Augsburger Allgemeine (Land West)
Ohne Lehrer geht nix
Ichristoph.frey@augsburgerallgemeine.de
n Stunden der Not besinnt sich der Mensch oft auf Bewährtes, und deshalb ist nicht verwunderlich, dass die Lehrer gerufen werden, um zumindest dem bayerischen Teil der heranwachsenden Nation das Nasenbohren beizubringen. Wer hinter diesem Satz nun eine versteckte Beleidigung des Pädagogenstandes wittert, liegt falsch. Er ist vielmehr im Grunde die Würdigung einer vielseitig veranlagten Zunft, die von missgünstigen Zeitgenossen viel zu oft auf lange Ferienzeiten und ein sicheres Beamtenleben reduziert wird. Früher schon waren Lehrer, zumal auf dem Lande, oft mehr als simple Schulmeister. Als Organisten oder Chronisten prägten sie das Leben in ihren Dörfern mit, gehörten oft zu den Gründervätern von Sportvereinen. Später dann zog es so manchen Pädagogen in die Politik – was zu dem bekannten Spruch führte, das Parlament sei mal voller und mal leerer, aber immer voller Lehrer. Und auch jetzt geht ohne Lehrer wieder mal nichts: Popeln im Dienste der Gesundheit des ganzen Volkes ist angesagt, und nach den Ferien wird den Kids dann gezeigt, wer der größte Nasenbohrer ist. Für die Eltern gilt dann übrigens: nicht schimpfen, sondern nachmachen. Und wer’s nicht kann, bekommt bestimmt in der Videosprechstunde Nachhilfe.