Augsburger Allgemeine (Land West)

Ungewisshe­it ist die neue Normalität

- VON FELICITAS LACHMAYR lachmayr@augsburger‰allgemeine.de

Weise Sprüche sollen die Welt erklärbare­r machen. Kein Wunder, wenn die Gedanken dieser Tage über ein küchenphil­osophische­s „Früher war alles besser“nicht hinausgehe­n. Denn der Alltag ist komplizier­t geworden: Mit wie vielen Menschen darf man sich treffen? In welcher Straße gilt die Maskenpfli­cht? Was ändert sich mit welchem Inzidenzwe­rt? Fragen, deren Antworten jeden Tag anders ausfallen können.

Vor Corona wusste man im Frühjahr, wo man den Sommerurla­ub verbringt, wann das nächste Konzert stattfinde­t und wann man sich mit Freunden im Biergarten trifft. Kurz: Es gab Dinge, die immer wieder neu überlegt werden mussten, die aber in ihrer Spontanitä­t beständig waren.

Inzwischen muss man sich informiere­n, ob und wie man eine neue Jeans kaufen kann. An Reisen oder Restaurant­besuche ist nicht zu denken. Unser Alltag ist von Zahlen dominiert, die teils mehr Fragen aufwerfen als Antworten liefern. Die Ungewisshe­it ist zur neuen Normalität geworden. Aber vielleicht kann auch da ein weiser Spruch helfen. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, hat der griechisch­e Philosoph Sokrates schon vor über 2000 Jahren erkannt. Das ist nicht viel, aber mehr als nichts.

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