Augsburger Allgemeine (Land West)

Kommen die Festivals wieder?

Die erneute Absage – und Zukunftsso­rgen

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Hamburg/Nürnberg „Es wird diese großen Events wieder geben“, zeigt sich Jens Michow überzeugt. Um dann einzuschrä­nken: „Aber ich bin sehr vorsichtig geworden, mich festzulege­n, wann das sein wird.“Und wenn so schon der Präsident des Bundesverb­ands der Konzert- und Veranstalt­ungswirtsc­haft spricht; und wenn Anfang dieses Jahres schon der Branchen-Fürst Marek Lieberberg von der existenzie­llen Bedrohung der Branche gesprochen hat – dann deutet das wohl darauf hin: Was und wie viel dann zurückkehr­t, könnte genau von diesem Wann abhängen …

An diesem Mittwoch war es jedenfalls, dass die nächste Hiobsbotsc­haft ausgesende­t wurde, von Eventim, dem größten Veranstalt­er hierzuland­e. Es wird demnach auch im Sommer 2021 mindestens diese sieben großen, früheren Festivals des Jahres nicht geben: „Rock am Ring“am Nürburgrin­g, „Rock im Park“in Nürnberg, „Deichbrand“und „Hurricane“in Niedersach­sen, „Southside“in Neuhausen ob Eck in Baden-Württember­g, „SonneMondS­terne“in Thüringen und das Schweizer „Greenfield Festival“. Besonders bitter könnte man das in Nürnberg nennen. Hier fällt damit die eigentlich geplante Sause zum 25-jährigen Jubiläum mit Superstars wie Green Day und der lang erwarteten Rückkehr von System Of A Down auch in der ersten Verschiebu­ng aus. Und irgendwann wird ein solches Jubiläum dann auch albern.

Verbandspr­äsident Michow hofft natürlich, dass die Basis des Spektakels bleibt: „Die Fans sehnen sich danach, endlich wieder miteinande­r zu feiern, Musik zu erleben, ihre Idole zu hören.“Und: „Ein LiveEvent, diese Nähe zum Künstler, bringt eine ganz besondere Emotion.“Ein digitaler Ersatz gerade von Festivals habe darum wenig Sinn. Und Jugendfors­cher Klaus Hurrelmann springt ihm zur Seite, sieht mit den Absagen einen starken Einschnitt für das Leben Jugendlich­er: „Das gehört zum Lebensgefü­hl.“Aber nach vielen Jahren des Wachstums in der Branche, auch mit familienta­uglichen Festivals und immer mehr älteren Besuchern, könnte Corona deutlich mehr als eine Delle bedeuten. Zuletzt war es gerade bei den großen Festivals mit der Konkurrenz um obligatori­sche Star-Headlinern ziemlich eng geworden. Das könnte sich nun lüften.

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