Augsburger Allgemeine (Land West)
So gefährlich ist PFC im Wasser
Gift Bund Naturschutz spricht von einer regionalen Umweltkatastrophe in der Friedberger Ach
Landsberg Der Stoff ist giftig, steht im Verdacht, krebserregend zu sein, ist unsichtbar, verbreitet sich in der Nahrungskette, reichert sich in Menschen an und ist nahezu nicht abbaubar. PFC oder PFAS heißt die Industriechemikalie, die seit Jahrzehnten besonders im Umfeld von Flughäfen Böden, Grundwasser und Fließgewässer kontaminiert.
Der Verlorene Bach, der später zur Friedberger Ach wird, ist so ein Gewässer, das mit per- und polyfluorierten Kohlenstoffverbindungen belastet ist und die Giftfracht rund 100 Kilometer durch Oberbayern und Schwaben lechbegleitend von Penzing bei Landsberg bis zur Mündung in die Donau bei Neuburg mit sich führt. Der Bund Naturschutz
(BN) schlägt jetzt Alarm und fordert von Politik und zuständigen Behörden, systematisches Monitoring, Schutz der Bevölkerung und vor allem Druck aufzubauen, damit der Bund endlich mit der Sanierung der „PFC-Quelle“beginnt. Denn „Ross und Reiter sind hier bekannt“, so Folkhart Glaser,
BN-Kreisvorsitzender in Landsberg, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Landesverband und den betroffenen fünf Kreisvorsitzenden am Bachlauf.
Über viele Jahre hinweg gelangte der Giftstoff früher durch Löschschaum-Einsatz bei Feuerwehrübungen auf dem ehemaligen Militärflughafen Penzing ins Erdreich und weiter in die Quellfassung des Bachs. Das ist spätestens seit 2013 bekannt, aber erst seit vergangener Woche gilt auch eine Verzehrwarnung für geangelte Fische aus der Ach im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Die als unbedenklich angesehene Aufnahmemenge eines Erwachsenen werde überschritten, wenn man mehr als ein Kilo Aal pro Jahr verzehrt. Eineinhalb Jahre dauerte es damit seit Ende 2019, bis zumindest alle fünf Landratsämter am Bach vor der Gesundheitsgefahr warnen. Für den BN-Vorsitzenden Alexander Helber aus dem DonauRies unbegreiflich: „Das ist eine regionale Umweltkatastrophe.“
Die Belastung des Gewässers mit der Chemikalie nimmt durch den Verdünnungseffekt ab. An der Quelle im Kreis Landsberg liegt sie bis zum 460-fachen über der sogenannten Umweltqualitätsnorm für Fließgewässer. Die Umweltbehörden haben laut BN die Grenzwerte für die Aufnahme von PFC-Stoffen bei Menschen in zwei Schritten 2018 und Mitte 2020 massiv nahezu um den Faktor 1000 verschärft. Das zeige, sagt Gerhard Merches, Umweltingenieur aus Altötting und BN-Experte für PFC, wie kritisch PFC mittlerweile bewertet werde.