Augsburger Allgemeine (Land West)
Ungewissheit ist die neue Normalität
Weise Sprüche sollen die Welt erklärbarer machen. Kein Wunder, wenn die Gedanken dieser Tage über ein küchenphilosophisches „Früher war alles besser“nicht hinausgehen. Denn der Alltag ist kompliziert geworden: Mit wie vielen Menschen darf man sich treffen? In welcher Straße gilt die Maskenpflicht? Was ändert sich mit welchem Inzidenzwert? Fragen, deren Antworten jeden Tag anders ausfallen können.
Vor Corona wusste man im Frühjahr, wo man den Sommerurlaub verbringt, wann das nächste Konzert stattfindet und wann man sich mit Freunden im Biergarten trifft. Kurz: Es gab Dinge, die immer wieder neu überlegt werden mussten, die aber in ihrer Spontanität beständig waren.
Inzwischen muss man sich informieren, ob und wie man eine neue Jeans kaufen kann. An Reisen oder Restaurantbesuche ist nicht zu denken. Unser Alltag ist von Zahlen dominiert, die teils mehr Fragen aufwerfen als Antworten liefern. Die Ungewissheit ist zur neuen Normalität geworden. Aber vielleicht kann auch da ein weiser Spruch helfen. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, hat der griechische Philosoph Sokrates schon vor über 2000 Jahren erkannt. Das ist nicht viel, aber mehr als nichts.