Augsburger Allgemeine (Land West)
CoronaPatienten erholen sich in Waldhausklinik
Pandemie Schwerpunkt des Krankenhauses im Stadtberger Ortsteil Deuringen ist die Schmerztherapie. In Zeiten hoher Infektionszahlen übernimmt das Haus Covid-Patienten der Uniklinik Augsburg
StadtbergenDeuringen Die Uniklinik Augsburg und die Wertachklinik spielen in der Corona-Pandemie eine bekannte wichtige Rolle. Und die Waldhausklinik in Deuringen? In dem Akutkrankenhaus für Innere Medizin werden Corona-Patienten stationär aufgenommen und behandelt, wenn die Uniklinik Augsburg keine Kapazitäten mehr hat und Hilfe braucht. Für die Forschung zu der neuen Viruserkrankung leistet die Klinik einen wichtigen Beitrag.
Die Waldhausklinik Deuringen ist ein Krankenhaus für Innere Medizin und steht Patienten aller Krankenkassen offen, nicht allein Privatpatienten. Was mit der Gründung 1966 begann, macht auch heute – 55 Jahre später – die Waldhausklinik Deuringen aus: In der ruhigen Lage inmitten des Naturparks Westliche Wälder setze man neben Schulmedizin nach den Leitlinien auch auf komplementäre Therapieverfahren, so Geschäftsführer Privatdozent Dr. Tobias Romeyke. So komme zusätzlich die klassische Naturheilkunde zum Einsatz. Dazu zählten auch Verfahren, mit denen bereits Patienten vor Tausenden von Jahren behandelt wurden. Die Patienten kommen nicht nur aus Augsburg und der Region, sondern mittlerweile auch aus ganz Deutschland. Die Klinik hat 40 Betten. Gute Therapieerfolge könne die Waldhausklinik insbesondere bei akuten Verschlimmerungen chronischer Erkrankungen wie Schmerzen und rheumatischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Krebs und Magen-Darm-Erkrankungen vorweisen, sagt der Geschäftsführer.
Im Team arbeiten laut Romeyke Internisten mit der Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren, Schmerztherapeuten, Rheumatologen und Neurologen, welche Kenntnisse sowohl in der Schulmedizin als auch Naturheilkunde aufweisen. Ergänzt wird das Team durch Therapeuten (unter anderem Physiotherapeuten, Masseure, Kunsttherapeuten), speziell in der Naturheilkunde ausgebildete Pflegekräfte, Ernährungsund Psychotherapeuten.
In der ersten Phase der Pandemie, im März 2020, und seit November war das Personal sehr gefordert mit der Behandlung von Covid-Patienten. Insbesondere mehrfach erkrankte Patienten mit akuter Verschlimmerung ihrer chronischen Erkrankungen wurden auf einem extra geschaffenen Isolierbereich versorgt. Das Krankenhaus hilft der Uniklinik aus, wenn die Zahl der Erkrankten sehr hoch ist. Die Klinik konnte so in Spitzenzeiten 20 Betten für betroffene Patienten zur Verfügung stellen. „Anfangs waren die Ängste der Mitarbeiter auch sehr groß, es war sehr viel Aufklärung, Zuwendung und Gesprächsbedarf notwendig. Auch die Mitarbeiter waren sehr gefordert, zum Teil hatten wir auch Patienten, die 24 Stunden von Pflegekräften überwacht werden mussten, da sie massive Ängste und Unruhezustände zeigten“, so der Geschäftsführer.
Mitten in den Hochzeiten der Pandemie im Winter sorgte der Tod eines 60-jährigen Krankenpflegers bei den Kollegen für Erschütterung. „Wir trauern sehr über das Ableben unseres Mitarbeiters Hans-Peter Bogdahn, der auf der Corona-Station tätig war“, sagt Romeyke. Im Nachhinein lasse sich nicht rückverfolgen, wo sich der Krankenpfleger infiziert habe. Natürlich sei, so Romeyke, wie bei anderen ansteckenden Krankheiten das Personal im Krankenhaus und in Pflegeeinrichtungen einem erhöhten Risiko ausgesetzt,
Personal hat erhöhtes Ansteckungsrisiko
insbesondere bei Covid. Doch im Haus achte man auf eine „gute und gewissenhafte Hygienearbeit mit den ständig angepassten Vorgaben durch das staatliche Gesundheitsamt und Umsetzung des Arbeitsschutzes“. Auch die Familie des Verstorbenen betont, dass im Krankenhaus sämtliche Schutzvorkehrungen getroffen worden seien.
Die Leitende Oberärztin (Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie) Dr. Ioana Dulau koordiniert als Pandemiebeauftragte der Waldhausklinik unter der Leitung von Prof. Dr. Messmann (Universitätsklinikum Augsburg, CovidKoordinierungsgruppe Süd) die Aufnahme von Patientenverlegungen aus dem Uniklinikum. Krankheitsverläufe und Therapieverfahren bei an Covid erkrankten Patienten werden wissenschaftlich untersucht und aufgearbeitet. „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass wir neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen, die dann zur Bekämpfung des Virus verwendet werden können“, so der Geschäftsführer. Eine erst kürzlich veröffentlichte Studie der Waldhausklinik zeigt den Krankheitsverlauf von Covid-Patienten, den Einsatz von Therapien unter Isolierungsbedingungen und die Einschätzung des Gesundheitszustands bei Aufnahme und Entlassung von der Sicht des Patienten aus.
Ein Schwerpunkt ist die Schmerztherapie: Mehr als 9000 Schmerzpatienten wurden im letzten Jahrzehnt in der Waldhausklinik behandelt. Der Behandlungsleiter Rudolf Westfal ist zudem ein Experte in der Komplementärmedizin. Hand in Hand arbeitet auch die Rheumatologin Dr. Helga Nitsch mit dem Schmerztherapeuten, da rheumatische Erkrankungen zunehmen, auch bei jungen Patienten. Zusätzlich erhöhten innere Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Leidensdruck der Patienten und erforderten größeren Behandlungsaufwand, so die Leitende Oberärztin Dr. Ioana Dulau.
„Gerade das Zusammenspiel hochmoderner leitlinienbasierter Therapien mit bewährten Verfahren aus der Naturheilkunde, wie zum Beispiel Krautwickel. Schröpfen oder Blutegel, schafft die Grundlage für einen nachhaltigen Therapieerfolg“, fasst Romeyke zusammen. Dr. Heinz Kleindienst habe als Gründungsarzt der Klinik bereits einen innovativen Weitblick gehabt. Romeyke nahm im Jahre 2004 seine Arbeit in der Waldhausklinik auf und ist seit 2008 der Geschäftsführer.