Augsburger Allgemeine (Land West)

Kein Platz mehr für Luxusschli­tten

Landeshaup­tstadt In der Münchner Maximilian­straße sollen Parkplätze gestrichen werden. Doch teure Autos gehören für viele Passanten zum Lebensgefü­hl auf der Prachtmeil­e. Sie zu verbannen, kommt nicht überall gut an

- VON SUSANNE KLÖPFER

München Knapp 2000 Menschen flanieren normalerwe­ise pro Stunde über die Münchner Maximilian­straße mit ihren knapp 70 luxuriösen Ladengesch­äften von Gucci über Cartier zu Chanel. Die Reichen und Schönen sowie die Schaulusti­gen spazieren auf dem teuersten Pflaster in München entlang, das gesäumt ist von Luxusschli­tten wie Porsche, Ferrari und Lamborghin­i. Doch einen Teil dieses Spektakels möchte die Stadt abschaffen.

Die grün-rote Münchner Rathauskoa­lition möchte die Autos weitgehend von der Maximilian­straße verbannen. Etwa ein Drittel der Parkplätze sollen dieses Jahr gestrichen werden, um mehr Raum mit Aufenthalt­squalität zu schaffen. Anwohner, Ladenbesit­zer und der Bezirksaus­schuss Altstadt-Lehel sollen gemeinsam den Raum gestalten, der für den Fuß- und Radverkehr, neue Mobilitäts­formen sowie Freischank­flächen und Anlieferun­g genutzt werden könnte. Doch auf der Luxusmeile sind Kunden, Mitarbeite­r und Passanten, die an einem sonnigen Mittag unterwegs sind, geteilter Meinung über die Pläne.

„Das ist unmöglich“, sagt eine

Frau, die ein Ensemble in Blau trägt und ein wenig bummelt. Nur ab und zu komme sie her, schlendere an den Schaufenst­ern vorbei oder kaufe mal ein Tuch von Hermès, sagt die 80-Jährige. Für sie ist klar: „Der Glanz in der Prachtstra­ße muss bleiben.“Inklusive der Autos.

Einige Schritte entfernt stechen zwei Gestalten ins Auge, die auf dem Asphalt vor dem Hotel Vier Jahreszeit­en Kempinski München knien. Ihr Objekt der Begierde: „Ein Ferrari SF90 Stradale“, weiß Nico, der in einem verwaschen­en Kapuzenpul­li den schwarzen glänzenden

Deutscher Kalbs-Rollbraten* Braten*

Südbayeris­cher Puten-Aufschnitt*

Barilla Pasta

Tempo Taschentüc­her

tetesept Meerwasser­Nasen-Spray

Sportwagen mit 1000 PS filmt. Mehrmals die Woche kommt der 21-Jährige in die Maximilian­straße, um die Autos zu bewundern, und für die sozialen Medien zu filmen. Weniger Parkplätze hält er für „kompletten Quatsch“. Helge, der neben ihm mit seiner Spiegelref­lexkamera steht, fände mehr Platz für Fahrradfah­rer nicht falsch. „Doch die Autos gehören hier einfach dazu“, fügt der 15-Jährige dann hinzu.

Auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te steht Martin, der nur seinen Vornamen in der Zeitung lesen

Hinterschi­nken*

Puten-Oberkeule*

Lorenz Crunchips Erdnußlock­en möchte, da er als Türsteher für das Luxuslabel Cartier arbeitet. Aktuell huschen nur vereinzelt Kunden an dem Mann im Anzug vorbei, um schnell bei der französisc­hen Schmuck- und Uhrenmarke etwas abzuholen. Hinter seiner Pilotenbri­lle hat der 28-Jährige die Maximilian­straße den ganzen Tag im Blick: „Die Parkplätze sind schon so knapp.“Politessen diskutiert­en regelmäßig mit Autofahrer­n und Lieferante­n müssten oft auf dem Bürgerstei­g parken.

Mehr Platz für Fußgänger findet er aber nicht schlecht. „Vor Corona war es an sonnigen Tagen am Wochenende schon sehr eng auf den Gehwegen“, sagt Martin. Er denkt nicht, dass weniger Parkplätze bedeuten, dass weniger Kunden kommen. „Parkhäuser gibt es doch auch in der Nähe. Zudem habe ich einige Milliardär­e kennengele­rnt, die hier auf dem Fahrrad vorbeikomm­en“, entgegnet er mit einem Grinsen.

Vor dem Laden einer italienisc­hen Modemarke steht Laura Obergfell, die einen beigen Trenchcoat und den passenden Schal einer Luxusmarke trägt. Durch die gläsernen Ladentüren zeigt eine Verkäuferi­n ihr Taschen in den Farben „Almond“und „Porridge“, beides

Beigetöne. Die Münchner Lehrerin ist mit dem Auto hergefahre­n, geparkt hat sie aber woanders. „Für mich gehören zu so einer schönen Straße auch schöne Autos“, sagt die 34-Jährige.

Die Maximilian­straße sei der Mittelpunk­t der Stadt, an dem sich die Schickeria treffe. Sie findet, dass man es nicht verstecken müsse, wenn man etwas im Leben erreicht habe. Die knapp 3000 Euro teuren Taschen, auf die sie ein Auge geworfen hat, sind schon reserviert.

Zur Mittagszei­t bildet sich eine Schlange vor dem Operngrill Brenner. Verkauft wird aktuell nur über einen Tresen an den geöffneten Glastüren. Eine Mitarbeite­rin kassiert Spaghetti aglio e olio oder einen Chai-Latte mit Sojamilch ab. „Entweder es wird mehr Laufkundsc­haft geben oder die Gäste, die mit dem Sportwagen vorfahren, schnell einkaufen und bei uns etwas essen, kommen nicht mehr“, schätzt die 25-Jährige hinter dem Tresen mit Blick auf die Pläne der Stadtregie­rung. Erst kürzlich sei die Entscheidu­ng des Münchner Stadtrats auch Thema in einer Teambespre­chung gewesen. Letztendli­ch sei es zwar gut für die Umwelt, aber schlecht für die Geschäfte.

Heidelbeer­en

Arla Buko

Red Bull Organics Energy Drink

Adelholzen­er Mineralwas­ser

Eisbergsal­at

Maggi Fix

Ramazzotti Amaro Aperitivo Rosato

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Foto: Andreas Gebert, dpa Ein Lamborghin­i präsentier­t sich auf der Maximilian­straße.

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