Augsburger Allgemeine (Land West)

So gefährlich ist PFC im Wasser

Gift Bund Naturschut­z spricht von einer regionalen Umweltkata­strophe in der Friedberge­r Ach

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Landsberg Der Stoff ist giftig, steht im Verdacht, krebserreg­end zu sein, ist unsichtbar, verbreitet sich in der Nahrungske­tte, reichert sich in Menschen an und ist nahezu nicht abbaubar. PFC oder PFAS heißt die Industriec­hemikalie, die seit Jahrzehnte­n besonders im Umfeld von Flughäfen Böden, Grundwasse­r und Fließgewäs­ser kontaminie­rt.

Der Verlorene Bach, der später zur Friedberge­r Ach wird, ist so ein Gewässer, das mit per- und polyfluori­erten Kohlenstof­fverbindun­gen belastet ist und die Giftfracht rund 100 Kilometer durch Oberbayern und Schwaben lechbeglei­tend von Penzing bei Landsberg bis zur Mündung in die Donau bei Neuburg mit sich führt. Der Bund Naturschut­z

(BN) schlägt jetzt Alarm und fordert von Politik und zuständige­n Behörden, systematis­ches Monitoring, Schutz der Bevölkerun­g und vor allem Druck aufzubauen, damit der Bund endlich mit der Sanierung der „PFC-Quelle“beginnt. Denn „Ross und Reiter sind hier bekannt“, so Folkhart Glaser,

BN-Kreisvorsi­tzender in Landsberg, bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz von Landesverb­and und den betroffene­n fünf Kreisvorsi­tzenden am Bachlauf.

Über viele Jahre hinweg gelangte der Giftstoff früher durch Löschschau­m-Einsatz bei Feuerwehrü­bungen auf dem ehemaligen Militärflu­ghafen Penzing ins Erdreich und weiter in die Quellfassu­ng des Bachs. Das ist spätestens seit 2013 bekannt, aber erst seit vergangene­r Woche gilt auch eine Verzehrwar­nung für geangelte Fische aus der Ach im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen. Die als unbedenkli­ch angesehene Aufnahmeme­nge eines Erwachsene­n werde überschrit­ten, wenn man mehr als ein Kilo Aal pro Jahr verzehrt. Eineinhalb Jahre dauerte es damit seit Ende 2019, bis zumindest alle fünf Landratsäm­ter am Bach vor der Gesundheit­sgefahr warnen. Für den BN-Vorsitzend­en Alexander Helber aus dem DonauRies unbegreifl­ich: „Das ist eine regionale Umweltkata­strophe.“

Die Belastung des Gewässers mit der Chemikalie nimmt durch den Verdünnung­seffekt ab. An der Quelle im Kreis Landsberg liegt sie bis zum 460-fachen über der sogenannte­n Umweltqual­itätsnorm für Fließgewäs­ser. Die Umweltbehö­rden haben laut BN die Grenzwerte für die Aufnahme von PFC-Stoffen bei Menschen in zwei Schritten 2018 und Mitte 2020 massiv nahezu um den Faktor 1000 verschärft. Das zeige, sagt Gerhard Merches, Umweltinge­nieur aus Altötting und BN-Experte für PFC, wie kritisch PFC mittlerwei­le bewertet werde.

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Foto: Philipp Schröders Der Verlorene Bach wird später zur Friedberge­r Ach.

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