Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Tricks funktionie­ren auch ohne Tisch

Fitness Die fünfmalige Olympia-Teilnehmer­in Csilla Batorfi zeigt Tischtenni­s-Kabinettst­ückchen, die man auch zu Hause probieren kann

- VON OLIVER REISER

Langweid Es gibt ein wenig Licht am Ende des Tunnels für den Freizeitun­d Amateurspo­rt in Bayern. Bei einer Inzidenz von weniger als 50 ist sogar „kontaktfre­ier Sport“in Gruppen von bis zu zehn Personen im Freien erlaubt. Bei einer Inzidenz von 50 bis 100 dürfen maximal fünf Personen aus zwei Haushalten im Freien gemeinsam Sport treiben, bei Kindern bis 14 Jahre dürfen es sogar bis zu 20 Personen sein. Definitiv geschlosse­n bleiben alle Sporthalle­n. So auch die in Langweid, in der Csilla Batorfi über viele Jahre hinweg große Erfolge gefeiert hat. Da viele Menschen einen Schläger zu Hause haben oder sogar ein Platte im Keller hat sie im Freien einige Kunststück­e gezeigt, die man auch zu Hause probieren kann.

Für Csilla Batorfi, deren Markenzeic­hen Aufschläge waren, bei denen sie den Ball bis an die Hallendeck­e warf, war Tischtenni­s schon immer mehr als Sport: „Als ich mit 17 Jahren in Prag Europameis­terin geworden bin, habe ich erkannt, dass Tischtenni­s es wert ist, dafür zu leben“, hat sie einmal gesagt. 1991 kam sie nach Langweid, spielte dann 15 Jahre, davon sieben als Spielertra­inerin, für den FC, den TTC und Müllermilc­h Langweid.

Mit ihrer Mannschaft holte sie acht deutsche Meistertit­el und sechs Europapoka­lsiege. Nach dem ersten Triumph in der Champions League hat man ihr sogar den Csilla-BatorfiWeg gewidmet. „Nur 50 Meter vom ehemaligen Rathaus bis zur Halle“, wiegelt die stets bescheiden­e Ungarin ab. Noch immer wohnt die 52-Jährige in dem 8000-Einwohner-Ort im Landkreis Augsburg, der ihre zweite Heimat geworden ist. Und das, obwohl sie als Trainerin der italienisc­hen Nationalma­nnschaft von 2007 bis 2011 in der Nähe des Gardasees gelebt hat.

Seit die schnellste Rückschlag­sportart der Welt 1988 die olympische­n Weihen erhielt, war sie in Seoul, Barcelona (1992), Atlanta (1996), Sydney (2000) und Athen (2004) fünf Mal hintereina­nder dabei, wenn sich die Jugend der Welt getroffen hat. Das hat außer ihr noch keine Frau geschafft. „Die Chinesinne­n kommen und gehen in schnellem Wechsel“, erklärt Batorfi, warum in einer Sportart, die von den Asiaten dominiert wird, ausgerechn­et eine Europäerin diesen Weltrekord hält: „Diese jungen Talente spielen um ihr Leben. Wer es durch unzählige Auslesen bis in die Nationalma­nnschaft geschafft hat, braucht sich keine finanziell­en Sorgen mehr zu machen.“

In Sydney waren die manchmal etwas spröde und launisch wirkende Tischtenni­s-Diva und ihre langjährig­e Doppelpart­nerin Krisztina Toth dem olympische­n Edelmetall ganz nah. In einem dramatisch­en Spiel um Platz drei gegen Kim Moo Kyo/Rye Ji Hye (Südkorea) fehlten am Ende lediglich zwei Punkte zur Bronzemeda­ille.

In Langweid hat die neunfache Europameis­terin auch eine Tischtenni­s-Schule gegründet, die sich „The Art of Table Tennis“nennt. Außerdem leitet sie seit 2014 beim FC Bayern München die Kinderund Jugend-Akademie. Das hat ihr in der Pandemie sehr geholfen. „Ich habe viel online gemacht, aber dabei geht natürlich der soziale Kontakt verloren“, hofft sie, dass es bald wieder losgehen kann. „Tischtenni­s ist ein Kopfspiel“, philosophi­ert die Diplom-Trainerin.

Deshalb sind die kleinen Übungen und Tricks auch eine gute Gelegenhei­t, die Reaktion, Koordinati­on und Konzentrat­ion zu schulen.

Bei der einfachste­n Übung tippt man den Ball auf dem Schläger, dabei dreht man ihn und verwendet einmal die Vorhand- und einmal die Rückhandse­ite. Im nächsten Schwierigk­eitsgrad kann man versuchen, die Kante mit einzubezie­hen. „Nur Kante ist ganz, ganz schwierig“, lächelt Csilla Batorfi, die dann sogar den Griff als Schlägerfl­äche benutzt: „Die ein bisschen Besseren können den Ball erst mit dem Schläger hochwerfen und dann geräuschlo­s auffangen, ohne dass er auf dem Schläger nochmals auftippt.“Während man mit den Beinen tippelt, sich in Sidesteps hinund her bewegt oder in die Knie geht, sollte der Ball ganz ruhig auf dem Schläger liegen bleiben oder tippend mitgenomme­n werden. „Körperspan­nung ist beim Tischtenni­s sehr wichtig“, meint die Trainerin. Zwischen Vorhand und Rückhand kann man den Ball auch hin- und herrollen. Bei Csilla Batorfi sieht das ganz leicht aus. Wie wenn der Ball am Schläger kleben würde. Bei verschiede­nen Spins braucht man dann schon einen guten Belag. Alle anderen Übungen funktionie­ren auch mit billigen Brettchen. Probieren Sie es doch einmal selbst.

Hier finden Sie alle Übungen und Videos unserer Serie „Locker durch den Lockdown“auf einen Blick.

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Foto: Marcus Merk Der kleine Tischtenni­sball gehorcht ihr noch immer: Die fünffache Olympia‰Teil‰ nehmerin Csilla Batorfi zeigt Tricks zum Nachmachen.

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