Augsburger Allgemeine (Land West)

Gemeinsam trainieren – ist das schon bald wieder vorbei?

Kinder dürfen seit den Lockerunge­n kontaktfre­ien Outdoor-Sport in der Gruppe betreiben – egal ob Kanu, Golf oder Fußball. Doch die Trainer befürchten angesichts steigender Inzidenzza­hlen, dass damit schnell wieder Schluss sein könnte

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Seit knapp zwei Wochen sind in Augsburger Sportverei­nen Aktivitäte­n im Outdoorber­eich wieder möglich – unter bestimmten Voraussetz­ungen und nur, solange der Inzidenzwe­rt in der Stadt die 100er Marke nicht übersteigt. Das trifft momentan nur noch knapp zu, und niemand weiß, wie lange es noch so bleibt. Zu den ab 8. März erlassenen Öffnungen für den Sport gehört laut Infektions­schutzgese­tz nämlich auch, dass bayernweit die „Notbremse“gezogen werden muss, sobald die 7-Tages-Inzidenz den Wert von 100 überschrei­tet.

Für die Sportverei­ne ist es eine Zitterpart­ie, verbunden mit einem ungeheuren Aufwand, denn jeder musste für seine Anlage und seine Sportarten ein Hygienekon­zept ausgearbei­tet haben. Solange sich die Stadt Augsburg in der Inzidenz zwischen 50 und 100 bewegt, ist laut staatliche­n Vorgaben kontaktfre­ier Outdoor-Sport möglich. Betrieben entweder von fünf Personen aus zwei Haushalten oder in Gruppen

bis zu 20 Kindern (unter 14 Jahren). Schon da wird es komplizier­t, denn aus einer Mannschaft im C-Junioren-Bereich müssen quasi jene Teamkamera­den, die schon 15 Jahre alt sind, zu Hause bleiben.

Eine Sportart, bei der sich die Vorgaben gut umsetzen lassen, ist der Paddelspor­t. Deshalb haben sowohl der Augsburger Kajak Verein (AKV) als auch Kanu Schwaben Augsburg ihr Jugend- und Schülertra­ining zügig wieder aufgenomme­n. Bis 7. März waren nur Kaderathle­ten auf dem Wasser zugelassen, seit dem 8. März dürfen auch die Amateur-, Breiten- und Freizeitsp­ortler wieder auf den Trainingss­trecken paddeln. Allerdings müssen Vereinsmit­glieder aufgrund der Großbauste­lle an der Olympia-Anlage mit zusätzlich­en Einschränk­ungen und Vorsichtsm­aßnahmen leben.

Ihre Vereinsmit­glieder habe sie per E-Mail über die Lockerunge­n, aber auch die Hygienevor­schriften informiert, ein QR-Code am Bootshaus und Meldeblätt­er regeln die Nachverfol­gung, berichtet AKV-Vorsitzend­e Melanie Martin. Wie auch ihre erfahrene Jugendtrai­nerin Helga Scheppach hofft sie, dass der Inzidenzwe­rt in der Stadt nicht noch weiter ansteigt und in Kürze der nächste Lockdown kommt. „Das wäre der Super-GAU“, befürchtet Martin. Scheppach hat die Folgen gleich an der konditione­llen Verfassung der Kinder gesehen. „Bei vielen fangen wir da nach fünf Monaten bei null an. Die Kinder sind saftund kraftlos. Das tut mir so leid“, beschreibt die Trainerin ihre Eindrücke. Sie berichtet, dass manche Eltern auch durchaus zögern, ihre Kinder wieder ins Training zu schicken, zu groß sei die Unsicherhe­it.

Die theoretisc­h erlaubten Trainingsg­rößen von bis zu 20 Kindern schöpfen beide Vereine nicht aus. Im Gegenteil. Ein Trainer kümmert sich meist um etwa vier bis fünf Nachwuchsp­addler. „Damit können wir gut die Abstände einhalten und die Gruppen auf den Trainingss­trecken entzerren“, berichtet Elisabeth Micheler-Jones von Kanu Schwaben Augsburg. Bei vielen Kindern und Jugendlich­en sei einfach nur die Freude über die Rückkehr aufs Wasser groß gewesen. „In den vergangene­n fünf Monaten hat es nämimmer wieder traurige Gesichter bei jenen Kindern gegeben, die den Sprung in den Kader nicht geschafft hatten“, sagt sie. Diese durften bis zum 8. März überhaupt nicht auf die Slalomkanä­le, die als Sportstätt­en der Stadt Augsburg der Infektions­schutzvero­rdnung unterlagen und für sie gesperrt waren. „Wir haben uns so beholfen, dass diese Kinder unter Aufsicht ihrer Eltern oder Trainer dann frei auf dem Lech gepaddelt sind. Umso mehr freuen sich jetzt natürlich alle, dass sie gemeinsam trainieren und auch wieder durch die Slalomvon stangen paddeln dürfen“, berichtet die ehemalige Olympiasie­gerin Micheler-Jones.

Auch beim Golfclub Augsburg hat man versucht, das Jugendtrai­ning „in überschaub­arem Rahmen“aufzunehme­n, so GCA-Manager Yannick Ludwicki. „Wir schauen immer, dass wir das Angebot anbieten, das derzeit erlaubt ist.“So wird in Burgwalden wieder in Kleingrupp­en trainiert. Weil der GCA zudem als Interimsst­ützpunkt des Bayerische­n Golfverban­ds auch viele Kaderspiel­er hat, konnten Übungseinh­eiten, je nach Möglichkei­ten, fortlich gesetzt werden, Weil das Wintertrai­ning im Golf aber generell eher reduziert ist, setzt Ludwicki auf die nächsten Monate. „Wir hoffen, dass wir im Sommer wieder richtig hochfahren können.“

Davon sind die Fußballer noch weit entfernt. Wie groß aber der Wunsch nach Bewegung und Aktivität ist, hat auch Christian Wegmann, Jugendleit­er bei den Fußballern des SV Bergheim, gesehen. Mit der Lockerung habe man vom Verein aus auch zeitnah das erste Jugendfußb­alltrainin­g angeboten – im Freien, kontaktlos, unter Einhaltung

der Hygienereg­eln. „Die Kinder waren ganz heiß darauf, sich wiederzuse­hen“, berichtet Wegmann, sieht durch die staatliche­n Vorgaben aber auch die Grenzen des derzeit Machbaren: „Um das Fußballspi­elen geht es jetzt ja nicht direkt. Normalerwe­ise arbeiten wir auf ein sportliche­s Ziel hin. Den Punktspiel­betrieb oder einen Wettbewerb. Das aber wird es in der Zukunft wohl so schnell noch nicht geben.“Die meisten Vereine wären deshalb schon froh, wenn zumindest der Trainingsb­etrieb weitergehe­n würde.

Die Kinder sind saft‰ und kraftlos.“

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AKV‰Kanutraine­rin Helga Scheppach über die Folgen des Lockdowns
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Archiv‰Foto: Hochgemuth Paddeln mit Kindergrup­pen (rechts Trai‰ nerin Helga Scheppach) ist derzeit noch erlaubt.
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Foto: Aumiller Auch das Golfspiele­n. Steigt der Inzi‰ denzwert über 100, drohen wieder Schließung­en.

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