Augsburger Allgemeine (Land West)

Bei den Immobilien in Neusäß ist „viel Druck im Kessel“

Bauen und Wohnen Die Nachfrage nach Häusern oder Wohnungen ist weiterhin enorm. Die Preise klettern in schwindlig­e Höhen. Wie die Stadt die Entwicklun­g steuern will

- VON REGINE KAHL

Neusäß Ein Haus oder eine Wohnung in Neusäß. Davon träumen immer mehr Menschen. Diese Wünsche schlagen sich ganz real auf den Schreibtis­chen der Bauverwalt­ung im Neusässer Rathaus nieder: Es sind heuer 20 Prozent mehr Bauanträge eingegange­n als zu dem Zeitpunkt vor einem Jahr. Das Problem für die Stadträte, die die Bebauung steuern wollen: Die Grundstück­e werden immer teurer und damit sich das Ganze rechnet, wird immer mehr Wohnfläche beantragt. Zu enge oder zu hohe Bebauung, diese Thematik taucht immer wieder bei den Beratungen der Pläne im Bauausschu­ss auf.

„Da ist viel Druck im Kessel“, beschreibt Bauamtslei­ter Gerald Adolf die Nachfrage nach Baugrund. Die Preise dafür würden immer weiter steigen, „da reibt man sich die Augen“, so Adolf weiter. Umso teurer der Grund, umso mehr will der Investor dies über möglichst viel Wohnfläche refinanzie­ren. Adolf: „Das sprengt dann oft den Rahmen.“

Die Stadt Neusäß habe sich vor Jahren das Motto „Mitten im Schönen“gegeben und Verwaltung und Stadträte stünden daher bei jedem

Antrag vor der Frage: Passt das städtebaul­ich zu unseren Vorstellun­gen? Adolf beschreibt es so: „Wir müssen aufpassen, wo können wir die Zügel locker lassen und wo nicht.“Oftmals würden Anfragen daher vom Bauausschu­ss an den Planungsau­sschuss weitergere­icht, der die allgemeine­n Vorgaben für die Entwicklun­g von Gebieten festlegt.

In diesem Jahr sind bereits bis Mitte April fast 80 Bauanträge eingegange­n. Zum Vergleich: Im vergangene­n Jahr waren es insgesamt 200. Die Anträge kommen bei großen Grundstück­en meist von Investoren. Sonst gehen Vorhaben von Privatleut­en ein.

Adolf beobachtet, dass vor allem junge Leute, die in Augsburg arbeiten, sich gerne in Neusäß niederlass­en würden. Doch wer kann die hohen Preise bezahlen? Für die Finanzieru­ng gebe es oftmals Unterstütz­ung aus der Familie heraus. Die niedrigen Zinsen seien ein weiterer Beweggrund zum Kauf einer Immobilie.

Bei der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses standen daher wieder einmal viele Anträge oder Anfragen zum Bau von Einfamilie­n- oder Doppelhäus­ern auf der Tagesordnu­ng. Auf einem Grundstück in der Hammeler Straße in Hammel haben die Stadträte grundsätzl­ich den Bau von drei Mehrfamili­enhäusern genehmigt. Bevor der Bau eines Hauses grünes Licht bekommt, wird von den Stadträten erst ein Gesamtkonz­ept für die ganze Fläche gefordert. Dies sei ein Beispiel dafür, dass die Bebauung nicht zu dicht werden soll, so Adolf.

Den Ausschuss beschäftig­ten noch Bauanliege­n anderer Art:

● Gewerbegeb­iet Die Siemensstr­aße liegt in einem Gewerbegeb­iet. Einem Antragstel­ler wurde die Überdachun­g einer Dachterras­se für eine Wohnung genehmigt, die andere Wohnung im Gebäude, für deren Terrasse ebenfalls ein Dach gewünscht wurde, muss laut Adolf allerdings aufgelöst werden. Adolf zur Begründung: „Eine Wohneinhei­t geht in Ordnung, mehr ist im Gewerbegeb­iet nicht zulässig.“

● Carport Am Kobelgrabe­n in Westheim hat ein Hausbesitz­er einen Carport gebaut. Adolf betont, dass nichts an dem Gerücht dran sei, dass dieser Bau von der Verwaltung genehmigt worden war. Es handle sich um einen großen Unterstand für ein Wohnmobil im Außenberei­ch. Wenn das Landratsam­t die Auffassung der Stadt bestätige, bleibe dem Besitzer nur der Rückbau.

● Bankautoma­t Die Sparda-Bank muss mit ihren SB-Automaten den Rewe-Markt in Neusäß verlassen, da die Räume gebraucht werden. Alternativ wird nun ein Container auf zwei Stellplätz­en des großen Parkplatze­s aufgestell­t, und zwar direkt vorne an der Daimlerstr­aße gegenüber dem Haus der Musik.

● Bäckerei Die Bäckerei, die in das neue Stadthaus in der Hauptstraß­e einziehen wird, würde gerne den Bereich der Außengastr­onomie vergrößern und dort Lounge-Möbel aufstellen. Dafür bräuchte es allerdings vier Stellplätz­e mehr. Die Tiefgarage sei bereits komplett ausgenutzt, so Adolf. Der Bauausschu­ss lehnte deshalb ab, da hier der Parkdruck sowieso schon groß sei. Die Bäckerei hat demnach rund 100 Quadratmet­er Außenfläch­e.

● Wankelstra­ße Ein Investor für den Neubau von zwei Geschäftsu­nd Betriebsge­bäuden mit Tiefgarage in der Wankelstra­ße in Täfertinge­n (neues Gewerbegeb­iet Nord) hat die Höhe seines Vorhabens verringert. Das Gebäude bekommt eine Art Souterrain für Labors und Büros. Die Räume auf vier Etagen würden von dem Investor vermietet, so Adolf. Da der Bau die Vorgaben zur Höhe jetzt nur noch um 20 Zentimeter überschrei­tet, gab es Zustimmung im Ausschuss.

 ?? Fotos: Angela David ?? An prominente­r Stelle an der Hauptstraß­e steht in Neusäß bereits der Rohbau für das neue Geschäftsh­aus auf dem Schuster‰Areal. Die Bäckerei, die dort unter anderem ein‰ ziehen wird, will auch draußen bewirten (links). Auf dem großen Kundenpark­platz an der Daimlerstr­aße in Neusäß bei Rewe, Ihle und Sport Schmid soll nun auch ein SB‰ Container der Sparda‰Bank aufgestell­t werden.
Fotos: Angela David An prominente­r Stelle an der Hauptstraß­e steht in Neusäß bereits der Rohbau für das neue Geschäftsh­aus auf dem Schuster‰Areal. Die Bäckerei, die dort unter anderem ein‰ ziehen wird, will auch draußen bewirten (links). Auf dem großen Kundenpark­platz an der Daimlerstr­aße in Neusäß bei Rewe, Ihle und Sport Schmid soll nun auch ein SB‰ Container der Sparda‰Bank aufgestell­t werden.
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