Augsburger Allgemeine (Land West)
McClure legt Blitzstart hin
Eishockey Der neu verpflichtete Kanadier feierte einen traumhaften Einstand mit zwei Toren für die Panther in Nürnberg. In der Quarantäne kam ein besonderer Lieferservice
Duanne Moeser ist eine Institution in Augsburg, zuverlässiger als die Deutsche Post. Seit Jahrzehnten. Früher lieferte der Kapitän der Augsburger Panther regelmäßig Tore ab. Bis heute führt der Deutsch-Kanadier die Scorerwertung der Panther in der Deutschen Eishockey Liga mit 144 Toren und 174 Vorlagen an. Das ist eine Marke, die bislang kein zweiter AEVProfi erreichte. Als Sportmanager liefert Moeser ebenfalls pünktlich, und zwar das Essen vor die Haustüre der Spieler. Torwart Olivier Roy ist wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne und bekommt die Verpflegung von Moeser geliefert. Neuverpflichtung Brad McClure durfte nach seiner Ankunft aus Nordamerika die eigenen vier Wände ebenso für fünf Tage nicht verlassen. Moeser brachte die georderten Waren an die Haustüre. Wer als Neuling erstmals nach Europa kommt, hat keine Schwester oder Tante um die Ecke, die zum Supermarkt Milch und Müsli einkaufen geht.
Inzwischen darf McClure jedoch mehr sehen als die Ulrichskirche aus seinem Wohnzimmer. Am Dienstag ging es für den Kanadier erstmals auf Dienstreise mit seinem neuen Arbeitgeber. Ein höchst erfolgreicher Ausflug nach Nürnberg. Nicht nur weil die Panther mit dem 3:2 nach Verlängerung zwei Punkte mitnahmen und zugleich ihre
Durststrecke von vier Niederlagen in Folge beendeten. Nach einem schwachen Auftaktdrittel und einem 0:2-Rückstand sorgte der Neue für die Wende. „Ich hatte nicht wirklich viel Zeit mit der Mannschaft. Der Trainer hat mir gesagt, dass ich mein Spiel einfach halten soll. Daran habe ich mich gehalten, und es ist aufgegangen“, sagt der Profi, der von den Florida Everblades erstmals nach Europa gekommen ist.
Auch nicht alltäglich: Nach nur zwei Trainingseinheiten steckte Tray Tuomie den Außenstürmer bereits in eine der zwei Überzahlformationen. Andererseits konnte der Neuling nicht viel falsch machen, denn das Panther-Powerplay verdient diesen Namen derzeit nicht, ist das schwächste in der Liga. Nachdem die Franken in Überzahl zweimal getroffen hatten, platzte
dem AEV-Coach in der ersten Drittelpause der Kragen: „Es war nicht leise, was ich ihnen gesagt habe. Die Pässe sind nicht angekommen, wir waren unkonzentriert.“
Der Weckruf kam an, insbesondere bei dem Mann mit der Nummer 89. Zunächst fälschte Brad McClure nach einem Schuss von Verteidiger Henry Haase die Scheibe unhaltbar für Nürnbergs Torwart Niklas Treutle zum 2:1 ab.
Die Gäste drängten nun mit Macht auf den Ausgleich, hatten mehr vom Spiel. In der 36. Minute klappte es in Überzahl. Nach einem feinen Querpass von David Stieler zog McClure direkt ab und traf zum 2:2. In der Verlängerung gelang schließlich Adam Payerl der 3:2-Siegtreffer in der 64. Minute. „Es ist ein gutes Gefühl, mit einem Erfolg zu starten, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns“, sagt der zweifache Torschütze. Sein Ziel war seit längerem die Deutsche Eishockey Liga und Augsburg. Nach dem frühzeitigen Saison-Aus für Stürmer Alex Lambacher (Hüftoperation) gaben die Panther dem Kanadier aus Stratford eine Chance. „Das Niveau hier ist höher als in der East Coast Hockey League. Ich will mich beweisen und für eine weiter Saison empfehlen“, sagt der Angreifer. Zwei Monate – so lange läuft sein Vertrag in Augsburg – hat der Neuzugang dazu Zeit.
Am Sonntag in einer Woche trifft McClure auf seinen Kommilitonen und Trainersohn Parker Tuomie, der in Berlin spielt. „Ich bin ein bisschen älter als er, wir haben auf der Minnesota-State-Universität
Zwei Monate Zeit, um sich zu beweisen
gut miteinander harmoniert. Jetzt sind wir Gegner“, sagt McClure und lacht.
Zunächst steht das Match am Donnerstag gegen Schwenningen auf dem Programm. Den Fußweg von seiner Wohnung in der Maximilianstraße zum Curt-Frenzel-Stadion kennt McClure inzwischen und genießt den Gang durch die Stadt. Ansonsten hätte der Sportmanager und Lebensmittel-Lieferant auch noch den Fremdenführer gegeben. Duanne Moeser ist für seine Schäfchen immer da.