Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Tricks funktionieren auch ohne Tisch
Fitness Die fünfmalige Olympia-Teilnehmerin Csilla Batorfi zeigt Tischtennis-Kabinettstückchen, die man auch zu Hause probieren kann
Langweid Es gibt ein wenig Licht am Ende des Tunnels für den Freizeitund Amateursport in Bayern. Bei einer Inzidenz von weniger als 50 ist sogar „kontaktfreier Sport“in Gruppen von bis zu zehn Personen im Freien erlaubt. Bei einer Inzidenz von 50 bis 100 dürfen maximal fünf Personen aus zwei Haushalten im Freien gemeinsam Sport treiben, bei Kindern bis 14 Jahre dürfen es sogar bis zu 20 Personen sein. Definitiv geschlossen bleiben alle Sporthallen. So auch die in Langweid, in der Csilla Batorfi über viele Jahre hinweg große Erfolge gefeiert hat. Da viele Menschen einen Schläger zu Hause haben oder sogar ein Platte im Keller hat sie im Freien einige Kunststücke gezeigt, die man auch zu Hause probieren kann.
Für Csilla Batorfi, deren Markenzeichen Aufschläge waren, bei denen sie den Ball bis an die Hallendecke warf, war Tischtennis schon immer mehr als Sport: „Als ich mit 17 Jahren in Prag Europameisterin geworden bin, habe ich erkannt, dass Tischtennis es wert ist, dafür zu leben“, hat sie einmal gesagt. 1991 kam sie nach Langweid, spielte dann 15 Jahre, davon sieben als Spielertrainerin, für den FC, den TTC und Müllermilch Langweid.
Mit ihrer Mannschaft holte sie acht deutsche Meistertitel und sechs Europapokalsiege. Nach dem ersten Triumph in der Champions League hat man ihr sogar den Csilla-BatorfiWeg gewidmet. „Nur 50 Meter vom ehemaligen Rathaus bis zur Halle“, wiegelt die stets bescheidene Ungarin ab. Noch immer wohnt die 52-Jährige in dem 8000-Einwohner-Ort im Landkreis Augsburg, der ihre zweite Heimat geworden ist. Und das, obwohl sie als Trainerin der italienischen Nationalmannschaft von 2007 bis 2011 in der Nähe des Gardasees gelebt hat.
Seit die schnellste Rückschlagsportart der Welt 1988 die olympischen Weihen erhielt, war sie in Seoul, Barcelona (1992), Atlanta (1996), Sydney (2000) und Athen (2004) fünf Mal hintereinander dabei, wenn sich die Jugend der Welt getroffen hat. Das hat außer ihr noch keine Frau geschafft. „Die Chinesinnen kommen und gehen in schnellem Wechsel“, erklärt Batorfi, warum in einer Sportart, die von den Asiaten dominiert wird, ausgerechnet eine Europäerin diesen Weltrekord hält: „Diese jungen Talente spielen um ihr Leben. Wer es durch unzählige Auslesen bis in die Nationalmannschaft geschafft hat, braucht sich keine finanziellen Sorgen mehr zu machen.“
In Sydney waren die manchmal etwas spröde und launisch wirkende Tischtennis-Diva und ihre langjährige Doppelpartnerin Krisztina Toth dem olympischen Edelmetall ganz nah. In einem dramatischen Spiel um Platz drei gegen Kim Moo Kyo/Rye Ji Hye (Südkorea) fehlten am Ende lediglich zwei Punkte zur Bronzemedaille.
In Langweid hat die neunfache Europameisterin auch eine Tischtennis-Schule gegründet, die sich „The Art of Table Tennis“nennt. Außerdem leitet sie seit 2014 beim FC Bayern München die Kinderund Jugend-Akademie. Das hat ihr in der Pandemie sehr geholfen. „Ich habe viel online gemacht, aber dabei geht natürlich der soziale Kontakt verloren“, hofft sie, dass es bald wieder losgehen kann. „Tischtennis ist ein Kopfspiel“, philosophiert die Diplom-Trainerin.
Deshalb sind die kleinen Übungen und Tricks auch eine gute Gelegenheit, die Reaktion, Koordination und Konzentration zu schulen.
Bei der einfachsten Übung tippt man den Ball auf dem Schläger, dabei dreht man ihn und verwendet einmal die Vorhand- und einmal die Rückhandseite. Im nächsten Schwierigkeitsgrad kann man versuchen, die Kante mit einzubeziehen. „Nur Kante ist ganz, ganz schwierig“, lächelt Csilla Batorfi, die dann sogar den Griff als Schlägerfläche benutzt: „Die ein bisschen Besseren können den Ball erst mit dem Schläger hochwerfen und dann geräuschlos auffangen, ohne dass er auf dem Schläger nochmals auftippt.“Während man mit den Beinen tippelt, sich in Sidesteps hinund her bewegt oder in die Knie geht, sollte der Ball ganz ruhig auf dem Schläger liegen bleiben oder tippend mitgenommen werden. „Körperspannung ist beim Tischtennis sehr wichtig“, meint die Trainerin. Zwischen Vorhand und Rückhand kann man den Ball auch hin- und herrollen. Bei Csilla Batorfi sieht das ganz leicht aus. Wie wenn der Ball am Schläger kleben würde. Bei verschiedenen Spins braucht man dann schon einen guten Belag. Alle anderen Übungen funktionieren auch mit billigen Brettchen. Probieren Sie es doch einmal selbst.
Hier finden Sie alle Übungen und Videos unserer Serie „Locker durch den Lockdown“auf einen Blick.