Augsburger Allgemeine (Land West)
Immer mehr Kinder stecken sich an
Pandemie Besonders viele Corona-Infektionen werden in der Gruppe der Fünf- bis Neunjährigen entdeckt. Die Bildungsgewerkschaft spricht von einem skandalösen Schutzkonzept
Augsburg In Rathäusern, Schulen und Kitas tagen bereits die Krisenstäbe, die sich auf die verschärften Corona-Maßnahmen vorbereiten. In 41 bayerischen Landkreisen galt am Freitag, der stets der Stichtag für die kommende Woche ist, bereits ein Inzidenzwert von 100 Infizierten pro 100000 Einwohner, sodass die Notbremse eingelegt wird. Schulen müssen dann wieder in den Distanzunterricht wechseln, Kitas in die Notbetreuung. Zahlreiche Kommunen in Bayern rechnen damit, nächste Woche die 100er-Marke zu passieren.
Laut einer Statistik des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und des Robert-Koch-Instituts ist die Infektionsrate im Freistaat in den vergangenen Wochen besonders unter Kindern stark gestiegen. Unter Kita-Kindern und Grundschülern haben sich die Fälle binnen drei Wochen verdoppelt. Am wenigsten Infektionen werden derzeit in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen und der über 80-Jährigen gemeldet. Letztere hatten im Herbst die mit Abstand höchsten Infektionsraten. Insgesamt ist die Positivrate der Labortests ebenfalls gestiegen.
Angesichts dieser Infektionszahlen, die unter anderem auch durch die stärkere Verbreitung der britischen Mutation bedingt sind, steigt die Sorge unter den Eltern, ob ihre Kinder in Schulen und Kitas überhaupt noch sicher sind. Und bei mancher Lehrkraft und in KitaTeams geht die Angst vor einer Ansteckung um. Einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft GEW zufolge arbeiten in zwei Dritteln der Ein
Inzidenz nach Altersgruppen nur die Beschäftigten getestet werden. Damit wird unterstellt, dass sie allein das Problem sind, nur sie sich anstecken können und andere infizieren“, sagt er. Das Problem sei dem bayerischen Sozialministerium bekannt, es berate gerade mit dem bayerischen Gesundheitsministerium über mögliche Lösungsansätze, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums am Freitag. Bis Redaktionsschluss hat das Gesundheitsministerium keine konkreteren Angaben dazu gemacht.
Inzwischen wurden die Selbsttests für das Kita-Personal verschickt. Darunter auch der Schnelltest von Roche, mit dem Ärzte bereits seit vergangenem Jahr NasenRachen-Abstriche machen. Für das Kita-Personal wurden stabilere Stäbchen und eine andere Gebrauchsanweisung beigelegt, damit der Test nun auch einfacher für Abstriche im vorderen Nasenbereich angewandt werden kann. Die GEW brachte nun erneut Pool-Testungen ins Gespräch. Dafür werden an Schulen oder Kitas Proben einer ganzen Gruppe genommen, die dann als eine vermischt und im Labor nach dem PCR-Verfahren untersucht wird. Ist diese eine Probe negativ, sind alle Proben negativ. Ist diese Probe aber positiv, werden alle Kinder noch einmal getestet.
Die Landesregierung denke bereits über eine Testpflicht an Schulen nach, kündigte Ministerpräsident Markus Söder diese Woche an. Die bisher geplante Selbstteststrategie an Schulen sieht die GEW aber kritisch: Es sei nicht die Aufgabe von Lehrkräften, Kinder und Jugendliche bei Selbsttests anzuleiten und Infizierte zu betreuen, bis die Eltern sie abholen.