Augsburger Allgemeine (Land West)
So tickt die ImmobilienFirma Solidas
Wirtschaft Dem Unternehmen gehören viele bekannte Gebäude und Areale in Augsburg. Zuletzt fuhr Solidas hohe Gewinne ein. Hinter dem großen Erfolg steht nur ein kleines Team – und ein gutes Netzwerk
Noch ist es eine Brache. Das ZeunaStärker-Areal in Oberhausen wirkt verwaist und still, eine Industrieruine. Doch es hat sich schon einiges getan. Gebäude wurden abgerissen, belastetes Erdreich ausgebaggert und entsorgt. Bald soll hier eines der größten Neubaugebiete der Stadt entstehen. 700 Wohnungen sollen gebaut werden, sie werden Platz für rund 1500 Menschen bieten. Die Firma, die hinter dem Projekt steht, heißt Solidas. Es ist ein Name, der in den vergangenen Jahren ständig auftauchte, wenn es um größere Immobilienvorhaben in Augsburg geht. Da ist das Schwabencenter, das umgestaltet werden soll und Solidas gehört. Da ist das „Cema-Areal“, auf dem Hunderte Wohnungen entstehen. Da ist das frühere Bahngelände im Hochfeld, auf dem ebenfalls Wohnungen gebaut werden könnten, wie seit Kurzem bekannt ist. Und wo die Firma bei größeren Flächen in Augsburg mal nicht involviert war, gab es zumindest Gerüchte, dass sie es sei.
Solidas, 2006 gegründet, ist in den vergangenen Jahren zu einem der größten Mitspieler auf dem Augsburger Immobilienmarkt geworden und ist der wohl derzeit erfolgreichste Immobilienentwickler der Stadt. Die Kurve der Gewinne in den Bilanzen des Unternehmens kennt seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Binnen weniger Jahre vervielfachten sich Umsatz und Gewinn. Zuletzt erwirtschaftete die Kernfirma von Solidas einen Gewinn von fast 20 Millionen Euro. Das wäre für größere Firmen schon ein beachtlicher Wert. Doch Solidas ist vergleichsweise klein und beschäftigt nur rund 30 Mitarbeiter. Wie kommt der Erfolg zustande?
Ortsbesuch im früheren KukaTower in Gersthofen, wo die Augsburger Firmengruppe ihre Verwaltungsräume auf mehreren Etagen untergebracht hat. Vom zehnten Stock aus kann man Augsburg gut überblicken, auf einem Konferenztisch steht ein Modell der geplanten Bebauung des Zeuna-Stärker-Areals. Es empfängt Anton Kopp, 72, einer der Geschäftsführer von Solidas und nach außen hin das Gesicht der Firmengruppe. Kopp sieht jünger aus, als er ist; man sieht ihm nicht unbedingt an, dass er eigentlich sein Rentnerdasein genießen könnte.
Tatsächlich ist Solidas eine Art zweite Karriere für Kopp, der früher in leitender Position bei einer regionalen Bank gearbeitet hat. Sein neues Betätigungsfeld gefällt ihm offenkundig gut. Solidas, sagt Kopp, sei ein Immobilienhändler, dessen Geschäfte sich zu 90 Prozent gar nicht in Augsburg abspielten, sondern in anderen Teilen Deutschlands, sei es Wuppertal oder Hannover. An 16 Standorten sei man bundesweit aktiv, die Firma investiert in Wohnund Geschäftshäuser, in Gewerbeimmobilien und Fachmarktzentren. Über eine Tochterfirma entwickle man auch Projekte, und das vorrangig in Augsburg. „Da brauchen wir die Kontakte“, sagt Kopp.
Den Erfolg der Firma, sagt Kopp, machten mehrere Faktoren aus. Zum einen brauche man Mut. „Mut kann man nicht kaufen“, sagt Kopp. „Wir packen Dinge an, die sich andere nicht getraut haben.“Als Beispiel nennt er das Zeuna-Stärker-Areal, auf dem viele Altlasten lagen. Andere, sagt er, ließen lieber die Finger von dem Projekt. Er hätte aber auch das alte Bahngelände zwischen dem historischen Bahnpark und der Augsburger Messe im Hochfeld anführen können. Wie kürzlich berichtet, hat das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) jetzt einen Teil des Areals zwischen dem historischen Bahnpark und der Augsburger Messe von Eisenbahnbetriebszwecken freigestellt – entgegen einer früheren Entscheidung und gegen den erklärten Willen der Stadt Augsburg. Das heißt, dass dort doch Wohnungen entstehen könnten. Doch das war längst nicht immer klar. Ein Risiko, das sich für Solidas nun auszahlen könnte. Der Erfolg hat sich herumgesprochen. Sobald es ein Areal oder ein größeres Gebäude in der Stadt gibt, das leer steht, wird der Name Solidas ins Spiel gebracht. Auch wenn es nicht immer stimmt. Anton Kopp sieht es als Auszeichnung, man traue Solidas offensichtlich viel zu.
Kopp macht keinen Hehl daraus, dass ein beträchtlicher Teil des Erfolgs der Immobilienfirma an deren
Netzwerk liegt. Er selbst ist ja ein Teil davon, mit seinen Verbindungen zur Bankenwelt. Zum Führungszirkel von Solidas gehören auch ein CSU-Lokalpolitiker aus dem Augsburger Umland und ein weiterer früherer Vorstand einer Bank aus dem Landkreis Aichach-Friedberg. Eine wichtige Rolle bei dem Projektentwickler spielt aber auch der frühere Augsburger SPD-Stadtrat Stefan Quarg, bis 2019 Vorsitzender des Bauausschusses und von Beruf Stadtplaner und Architekt. Er entwickelt für Solidas Konzepte, was aus interessanten Arealen und Immobilien einmal werden könnte. Etwa beim Schwabencenter, dem in die Jahre gekommenen Einkaufszentrum im Augsburger Herrenbachviertel, das ebenfalls im Besitz von Solidas ist. Quarg betonte stets, als Stadtrat habe er Beruf und politisches Ehrenamt strikt getrennt. Dass er die Verantwortlichen in der Bauverwaltung gut kennt, dürfte aber zumindest kein Nachteil sein.
Die Drähte in alle relevanten Bereiche für die Firma sind kurz: Zu
Banken, Versicherungen, der Politik und der Augsburger Stadtverwaltung. Man kann diese Art des Netzwerkens etwas klüngelhaft finden. Oder schlicht geschickt. „Wir klüngeln nicht“, sagt Kopp. Und die Stadt lasse sich von Solidas auch nicht über den Tisch ziehen. Zumal wenn man, wie jüngst beim Bahnareal, nicht immer die gleichen Vorstellungen und Ideen hat. Letztlich setze Solidas aber nie auf Konfrontation, sondern auf Zusammenarbeit, meint Kopp. Das sei besser für alle Beteiligten und gelte auch fürs Bahnareal, hier sei man mit der Stadt in einem guten Austausch.
Spricht man mit anderen Akteuren auf dem Augsburger Immobilienmarkt, so ist viel Respekt für Solidas herauszuhören, teils auch Neid. Aber fast alle konstatieren, dass die Verantwortlichen ihre Sache ziemlich gut machen. Auch bei der Stadt heißt es, Solidas verdiene mit seinen Projekten natürlich viel Geld. Aber das, was dabei herauskomme, könne sich auch sehen lassen.
Das Geschäftsmodell von Solidas funktioniert so: Die Firmengruppe kauft Immobilien oder Areale, die sie für interessant erachtet, hält sie im Bestand oder verkauft sie weiter, wenn die Chance da ist. Manchmal entwickelt sie die Objekte auch selbst: Bringt also die Planung so weit auf den Weg, dass auf einem Areal gebaut werden kann oder verändert die Rahmenbedingungen einer Immobilie so, dass sie mit Gewinn weiterveräußert werden kann. Die Firma hat, wie die Bilanzen zeigen, ein gutes Händchen. Noch nie, sagt Kopp, habe man bisher bei einer Immobilie einen Verlust gemacht.