Augsburger Allgemeine (Land West)
OB Weber nennt Impfung in Kanzlei „Fehler“
Debatte Nach scharfer Kritik an der Impfaktion aus der Opposition hat die Oberbürgermeisterin Stellung bezogen. Für Personal von Kitas und Schulen soll es nun doch eigene Termine geben
In der Debatte um die Impfung von knapp 50 Beschäftigten einer Augsburger Steuerkanzlei hat Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) nun Stellung bezogen. Die Mitarbeiter waren geimpft worden, weil sie der Priorisierungsstufe 3 angehören, Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne) bezeichnete den Schritt im Nachhinein aber als „unsensibel“, zumal noch viele ältere Bürger auf die Impfung warten. „Es war ein Fehler“, so Weber. Man habe immer wieder besprochen, dass die Frage der Reihenfolge angesichts der Impfstoffknappheit ein höchst sensibles Thema sei. „Diejenigen aus dem Team, die die Entscheidung getroffen haben, sind zerknirscht und machen sich selbst Vorwürfe“, so Weber.
Gleichzeitig verwahrte Weber die Stadt und die Impfmannschaft gegen überzogene Kritik. „Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Man muss diese benennen und sie sich eingestehen, weil sie nur so vermieden werden können.“Grundsätzlich
sei hinter dem Vorgehen der Gedanke gestanden, freie Kapazitäten bestmöglich zu nutzen. „Dahinter stand eine Haltung, die niemandem etwas Schlechtes wollte“, so Weber. Man habe pragmatisch entscheiden wollen – etwas, das von den Verwaltungen seit Beginn der Krise immer wieder gefordert worden sei. Die Pandemie und kurzfristige staatliche Regelungen stellten die Kommunen als letztes Glied in der Entscheidungskette vor immense Herausforderungen.
Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit der Frage, wie Lehrer und Erzieher geimpft werden sollen. Wie berichtet laufen die Impfungen im Stadtgebiet aktuell so, dass sich jeder Einzelne übers Impfportal des Freistaats registriert. Die Stadt hatte dieses Vorgehen gewählt, um ein Ungleichgewicht beim Impffortschritt zu vermeiden. Hintergrund: In vielen Einrichtungen gibt es einen beträchtlichen Anteil an Beschäftigten, die nicht in Augsburg, sondern im Umland wohnen. In Pflegeheimen wurden in den vergangenen Monaten alle Beschäftigten
ungeachtet ihres Wohnorts durchgeimpft, was aber zur Folge hatte, dass Augsburger Einwohner leer ausgingen. Ersatzimpfstoff vom Freistaat oder ein Ausgleich zwischen Stadt und Landkreisen ist nicht vorgesehen. Am Anfang der Impfkampagne, so die Stadt, sei dieses Vorgehen pragmatisch gewesen, um das Funktionieren von Einrichtungen sicherzustellen, es habe aber zunehmend kritische Stimmen gegeben. Weber berichtete von etlichen E-Mails von Augsburger Bürgern, in denen Unmut geäußert wurde.
Nun will die Stadt beim Personal doch einrichtungsbezogen impfen. Man werde Blocktermine an den kommenden Wochenenden vergeben. Die Einrichtungen erhalten dazu Mails von der Stadt. Man nehme dadurch Verzögerungen für die Augsburger Bevölkerung in Kauf, so Weber, die in der jetzigen Situation bei etwa einer Woche liegen. Sobald wieder mehr Impfstoff zur Verfügung steht, würde sich die Verzögerung auf drei Tage reduzieren. „Der Vorteil ist aber, dass das vollständige Personal geschützt ist“, so Weber. Auch der Landkreis Augsburg wendet dieses Verfahren an. Bürger, die wegen des Impfstoffs mit AstraZeneca zuletzt eine Stornierung bekommen hatten, bekämen schnell neue Termine. Sie müssten wegen des Vorgehens bei Lehrern und Erziehern nicht länger warten. Laut Weber gibt es aktuell 23 Registrierte in der Priorität 1 (drei davon wegen ihres Alters).