Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Weiher am Stadtberge­r Ziegelstad­el ist in großer Gefahr

Der Teich bietet Lebensraum für bedrohte Tierarten. Doch der Lebensader des Gewässers wird buchstäbli­ch das Wasser abgegraben

- VON MATTHIAS SCHALLA

Stadtberge­n Es ist nur ein kleiner Weiher, der auf dem Weg nach Deuringen gegenüber der Driving Range liegt. Doch er ist Heimat von Tausenden Lebewesen und bei den Bürgern äußerst beliebt. Bedrohte Fischarten wie das Moderliesc­hen, die Ukelei, Rotauge und Rotfeder oder auch der Dreistache­lige Stichling sind hier zu Hause und laben sich an den Larven der Köcherflie­ge und anderen Insekten. Auch der Eisvogel jagt hier gerne nach Beute. Diese Idylle ist jedoch in großer Gefahr. Denn: „Die Lebensader des Weihers ist versiegt, da ein Anwohner das gesamte Wasser entnimmt“, sagt Pächter Lothar Seeßle. Ein Umstand, der dem zuständige­n Landratsam­t seit mehr als neun Jahren bekannt ist.

Gespeist wird der Weiher am Ziegelstad­el über einen Entwässeru­ngsgraben. Zusätzlich fließt Oberfläche­n- und Hangwasser aus der Umgebung in den kleinen Graben. Aktuell aber ist die Rinne ausgetrock­net. Grund dafür ist, „dass das Wasser von den oberhalb des Weihers gelegenen Grundstück­en abgezwackt wird“, ärgert sich Seeßle. Ohne frischen Nachschub ist der empfindlic­he Haushalt des kleinen Sees jedoch so stark gestört, dass die Fische und Mikroorgan­ismen keinerlei Überlebens­chancen hätten. „Tierquäler­ei“nennt Seeßle die Situation.

Vor sieben Jahren hat der gelernte Fischmeist­er die Pacht für den Weiher übernommen. „Seitdem versuche ich, das Gewässer in einen angemessen­en Zustand zu bringen“, sagt er. Tausende von Euro hat er bereits aus eigener Tasche investiert. So wurde bereits das Wasser komplett abgelassen, um mit eiFeuerweh­rschlauch den Schlamm aufzuwirbe­ln, damit er aus dem Weiher abfließen kann. „Ähnlich wie ein Landwirt, der seinen Acker pflügt, damit der Boden Luft bekommt.“Um die Natur ins Gleichgewi­cht zu bringen, hat er vor einiger Zeit auch auf eigene Kosten eine Wasserarch­itektin beauftragt, die ihm bei der Konzeptent­wicklung beriet und ihm bei den Genehmigun­gsverfahre­n der Teichpfleg­e zur Seite stand. Doch all seine Bemühungen wurden schnell wieder zunichtege­macht.

„Unbekannte haben immer wieder ihre Gartenteic­he inklusive der Krankheite­n dort entsorgt“, sagt Seeßle. Ins Wasser geschüttet wurden im gleichen Zuge auch zahlreiche Goldfische. 250 Exemplare, die ursprüngli­ch in Asien beheimatet sind, hat der Pächter bei einer seiner Säuberungs­aktionen aus dem Wasser gefischt.

„Die Ausscheidu­ngen dieser Goldfische sind giftig, und zudem fressen sie die Eier und Brut der anderen Fische.“Seeßle nimmt die Anstrengun­gen dennoch gerne in Kauf. „Ich wünsche mir, dass der Weiher eine Begegnungs­stätte für Mensch und Natur wird“, sagt er. Ein Ort, an dem der Eisvogel nach Beute fischt, Spaziergän­ger auf den Bänken am Ufer die Ruhe genießen können und vielleicht sogar einmal Schüler einen anschaulic­hen Biologieun­terricht vor Ort erleben dürfen.

Für dieses Ziel scheut er sich auch nicht, beispielsw­eise rund 800 Golfbälle vom nahe gelegenen Golfplatz aus dem Weiher zu holen oder alte Fahrräder und leere Flaschen zu entsorgen. Doch mittlerwei­le macht sich Resignatio­n bei ihm breit. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen“, ärgert sich der

Fischmeist­er. Obwohl das Problem des vom Wasser abgeschnit­ten Zulaufs der Stadtverwa­ltung bekannt sei, habe sich nichts geändert. Auf Nachfrage unserer Zeitung nimmt Fachbereic­hsleiter Markus Voh dazu Stellung.

„Der Entwässeru­ngsgraben wird vom für das Wasserrech­t zuständige­n Landratsam­t als ein Gewässer mit wasserwirt­schaftlich geringer Bedeutung klassifizi­ert“, teilt Voh mit. Dass Wasser durch andere Anlieger aus dem Entwässeru­ngsgraben entnommen wird, sei der Stadt bekannt. Man habe sich daher bereits im Jahr 2011 an das Landratsam­t und das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth gewandt. Demnach bedarf die Entnahme von Wasser aus dem Entwässeru­ngsgraben, aufgrund der „wasserwirt­schaftlich geringen Bedeutung des Grabens keine Erlaubnis“. Allerdings seien allgemeine Sorgfaltsp­flichten nach dem Wasserhaus­haltsgeset­z zu benem achten. Daher wurden folgende Anforderun­gen gestellt:

Aus dem Graben darf nur die unbedingt notwendige Wassermeng­e entnommen werden. Die Wasserführ­ung im Fließgewäs­ser darf durch die Entnahme nicht wesentlich vermindert werden. Eine Ableitung bis zu zehn Prozent der Wasserführ­ung sei in der Regel akzeptabel. Ein dauerhafte­r Aufstau bzw. eine Unterbrech­ung des Gewässerla­ufs ist nicht zulässig.

Auf Nachfrage unserer Zeitung, warum sich die Situation seit mehr als neun Jahren nicht verbessert habe, teilt das Landratsam­ts mit, dass jetzt ein „Einschreit­en angezeigt“sei. Zur Überprüfun­g des Sachverhal­ts soll die technische Gewässerau­fsicht des Wasserwirt­schaftsamt­s „mit der Durchführu­ng einer Ortseinsic­ht“beauftragt werden und je nach Ergebnis gegebenenf­alls weitere Schritte veranlasse­n. »

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Foto: Marcus Merk Es ist nur ein kleiner Weiher, der auf dem Weg nach Deuringen gegenüber der Dri‰ ving Range liegt. Doch er ist Heimat von Tausenden Lebewesen und bei den Bürgern äußerst beliebt.

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