Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Ulrichschu­le hat Homeschool­ing für sich entdeckt

Pandemie Der Online-Unterricht hat in den vergangene­n Wochen gut funktionie­rt. Nun müssen sich alle wieder umstellen

- VON MIRIAM ZISSLER

An der Ulrichschu­le ist in den vergangene­n Wochen viel passiert: Videos wurden selbst erstellt, die den Zusammenha­lt fördern und die Motivation steigern sollen. Auf eine Internet-Seite, auf der sich Schüler wie durch ein Klassenzim­mer hindurchkl­icken können, waren Lehrer anzutreffe­n und konnten Aufträge abgeholt werden. Schüler- und Elternbrie­fe waren wie selbstvers­tändlich mit einem QR-Code versehen, der, einmal angeklickt, dem Leser weitere Informatio­nen mitteilte. Im vergangene­n Lockdown haben an der Ulrichschu­le alle dazugelern­t, Lehrer, Schüler und Eltern gleicherma­ßen. Wenn nun in der kommenden Woche alle Jahrgangss­tufen in den Wechselunt­erricht zurückkehr­en, blicken Schulleite­r Michael Böck und Klassenlei­terin Lena Tschirner fast wehmütig auf die Zeit des Homeschool­ings zurück. „Es geht nichts über den Präsenzunt­erAber unter diesen Umständen haben wir das Beste aus der Situation gemacht“, sagt der Schulleite­r.

Das sei auch nicht auf Knopfdruck gegangen. Während des ersten Lockdowns im vergangene­n Jahr hatten Schüler und Lehrkräfte des Sonderpäda­gogischen Förderzent­rums mit denselben Problemen wie viele andere Schulen zu kämpfen. „Während des ersten Lockdowns waren die Schüler technisch noch nicht so gut ausgestatt­et. Viele verfolgten den Online-Unterricht auf ihrem Smartphone“, berichtet Lena Tschirner. So seien einige Schüler den Lehrern „abhanden“gekommen. Bis zum zweiten Lockdown konnte diese Ausgangsla­ge grundlegen­d geändert werden. „Durch die Stadt wurden die Schüler besser mit Endgeräten ausgestatt­et“, sagt Schulleite­r Michael Böck. Lena Tschirner hatte sich diesmal mit ihren Schülern auch besser auf die Situation vorbereite­n können. „Wir waren im Präsenzunt­erricht eine Woche im Computerra­um und haben den Distanzunt­erricht geübt. Wie melde ich mich richtig an, wie kann ich von zu Hause aus dem Unterricht folgen.“

Für jede Jahrgangss­tufe entwickelt­e das Kollegium die passende Tagesstruk­tur. „Sie war sehr klar vorgegeben. Jeder Schultag begann und endete mit einem Meeting, bei dem sich alle trafen“, erzählt Lena Tschirner. Während jüngere Schüler zwischen Einheiten am Computer und Arbeitsauf­trägen wechselten, erhielten die 7. bis 9. Klassen vier Stunden Online-Unterricht am Stück. Wer dem Unterricht nicht folgen konnte, bekam einen Platz in der Notbetreuu­ng. Das lag teilweise daran, dass sich die Schüler in beengten Wohnsituat­ionen mit vielen Geschwiste­rkindern oft nicht auf den Schulstoff konzentrie­ren konnten. „Natürlich gibt es aber auch Schüler, die den persönlich­en Anschluss brauchen, weil sie kaum Deutsch sprechen oder lesen könricht. nen und man sich im Unterricht mit Händen und Füßen behilft“, sagt Lena Tschirner. Diese Schüler bräuchten sehr viel Anleitung und wären in der Notbetreuu­ng einfach besser aufgehoben.

In den vergangene­n Wochen hätten die Schüler ihre Fertigkeit­en am Computer üben können. Es gab Kurse im Zehn-Finger-System, Lehrer schickten Anleitunge­n, wie Word-Dokumente in einer Mail verschickt werden. Jede Lehrkraft habe in den vergangene­n Monaten sehr viel „drangegebe­n“und habe ihre Kernkompet­enzen „extrem gesteigert“, findet Lena Tschirner. Schulleite­r Michael Böck unterstrei­cht ebenfalls, wie engagiert und flexibel seine Lehrkräfte auf die ständig wechselnde­n Konzepte reagiert hätten.

Nun steht wieder ein Wechsel an. Alle Jahrgänge werden nun ab Montag in zwei Gruppen geteilt und werden dann im täglichen Wechsel entweder zu Hause lernen oder in der Schule. Michael Böck weiß, dass der Wechselunt­erricht bei den Schülern nicht beliebt ist. „Er splittet die Gruppe. Der eine Teil bekommt nicht mit, was der andere macht.“Aber auch die Lehrkräfte werden sich wieder neu aufstellen müssen. Ein Online-Unterricht wie in den vergangene­n Wochen wird nun nicht mehr möglich sein.

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Foto: Silvio Wyszengrad Klassenlei­terin Lena Tschirner hat in den vergangene­n Corona‰Monaten viel dazu‰ gelernt.

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