Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Freude von Bénes hält sich in Grenzen

Bundesliga Gegen Hertha BSC gelingt dem Winterneuz­ugang sein erster Treffer für den FC Augsburg. Nun kommt es zum Aufeinande­rtreffen mit seinem Stammverei­n, bei dem er sich bislang nicht durchsetze­n konnte

- VON JOHANNES GRAF

Die Reaktion in den sozialen Netzwerken ließ nicht lange auf sich warten, die Freude hielt sich indes in Grenzen. Gegen Hertha BSC hatte László Bénes seinen ersten Treffer für den FC Augsburg erzielt, sein Tor in der zweiten Spielminut­e gereichte dem Fußball-Bundesligi­sten aber nicht zum ersehnten Erfolg. Mit seinem Instagram-Profil kommentier­te der 23-Jährige sein Augsburger Premierent­or. Das Ergebnis des Spiels, so schrieb er, sei schwer zu akzeptiere­n. „Es wäre besser gewesen, mein erstes Tor für den FCA mit einem Sieg zu feiern.“

Wobei der slowakisch­e Nationalsp­ieler ebenso wie seine Mitspieler einsehen musste, dass der FCA selbst für dieses 1:2 verantwort­lich gewesen war. Vor den Gegentoren zeigten Spieler Fehlverhal­ten, vor allem aber verhielten sie sich nach der frühen Führung wie ein Kaninchen vor der Schlange. Derweil hätte es Anlass gegeben, weitaus mutiger aufzutrete­n. Sehenswert hatte Bénes den Ball per Direktabna­hme aus der Luft ins Berliner Tor geschossen und seiner Mannschaft Selbstvert­rauen eingeflößt. Solch einen Start ins Spiel wünscht sich jede Auswärtsma­nnschaft.

In der Augsburger Scorer-Statistik war Bénes bis dato nicht in Erscheinun­g getreten. Für Augsburgs Trainer Heiko Herrlich kein Grund zu Kritik. Grundsätzl­ich täte Bénes dem eigenen Spiel gut, meinte Herrlich. „Bei Offensivsp­ielern legt man oft den Maßstab an, sie nach Toren zu bewerten. Aber es gibt auch den vorletzten Pass oder den, der das Spiel schnell macht. Da ist er oft beteiligt.“

Vor dem Spiel hatte der FCATrainer eine bevorstehe­nde Torbeteili­gung des Winterneuz­ugangs vorausgesa­gt. „Ich bin davon überzeugt, dass er bald die messbaren Zahlen liefert.“Und Bénes lieferte tatsächlic­h. Kurioserwe­ise erzielte er seinen zweiten Bundesliga­treffer erneut gegen Hertha BSC. Und hätten die Berliner nicht noch die Partie gedreht, es wäre eine Duplizität der Ereignisse gewesen. Im April 2017 hatte ein Bénes-Tor zum 1:0-Erfolg von Borussia Mönchengla­dbach geführt.

Im Februar war der offensive Mittelfeld­spieler zum FCA gewechselt, nachdem Medien zuvor noch über einen Verbleib des Profis am Niederrhei­n spekuliert hatten. Als sich kurzfristi­g die Chance zum Transfer bot, einigten sich Spieler und Vereine auf eine Leihe bis Saisonende. Bénes’ Vorhaben: endlich mehr Spielzeit erhalten.

Im Sommer 2016 war er als 19-Jähriger in die Bundesliga gewechselt, in der Rückrunde kam er in Gladbach zu Einsätzen. Dann jedoch brach er sich den Mittelfuß und verpasste beinahe die komplette Saison. Nach einem halben Jahr ohne Einsätze ließ sich der Spieler zum Zweitligis­ten Holstein Kiel verleihen, dort erhielt er jenen Stellenwer­t, den er in Gladbach einnehmen wollte. Gestärkt durch Spielpraxi­s kehrte er zum ambitionie­rten Bundesligi­sten zurück. Nach einer Saison mit etlichen Einsätzen bremste ihn zu Beginn der laufenden Runde die nächste Verletzung aus. Sein erstes Ligaspiel im Gladbacher Trikot bestritt er Anfang November.

Weil das Gedränge im Mönchengla­dbacher Mittelfeld­zentrum mit Florian Neuhaus, Christoph Kramer oder Denis Zakaria groß ist und die Aussichten auf Startelfei­nsätze bescheiden blieben, suchte er in der Winterwech­selphase einen alternativ­en Klub. Der FCA zeigte sich empfänglic­h, weil er in Bénes eine Lösung seiner spielerisc­hen Armut sah. FCA-Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter zeigt sich mit den Darbietung­en des Spielers bislang zufrieden. „Er ist immer anspielbar, versucht, gute Bälle zu spielen. Ein absolut guter Fußballer, dem ich eine sehr gute Karriere voraussage.“

Dass Bénes dauerhaft in Augsburg einem Beruf nachgehen wird, scheint äußerst fraglich. Sein Vertrag in Mönchengla­dbach läuft bis Sommer 2024, der FCA ist Mittel zum Zweck. Im Sommer steht eine Europameis­terschaft an, Bénes will dabei dem Kader der slowakisch­en Nationalma­nnschaft angehören. Dafür benötigt er Einsatzzei­t in der Bundesliga – und zwar vom Anpfiff weg.

Bislang geht sein Plan auf, seit seinem Wechsel stand der 23-Jährige in allen FCA-Begegnunge­n in der Anfangsfor­mation. Daran wird sich am Freitag wohl nichts ändern. Im Aufeinande­rtreffen mit seinem Stammverei­n Borussia Mönchengla­dbach (20.30 Uhr/DAZN) kann Bénes zeigen, dass er auch in dessen Mittelfeld eine Bereicheru­ng wäre.

 ?? Foto: Sören Stache, dpa ?? László Bénes (Mitte) als umjubelter Tor‰ schütze des FC Augsburg. Nach dem Spiel in Berlin hielt sich seine Freude in Grenzen.
Foto: Sören Stache, dpa László Bénes (Mitte) als umjubelter Tor‰ schütze des FC Augsburg. Nach dem Spiel in Berlin hielt sich seine Freude in Grenzen.

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