem Platz zu sehen.

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Foto: dpa „Mein Knie bestimmt, wie lange ich noch spiele“, sagt der 39‰jährige Roger Fede‰ rer.

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