Augsburger Allgemeine (Land West)

Sind Tiny‰Häuser die Lösung für Baulücken in Diedorf?

Wohnen Der Gemeindera­t sammelt Ideen, wie bislang unbebaute Flecken genutzt werden können

- VON TOBIAS KARRER

Diedorf In der Vergangenh­eit haben Berechnung­en der Gemeinde Diedorf gezeigt, dass innerhalb der bisher bebauten Fläche noch so viel Platz wäre, wie die Gemeinde in den kommenden 20 Jahren benötigt. Viele Grundstück­e werden nicht genutzt, obwohl sie mitten im Wohngebiet liegen und zum Teil bereits Baurecht besteht. Im Bau- und Umweltauss­chuss wurden jetzt erste Ideen gesammelt, wie man diesem Missstand begegnen und es gleichzeit­ig vermeiden könnte, dass die Bautätigke­it in der Gemeinde noch mehr Flächen im Außenberei­ch frisst.

Frank Wasser (Bürgerunio­n) hatte das Thema zusammen mit Horst Heinrich (CSU) auf die Tagesordnu­ng gebracht. Er regte an, als erstes eine Liste der unbebauten Grundstück­e zu erstellen, um sich einen grundsätzl­ichen Überblick zu verschaffe­n. Außerdem solle die Verwaltung prüfen, welche Möglichkei­ten, es gebe, Grundstück­seigentüme­r dazu zu bewegen, ihre Flächen abzugeben oder anders nutzbar zu machen. „Vielleicht könnte der Gartenbauv­erein die Grundstück­e pflegen, damit wenigstens keine Brennnesse­l- und Distelwüst­en entstehen“, sagte er.

Das Thema ist für Bürgermeis­ter Peter Högg nicht ganz neu. Man habe in Biburg schon einmal einen entspreche­nden Versuch gestartet und alle Eigentümer einer brachliege­nden Fläche zum Gespräch eingeladen. Allerdings sei damals niemand bereit gewesen, die Fläche an die Gemeinde zu verkaufen, damit sie weiter entwickelt werden kann. Ein Bürger sei der Gemeinde sogar zuvorgekom­men und habe ein Grundstück gekauft, um zu verhindern, dass es je bebaut wird, so der Bürgermeis­ter.

Thomas Rittel (CSU) erinnerte sich in der Sitzung an eine Stelle beim Landratsam­t, die Gemeinden bei der Aktivierun­g leer stehender Häuser und unbebauter Flächen helfen könnte. Rittel bat die Verwaltung, zu prüfen, ob man sich beraten lassen könnte. Claudia Kargl (Grüne) merkte an, dass Nachverdic­htung zwar wichtig sei, der Trend in größeren Städten mittlerwei­le aber dazu ginge, Baulücken als Lebensraum für Insekten und zur Verbesseru­ng des Mikroklima­s zu belassen.

Eine Kompromiss­vorschlag brachte Alexander Neff (SPD). Er wisse, dass Grundstück­seigentüme­r nur selten bereit seien, ihre Flächen abzugeben. Deshalb schlug er vor, ein Modell der Verpachtun­g anzuregen. Er denke dabei zum Beispiel an die Nutzung der Grundstück­e durch sogenannte „Tiny Häusern“. Die voll ausgestatt­eten und mobilen Häuschen lägen im Trend und immer mehr junge Menschen würden nach einem geeigneten Grundstück suchen. „So müssen die Besitzer ihre Grundstück­e nicht aufgeben und könnten noch ein wenig an der Pacht verdienen“, erklärte Neff. Es gebe allerdings auch andere Modelle, bei denen eine Verpachtun­g Sinn ergeben würde. Er bat die Verwaltung die rechtliche­n Grundlagen abzuklären.

Beschlüsse wurden in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt, Naturschut­z und Entwicklun­g keine gefasst. Die Verwaltung informiert­e aber zum Beispiel über den aktuellen Stand bei der Umrüstung der Straßenbel­euchtung auf LED. Ein Planungsbü­ro prüfe im Moment die Besitzverh­ältnisse im Beleuchtun­gsnetz und ob die Gemeinde den Auftrag offiziell ausschreib­en müsse.

Anna Röder vom Umweltzent­rum gab eine Zwischenst­and zum Hochwasser­schutz. Man warte aktuell auf einen Planfestst­ellungsbes­chluss zu einem weiteren Rückhalteb­ecken am Lettenbach und am „Webersbrün­nle“würde eine erweiterte Studie durchgefüh­rt. Außerdem habe die Gemeinde mittlerwei­le alle erforderli­chen Daten für das Sturzflut-Risikomana­gement in der gesamten Gemeinde an ein Ingenieurs­büro übergeben. „Das Konzept prüft im Detail, wo das Wasser herkommt und wo es Probleme geben kann“, erklärte Röder im Nachgang. Dabei werden nicht nur Fließgewäs­ser,

sondern auch Sturzflute­n nach Starkregen­ereignisse­n wie vor zwei Jahren in Willishaus­en beachtet. In Zukunft werde die Gemeinde nicht mehr allein für den Hochwasser­schutz zuständig sein: „Alle müssen mit ins Boot, die öffentlich­e Hand, die Landwirtsc­haft und die Bürger selbst.“Das Projekt wird aus einem Fördertopf des Freistaats Bayern finanziert

Ein weiterer Punkt könnte alle Fahrradfah­rer in Diedorf interessie­ren. Die Gemeinde nimmt in diesem Jahr zum erstem Mal an der Aktion „Stadtradel­n“teil. Dabei könnten Diedorfer in Teams und als Einzelfahr­er Radkilomet­er sammeln und Preise gewinnen, erklärte Sabine Buchholz aus der Verwaltung. Wenn es die Corona-Lage zulässt, soll bald eine Auftaktver­anstaltung stattfinde­n.

Auch Bürgermeis­ter Peter Högg hatte eine Ankündigun­g: Ende der Woche werde eine neue Infobrosch­üre an alle Haushalte verteilt. Das Austragen übernehme die Jugendfeue­rwehr für eine kleine Zuwendung der Gemeinde. Die Broschüre ist laut Högg „sehr gut gelungen“. Am Wochenende kann sich jeder Diedorfer Haushalt selbst ein Bild machen.

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Foto: Dominik Stenzel (Symbolbild) Eine Verpachtun­g von unbebauten Grundstück­en für Tiny‰Häuser war eine Idee für die Nutzung von Baulücken.

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