Augsburger Allgemeine (Land West)

Makler setzt 1000 Euro Belohnung aus

Diebstahl Unbekannte haben zwei Kirschlorb­eerbäumche­n vor einem Büro in der Innenstadt gestohlen. Die Tat ist sogar auf Video dokumentie­rt. Der empörte Geschäftsi­nhaber versucht alles, dass die Täter erwischt werden

- VON INA MARKS

Wolfgang Feldmayer ist so sauer, dass er 1000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt hat, die zur Ergreifung der Täter führen. Und seine Laune wird nicht besser, wenn er sich dieses Video ansieht. Es zeigt, wie zwei Unbekannte in der Nacht seine Kirschlorb­eerbäume wegtragen. Die zwei Meter hohen Pflanzen standen seit zwei Jahren vor seinem Immobilien­büro am Ulrichspla­tz in der Innenstadt. Feldmayer hatte den Eingang verschöner­t, dazu ein Tischchen und zwei Stühle hingestell­t. In der Nacht auf Sonntag wurden die Bäumchen gestohlen. Der 60-Jährige unternimmt nun einiges, um die Täter zu überführen.

„Es geht mir nicht ums Geld. Die Bäume haben rund 250 Euro gekostet. Aber es ist ärgerlich und ich will nicht, dass die Täter ungeschore­n davonkomme­n“, sagt Feldmayer. Er erstattet nicht nur Anzeige bei der Polizei, sondern postet den Diebstahl im sozialen Netzwerk Facebook mit dem Verweis auf 1000 Euro Belohnung. Der Eintrag wird viele Male geteilt. Auch einige Nutzer sind empört. Zudem hängen der Immobilien­makler und seine Tochter Flyer in der Maximilian­straße, am Ulrichspla­tz sowie Predigerbe­rg und in der Wintergass­e aus und bitten Zeugen um Mithilfe. Einen kleinen Erfolg verbucht er bereits. Ein Anwohner schickt ihm eine Videoaufna­hme, die zwei Unbekannte zeigen, wie sie seine Bäume wegtragen.

Sowohl der Anwohner als auch Wolfgang Feldmayer und seine Frau, die in der Nähe des Immobilien­büros wohnen, hatten den Diebstahl in der Nacht auf Sonntag gehört. Die Unbekannte­n müssen gewütet haben, denn beide Bäume standen in wuchtigen Töpfen und waren mit Seilen an der Hauswand befestigt. Die Täter rissen jedoch einen Baum direkt heraus, den anderen Topf zerschmett­erten sie vor dem nahe gelegenen Steakresta­urant.

„Wir haben es gegen 0.30 Uhr scheppern gehört, aber das ist im Bereich der Maximilian­straße nichts Ungewöhnli­ches“, sagt Feldmayer. Zudem hätten seine Frau und er von Wohnung keinen direkten Blick auf die Straße. Der Nachbar schon. Als er aus dem Fenster blickt, sieht er, wie zwei Personen die Bäume über die Gasse Afrawald wegtragen. Er filmt die Szenerie. Doch auf dem Video sind die Diebe lediglich von hinten zu sehen.

Bei der Polizei ist man nicht begeistert, wenn Bürger auf eigene Faust auf Tätersuche gehen. „Es ist verständli­ch, wenn man im ersten Zorn sofort alles ins Internet stellt“, sagt Polizeispr­echer Siegfried Hartmann. Und man könne es den Bürgern auch nicht verbieten. „Aber gerade wenn Videos veröffentl­icht werden, auf denen Menschen zu erkennen sind, kann es datenschut­zrechtlich kritisch werden. Solche Videos sind auch wieder schwer aus dem Internet zu bekommen“, so Hartmann. Die Baumdiebe jedenfalls sind auf dem Film nicht zu identifizi­eren. Auf Facebook wird aufgrund der Bewegungen der Täter gemutihrer maßt, es könne sich um ein Pärchen handeln. „Wahrschein­lich stehen die Kirschlorb­eerbäume jetzt bei ihnen auf dem Balkon“, vermutet Feldmayer. Er will nun neue Bäume besorgen und diese mit Drahtseile­n befestigen. „Sonst sieht es vor dem Büro so kahl aus.“Der Augsburger ist nicht der Einzige, der Vandalismu­s, und in seinem Fall auch Diebstahl, zum Opfer fällt.

In der unlängst veröffentl­ichten Kriminalit­ätsstatist­ik für das Jahr 2020 wird im Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord eine Zunahme bei Sachbeschä­digungen auf Straßen, Wegen und Plätzen verzeichne­t, insbesonde­re durch Graffiti. So ist die Zahl von 1267 Fällen im Jahr 2019 auf 1694 Fälle im darauffolg­enden Jahr gestiegen. Um Vandalismu­sfälle zu klären, so Polizeispr­echer Hartmann, seien manchmal Zufälle hilfreich oder man stoße im Rahmen anderweiti­ger Ermittlung­en darauf. Etliche Anwohner und Geschäftsi­nhaber in der Stadt kennen das Problem mit Vandalen. Konditorme­ister Max Ertl trifft vor seiner Chocolater­ie am Holbeinpla­tz in der Altstadt lieber Vorkehrung­en. Bei Ladenschlu­ss stellt er die Tische, Stühle und Blumen, die vor dem Geschäft stehen, nach innen. Vor seiner Konditorei in Steppach allerdings blieben Blumentöpf­e über Nacht draußen.

Birgit Grünwald, die schräg gegenüber ein Juwelierge­schäft betreibt, ist es fast schon gewohnt, dass aus ihren beiden Trögen am Eingang immer wieder Pflanzen herausgeri­ssen werden. Sie pflanzt die Blumen deshalb schon gar nicht mehr in Erde ein, sondern stellt sie samt Töpfen in die Behälter.

 ?? Foto: Foto: Silvio Wyszengrad ?? Vor dem Immobilien­büro Feldmayer am Ulrichspla­tz sind Kirschlorb­eerbäume über Nacht verschwund­en, vor dem Geschäft ste‰ hen Isabella und Wolfgang Feldmayer an den Stellen, wo vorher die Bäumchen standen.
Foto: Foto: Silvio Wyszengrad Vor dem Immobilien­büro Feldmayer am Ulrichspla­tz sind Kirschlorb­eerbäume über Nacht verschwund­en, vor dem Geschäft ste‰ hen Isabella und Wolfgang Feldmayer an den Stellen, wo vorher die Bäumchen standen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany