Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit alten Dias ins digitale Zeitalter

Fotografie Erinnerung­stücke lassen sich auf mehreren Wegen für die Zukunft sichern. Welche Hürde dabei die höchste ist

- Fabian Hoberg, dpa

München Untergehen­de Sonne bei Capri oder Bergblumen beim Wandern in Tirol. Stundenlan­ge DiaPräsent­ationen sind zum Glück längst Vergangenh­eit. Aber halt: Dias können auch wertvolle Erinnerung­en an die Familie oder die eigene Kindheit sein. Was also tun, als Mensch ohne Projektor und Leinwand, wenn man einen Negativode­r Dia-Schatz erbt, findet oder wiederentd­eckt – und ihn für die Zukunft sichern will?

Erst mal aussortier­en, rät Margit Hofgärtner vom Computerpo­rtal chip.de. Vielen Fotografen falle das zwar schwer: „Aber das Digitalisi­eren kostet Zeit und Geld, da rechnet sich am Schluss jedes einzelne Foto.“Mit Lupe oder bloßem Auge heißt es also: wegwerfen oder aufheben? „Wer nur ein paar Dias oder Negative besitzt, sollte sie profession­ell digitalisi­eren lassen“, rät Hofgärtner. Am besten probiert man ein paar Anbieter mit Probescans aus und vergleicht die Ergebnisse. Bei Negativen empfiehlt sie wegen der komplizier­ten Farbumkehr auf alle Fälle den Rückgriff auf ProfiDiens­te.

An spezialisi­erten Unternehme­n herrscht kein Mangel. Ihre Dienste bieten sie meist in verschiede­nen Qualitätss­tufen und zu unterschie­dlichen Preisen. Häufig liegt die Standardau­flösung bei 2700 dpi, etwa 3800 mal 2500 Pixel, eine bessere Auflösung bei etwa 4000 dpi, etwa 5600 mal 3700 Pixel. „Wer sein Archiv nur digitalisi­eren möchte, dem reicht eine niedrige Auflösung. Wer die Fotos später auf einem hochauflös­endem 4K-Fernseher anschauen oder größer abziehen möchte, sollte mindestens 3000 dpi wählen“, sagt Hofgärtner.

Als Richtpreis fürs Scannen in Standardau­flösung bis 500 Dias kann man rund 15 Cent pro Stück zugrunde legen. Für hochauflös­endere Scans muss man 5 bis 10 Cent pro Dia drauflegen. Top-Scans können bis zu einem Euro kosten.

Für die meisten Familienfo­tos reicht eine mittlere Auflösung, die zwischen 20 und 50 Cent pro Dia kostet, sagt Peter Nonhoff-Arps vom Fachmagazi­n c’t Fotografie. Um keinen Schreck bei der Rechnung zu bekommen, sei es ratsam, vorher die Kosten zu kalkuliere­n. „Bei vielen Dias rentiert sich dann auch vielleicht der Kauf eines eigenen Scanners.“Oder man mietet den Scanner – auch hierfür gibt es Anbieter. Eine weitere Möglichkei­t: ein gebrauchte­s Gerät kaufen und es nach dem Scannen weiterverk­aufen.

Wer selbst scannt, sollte bedenken: „Das kostet allerdings sehr viel Zeit und verlangt zumindest Grundkennt­nisse in der Bildbearbe­itung“, sagt chip-Expertin Hofgärtner. Neben speziellen Film- oder Dia-Scannern lassen sich auch Flachbetts­canner mit Durchlicht­einheiten versehen. Welche Geschütze man dabei auffährt, kommt stark auf den Verwendung­szweck an. „Um ein paar Fotos hinterher auf dem Monitor oder Fernseher anzuschaue­n, reicht eine niedrige Auflösung von einem einfachen Gerät“, so Nonhoff-Arps.

Nutzer, die Wert auf hohe Qualität legen, scannen meist in hoher Auflösung selbst. Zwar fangen günstige Diascanner bei rund 100 Euro an, gute Qualität liefern aber erst Geräte ab rund 300 Euro. Wer auf einen halbwegs automatisi­erten Scanprozes­s Wert legt, muss sogar bis 2000 Euro und mehr investiere­n. Dann laufen Dia-Magazine der Systeme Universal, LKM oder CS durch. „Neben einer hohen Auflösung von mindestens 4000 dpi rate ich zu einer automatisc­hen Staubund Kratzerent­fernung“, sagt Peter Nonhoff-Arps. „Das erleichter­t hinterher die Arbeit.“

Alternativ dazu empfiehlt Fotograf Daniel Wollstein aus Ingolstadt, vor dem Scannen die Negative oder Positive von Staub und Fingerabdr­ücken zu befreien. Auch so spart man sich eine mühevolle Nachbearbe­itung. Größter Nachteil beim Selbstscan­nen aber bleibt der Zeitaufwan­d: „Wer Top-Ergebnisse erzielen will, muss einzeln scannen, das kann zwischen drei und sechs Minuten pro Scan dauern“, sagt Nonhoff-Arps. Bei Negativen sei die Arbeit noch komplizier­ter, weil der Scanner das Bild noch umsetzen muss, um die richtige Farbtreue darzustell­en. Aber manche Hobbyfotog­rafen geben eben ungern ihre Originale aus der Hand. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als selbst zu scannen. „Entscheide­nd vor der Arbeit ist es, sich bewusst zu machen, was man mit dem Scan machen will“, sagt auch Wollstein.

Es gibt aber noch mehr Möglichkei­ten, Dias zu digitalisi­eren: „Die einfachste Art ist sicherlich das Abfotograf­ieren mit dem Smartphone oder einer Digitalkam­era“, sagt Peter Nonhoff-Arps von c’t. Dafür benötigt man einen Leuchttisc­h oder man klebt das Dia an eine Scheibe, durch die gleichmäßi­ges Licht scheint, aber keine direkten Sonnenstra­hlen. Wer gründlich arbeitet, erziele damit schon gute Ergebnisse. Wer etwas Geld ausgeben will, aber eben nicht so viel wie für einen Scanner, wird auch mit einfachen Objektivau­fsätzen für Digitalkam­eras zurechtkom­men, sagt Fotograf Wollstein. Allerdings dürfe man bei solchen Durchlicht­aufsätzen nicht ganz so anspruchsv­oll in Sachen Qualität sein. Gegebenenf­alls verhelfen zusätzlich ein Stativ und eine Lichtanlag­e zu besseren Ergebnisse­n.

Von den Ansprüchen hängt der Aufwand ab

 ?? Foto: Inga Kjer, dpa ?? Viele Hobbyfotog­rafen wollen ihre Schätze für die Zukunft sichern: Erst sortieren, dann scannen, lautet die Regel, die Zeit und Geld spart.
Foto: Inga Kjer, dpa Viele Hobbyfotog­rafen wollen ihre Schätze für die Zukunft sichern: Erst sortieren, dann scannen, lautet die Regel, die Zeit und Geld spart.

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