Augsburger Allgemeine (Land West)

An der Uniklinik werden nun OPs nachgeholt

Gesundheit Die Anstrengun­gen der zweiten Welle sind gerade vorbei, da werden aufgeschob­ene Eingriffe „abgearbeit­et“. Zeit für Erholung bleibt kaum. In Sachen Covid bietet das Krankenhau­s nun Tschechien Hilfe an

- VON MIRIAM ZISSLER

Noch vor wenigen Wochen beherrscht­e Corona den Alltag im Augsburger Unikliniku­m (UKA). Wurden dort kurz vor Weihnachte­n über 150 und Mitte Januar noch über 100 Patienten behandelt, ist die Anzahl der am Coronaviru­s erkrankten Personen inzwischen gesunken. Corona-Normalstat­ionen konnten wieder für ihre eigentlich­es Fachgebiet freigegebe­n werden. Und auch auf der Intensivst­ation gibt es wieder Kapazitäte­n. Der Tschechisc­hen Republik wurde von der Augsburger Uniklinik deshalb signalisie­rt, dass sie intensivpf­lichtige Corona-Patienten aufnehmen könne. Eine Verschnauf­pause für das Personal gibt es jedoch nicht.

Anfang Dezember waren die Folgen der zweiten Welle am Unikliniku­m deutlich spürbar. Sechs Stationen waren aufgrund der steigenden Patientenz­ahlen in Corona-Normalstat­ionen umgewandel­t worden, 40 Plätze auf der Intensivst­ation wurden von Covid-Patienten belegt. Dennoch reichten die Kapazitäte­n nicht: Zahlreiche Patienten wurden in Krankenhäu­ser der Region, aber auch entfernter­e Kliniken verlegt, damit weiterhin Corona-Kranke aufgenomme­n werden konnten. Die Lage hat sich zwischenze­itlich wieder etwas beruhigt. Corona-Normalstat­ionen wurden in Non-Covid-Stationen umgewandel­t – derzeit werden noch drei Normalstat­ionen und 20 Intensivbe­tten zur Behandlung von Covid-19-Patienten am UKA vorgehalte­n. Das hat weitreiche­nde Folgen, erklärt der Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Michael Beyer: „Dies hat es uns möglich gemacht, im Nicht-Covid-Bereich zehn Intensivbe­tten für die chirurgisc­hen Fächer zu generieren, hier besteht schon seit einigen Wochen ein erhebliche­r Behandlung­sstau.“

In den vergangene­n Monaten hatte es teils einen Aufnahmest­opp für Patienten gegeben, die nicht zwingend sofort behandelt werden mussten. So ergaben sich lange Wartezeite­n für Operatione­n. Diese werden nun nachgeholt. Für alle Bereiche wären nun Behandlung­smöglichke­iten sowohl für dringliche als auch zunehmend für elektive Patienten gegeben, also Patienten, deren Gesundheit nicht akut gefährdet ist. Der Ärztliche Direktor betont, dass die Behandlung von Notfallpat­ienten trotz der Covid-Krise jederzeit sichergest­ellt gewesen sei.

Der Tschechisc­hen Republik habe die Augsburger Uniklinik nun Bereitscha­ft signalisie­rt, intensivpf­lichtige Patienten zu übernehmen, deren Atmung durch Maschinen teilweise oder vollständi­g übernommen werden muss. Tschechien ist das Land mit einer der derzeit höchsten Covid-Infektions­raten.

Nach Zahlen der Weltgesund­heitsorgan­isation liegt die Sieben-TageInzide­nz aktuell dort bei rund 800. Gerade die britische Corona-Mutation bringe das tschechisc­he Gesundheit­ssystem ans Limit.

In Augsburg zeigt sich ein anderes Problem: Obwohl die zweite Welle spürbar abgeebbt sei und es weniger Zulauf an schwerstkr­anken Patienten gebe, habe sich die Personalsi­tuation verschärft, betont Renate Demharter, Notfallmed­izinerin und Personalrä­tin am Krankenhau­s. Normalerwe­ise müsste das Personal nach den ersten beiden Wellen Zeit zur Erholung bekommen und Überstunde­n abbauen können. Nachdem nun zurückgest­ellte Operatione­n nachgeholt würden, fehlten dazu aber die Möglichkei­ten. „Die Personalsi­tuation ist jetzt schlechter als vor der Pandemie. Überstunde­n sollen ausbezahlt werden, doch der Personalra­t macht sich dafür stark, dass es dafür einen Freizeitau­sgleich gibt. Außer, der einzelne Mitarbeite­r favorisier­t einen finanziell­en Ausgleich“, sagt sie.

Die Stadt Augsburg meldet am Mittwoch, dass bislang 191 Fälle von Mutationen bestätigt wurden.

Deren Anteil an der Sieben-TageInzide­nz lag zuletzt bei bis zu 32,5 Prozent. Im Augsburger UKA würden derzeit sechs Covid-Patienten mit einer Mutanten-Variante behandelt. „Wir gehen zur Zeit davon aus, dass die jetzt bekannten Mutanten zwar ansteckend­er sind, bisher haben wir jedoch keinerlei Hinweise auf erhöhte Pathogenit­ät“, sagt der Ärztliche Direktor. Behandlung­sschemata und Hygienesta­ndards unterschie­den sich nicht. Inwieweit sich das Mutationsa­ufkommen auf einen neuerliche­n Anstieg der Inzidenz auswirken könnte, sei bisher noch nicht abzuschätz­en. Im Moment sind die Zahlen weitestgeh­end stabil. Beyer: „Erstaunlic­herweise ist der Anteil der Mutanten bei den infizierte­n Patienten in Augsburg deutlich niedriger als bundesweit.“

Die großen Anstrengun­gen der zweiten Corona-Welle liegen gerade erst hinter allen. Dennoch fühlen sich die Verantwort­lichen an der Augsburger Uniklinik für eine mögliche dritte Welle gut gerüstet. „Das rasche Ansteigen der Patientenz­ahlen zu Beginn der zweiten Welle hat uns vor organisato­rische Herausford­erungen und rasche Notwendigk­eiten der Umorganisa­tion gestellt“, sagt Prof. Michael Beyer. Die hätte man in der Rückschau „gut gemeistert“. Am UKA werde eine leicht steigende Tendenz der Aufnahmen von Covid-Patienten verzeichne­t. „Allerdings ist das weitere Aufkommen im Rahmen einer dritten Welle nicht abschätzba­r, momentan sind wir von einer dritten Welle noch entfernt“, betont der Ärztliche Direktor.

Im Zuge der zweiten CoronaWell­e hatten sich auch einige Mitarbeite­r mit dem Coronaviru­s angesteckt und durch krankheits­bedingte Ausfälle personelle Engpässe weiter verschärft. Mit einer engagierte­n Impfstrate­gie im hauseigene­n Impfzentru­m versuchen die Verantwort­lichen der Uniklinik, das Risiko zu minimieren. Beyer: „Erfreulich­erweise konnten bereits bis Anfang März 3521 Erstimpfun­gen und 2635 Zweitimpfu­ngen unserer Mitarbeite­r im Impfzentru­m am UKA stattfinde­n.“

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Foto: Universitä­tsklinikum Augsburg Nach der zweiten Welle hat sich die Corona‰Lage an der Uniklinik etwas beruhigt. Corona‰Normalstat­ionen konnten teilweise für ihr eigentlich­es Fachgebiet wieder freigegebe­n werden.

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