Augsburger Allgemeine (Land West)
Stadtberger gedenken der Reaktorkatastrophe
Zwischen Fukushima und Stadtbergen besteht eine langjährige Freundschaft. Dies war für den Bund Naturschutz Anlass für eine Gedenkfeier und mahnende Worte
Stadtbergen Vor zehn Jahren kam es zur Reaktorkatastrophe in Fukushima. In Stadtbergen, seit Jahren befreundet mit dieser Region in Japan, hat die Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) eine Gedenkveranstaltung organisiert – mit mahnenden Worten zur Atomenergie.
Mit Paul Metz, Michael Smischek und Martina Bauer war die ganze Stadtspitze von Stadtbergen bei der Gedenkfeier zugegen. Als Hauptredner hatten die Naturschützer den früheren grünen Landtagsabgeordneten Raimund Kamm gewonnen.
Der BN-Ortsverbandsvorsitzende Ludwig Fink ging in seiner Eröffnungsansprache auf das besondere Verhältnis von Fukushima und Stadtbergen ein. Seit fast 50 Jahren bestehe eine freundschaftliche Beziehung zwischen der Provinz Fukushima und Stadtbergen. Die Nachrichten aus Japan vor zehn Jahren hätten in Stadtbergen wie eine Bombe eingeschlagen. Die Betroffenheit und eine beispiellose Hilfsbereitschaft seien überall zu spüren gewesen.
Fink, der damals Bürgermeister war, verwies auf die Spendensumme von 120.000 Euro, die von Stadtberger Bürgern für eine Waisenhausstiftung in Fukushima aufgebracht wurden.
Die Dritte Bürgermeisterin Martina Bauer trug zwei Gedichte vor, die die Dimension des Unglücks nachdrücklich zum Ausdruck brachten. Zweiter Bürgermeister Michael Smischek verwies darauf, dass gerade im Raum Augsburg der Ausbau der alternativen Energien weit vorangekommen sei, er aber die entsprechenden Fortschritte im europäischen Raum vermisse.
Raimund Kamm zeigte die tödlichen Gefahren der Atomenergie auf, aber auch die Chancen des Ausstiegs und des Ausbaus der Alternativen. In Fukushima habe es nicht nur einen GAU, also den größten anzunehmenden Unfall gegeben, sondern einen Super-GAU, für den kein Sicherheitssystem ausgelegt war. Die Menschen würden davon noch in Jahren und Jahrzehnten betroffen sein, so Kamm.
Seit 2000 habe der Atomstromanteil weltweit abgenommen, sodass von einer Renaissance der Atomkraft keine Rede sein könne. Nirgends, insbesondere auch in Deutschland, gebe es ein Konzept für die Endlagerung der Atomreste. Diese müssten länger als eine Million Jahre sicher eingeschlossen sein, wobei Kamm zu bedenken gab, dass das Erinnerungsvermögen der Menschen nach spätestens drei Generationen verblasse.
Sehr positiv bewertete Kamm, dass der Anteil der erneuerbaren Energie in Deutschland in den letzten zehn Jahren von 19 auf 47 Prozent gestiegen sei. Die Erzeugerpreise der alternativen Energien seien gegenüber den herkömmlichen Energien deutlich günstiger. Die staatliche Verteuerung durch die sogenannte Stromsteuer müsse so rasch als möglich beendet werden, forderte Kamm. Zum Schluss seiner Ausführungen wies Kamm mit Nachdruck darauf hin, dass Deutschland beim Atomausstieg keineswegs ein Alleingänger sei. Andere Länder in Europa folgten dem gleichen Weg, wenn auch weniger intensiv. Zuletzt habe auch Taiwan den Ausstieg beschlossen.