Augsburger Allgemeine (Land West)
Gert Jungbauer will nicht im Mittelpunkt stehen
Geburtstag Rathaus und Sporthalle waren seine zweite und dritte Heimat: Warum der Jubilar froh ist, dass es an seinem 80. Geburtstag keine großen Empfänge gegeben hat
Langweid Auch nach 48 Jahren in Langweid ist Gert Jungbauer noch immer der niederbayerische Dialekt anzuhören. Und auch den Humor, der den Menschen aus dieser Region zu eigen ist, trägt er an seinem 80. Geburtstag noch immer in sich. „Früher bin ich als zweiter Bürgermeister zum Gratulieren zu den Leuten hingegangen, jetzt bin ich selbst in dem Alter, dass ich zu den Jubilaren gehöre“, kommentierte er in der ihm eigenen Art. „In diesem Fall war es mir ganz recht, dass es die Corona-Beschränkungen gibt und derzeit keine großen Empfänge stattfinden können“, übt er sich an seinem Ehrentag in Bescheidenheit: „Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt.“
Gert Jungbauer war immer ein Macher, ein unermüdlicher Antreiber im Hintergrund. Ganz egal, ob als zweiter Bürgermeister oder als Triebfeder im FC Langweid. Vor allem die Tischtennis-Frauen trugen den Namen der Gemeinde zur Jahrtausendwende durch ganz
Deutschland und Europa. Exakt 25 Jahre ist es jetzt her, dass der FC Langweid den ersten von acht deutschen Meistertiteln an den Lech holen konnte.
Immer dabei: Gert Jungbauer, der den Spielerinnen aus aller Herren Länder nicht nur Ansprechpartner, sondern oft auch Herbergsvater war. Einer der Höhepunkte seines
Sportlerlebens war für den CSU-Politiker der Empfang der Langweider Mannschaft beim damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in der Bayerischen Staatskanzlei.
Der Finanzbeamte Gert Jungbauer kam 1963 aus beruflichen Gründen aus dem niederbayerischen Bäderdreieck nach Langweid. Beim FC Langweid gab es zu dieser Zeit nur Fußball. In seinem ersten Spiel für den neuen Verein schoss er gleich in der ersten Minute das 1:0 beim TSV Welden, obwohl er ansonsten eher als beinharter und kantiger Verteidiger bekannt war. Nach zwei Leistenbrüchen und einer Meniskusverletzung stand Jungbauer vor der Wahl: operieren oder aufhören.
Obwohl er nach eigenen Angaben beim Fußball weitaus besser war, entschied er sich für Funktionärsaufgaben, installierte Leichtathletik und Tischtennis beim FC Langweid und war insgesamt 48 Jahre als zentrale Anlaufstelle für den Langweider Tischtennissport verantwortlich. 2005 erhielt er dafür den Bayerischen Sportpreis. Über Jahrzehnte hinweg fungierte Jungbauer unter dem Kürzel „jug“zudem als zuverlässiger Berichterstatter für unsere Zeitung.
Noch heute ist Gert Jungbauer in der 1968 in Betrieb genommenen Dreifachturnhalle fast immer zugegen, wenn eine der zahlreichen Langweider Mannschaften um Punkte kämpft. Sie ist seine zweite
Heimat geworden. „Eigentlich müsste man die Halle nach ihm benennen“, sagt Alois Biller, seit fünf Jahren sein Nachfolger als Vorsitzender des TTC Langweid. „Ohne ihn wäre vieles nicht so, wie es ist.“Seit man 2007 nach dem letzten deutschen Meistertitel aus finanziellen Gründen den Rückzug aus der 1. Bundesliga antreten musste, kämpft Jungbauer noch immer unermüdlich um neue Sponsoren.
Gert Jungbauer war auch politisch engagiert. Von 1972 bis 2008 wirkte er im Gemeinderat, davon 30 Jahre als zweiter Bürgermeister. Immer an der Seite von Karl-Heinz Jahn, der am vergangenen Sonntag seinen 75. Geburtstag gefeiert hat. „Unsere Partnerschaft hat länger gedauert als so manche Ehe, und das ganz ohne Scheidungsabsichten“, hat Jahn beim gemeinsamen Abschied im Jahre 2008 gesagt. „Zwei tolle Persönlichkeiten“, sagt Bürgermeister Jürgen Gilg über das langjährige Duo an der Spitze der Gemeinde. „Wenn es Corona wieder zulässt, werde ich bei beiden vorbeikommen.“