Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Ende einer Ära naht

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger‰allgemeine.de

Es geht um eine der größten Fragen des Sports: Wann ist der richtige Zeitpunkt, eine Karriere zu beenden? Je größer die Karriere, desto spannender die Antwort. Momentan muss sich Roger Federer dieser Frage stellen. Und da er im Tennis eine der größten Karrieren überhaupt geschafft hat, ist die Antwort besonders spannend. Nach über einem Jahr Verletzung­spause startete der 39-jährige Schweizer am Mittwoch sein Comeback mit einem Sieg gegen den Briten Daniel Evans beim Turnier in Doha. Das Ziel ist klar: Wimbledon. Achtmal hat er den Rasenklass­iker schon gewonnen. Rekord.

Eine andere Bestmarke ist er gerade erst losgeworde­n. 310 Wochen stand Federer einst ununterbro­chen auf Platz 1 der Weltrangli­ste. Seit Montag thront der sechs Jahre jüngere Novak Djokovic 311 Wochen an der Spitze. Nach GrandSlam-Siegen ist Rafael Nadal mit Federer gleichgezo­gen. Beide haben zwanzigmal eines der vier großen Turniere gewonnen. Dahinter lauert Djokovic mit 18 Grand-SlamSiegen. Es geht also auch um sein Vermächtni­s, wenn Federer jetzt noch einmal zum Schläger greift.

Der Zufall wollte es, dass er mit Nadal und Djokovic das spektakulä­rste Trio der Tennis-Geschichte bildet. Jeder für sich hätte den Sport in Grund und Boden gesiegt. Die drei zusammen haben ihn auf ein neues Level gehoben. Nur sporadisch konnte Andy Murray in diese Phalanx eindringen. Deshalb ist es eine bemerkensw­erte Nachricht, dass ab kommendem Montag Daniil Medwedew die neue Nummer 2 der Weltrangli­ste ist. Erstmals seit Juli 2005 steht dort dann jemand, der nicht Federer, Djokovic, Nadal oder Murray heißt. Alle vier sind weit jenseits der 30, Federer wird im August 40. Das Ende ihrer Ära ist nahe. Die Herrscher des Tennisspor­ts kommen in die Jahre. Medwedew ist mit 25 Jahren mindestens die Gegenwart und sicherlich die Zukunft.

Federer ist die Vergangenh­eit und klammert sich an die Gegenwart. Noch fliegen ihm die Herzen zu. Doch schon mancher Held verpasste den richtigen Zeitpunkt für das Ende. Wenn aus Bewunderun­g Mitleid wird, ist er verstriche­n.

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Foto: dpa Roger Federer will es nach langer Verlet‰ zungspause noch einmal wissen.
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