Augsburger Allgemeine (Land West)
Super League wird zur Zerreißprobe
Fußball Elite-Wettbewerb droht Europas Ligen zu spalten. Reals Präsident Perez sieht sich als „Retter“, der FC Bayern bekräftigt sein Nein. Deshalb scheint die neue Allianz schon zu bröckeln
Montreux Die Super League droht den europäischen Fußball zu spalten. Die Uefa prüft, alle zwölf beteiligten Klubs aus England, Spanien und Italien mit sofortiger Wirkung aus den europäischen Wettbewerben zu werfen. Am größten scheint die Empörung in England, wo gleich sechs Vereine (Arsenal, Manchester City und United, Chelsea, Tottenham und Liverpool) zu den Gründungsmitgliedern der Elite-Liga gehören. Am Dienstagabend sagte mit Manchester City dann der erste der Mitbegründer seine Teilnahme schon wieder ab. Zuvor war auch Ed Woodward, Vorstandschef von Manchester United, zurückgetreten. Und auch der FC Chelsea, der FC Barcelona und Atlético Madrid sollen vor dem Rückzug stehen, berichteten Medien. Die neue Liga scheint schon wieder vor dem Aus zu stehen.
Liverpools Trainer Jürgen Klopp, der selbst wiederholt Kritik an einer Super League geübt hatte, hatte nach dem 1:1 gegen Leeds United am Montagabend betont: „Das Team hat nichts damit zu tun. Und ich habe auch nicht wirklich was damit zu tun. Aber Leute behandeln uns so. LeedsFans haben uns in der Stadt angeschrien, als wir einen Spaziergang gemacht haben.“
Der Protest setzte sich im Stadion fort: Die Leeds-Profis trugen beim Aufwärmen T-Shirts, auf denen „Earn it“(Verdient es euch) und das Logo der Champions League zu sehen waren – eine Anspielung darauf, dass die Super League eine geschlossene Gesellschaft ohne Auf- und Abstiege darstellt.
Dafür soll es vor allem Geld zu gewinnen geben: Die US-Bank JP Morgan lockt die Gründungsmitglieder mit einer Anschubfinanzierung von 3,5 Milliarden Euro, dazu soll es garantierte Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe geben. Florentino
Perez, der Präsident von Real Madrid ist und zudem Chef der Super League, versuchte das Vorgehen der Top-Klubs in einem Interview zu rechtfertigen. Er betrachtet die Super League als Rettung des Fußballs: „Alles, was ich tue, ist zum Wohl des Fußballs. Jetzt machen wir dies, um den Fußball zu retten, der sich in einer kritischen Situation befindet.“Die Corona-Pandemie habe die Lage für viele Fußballvereine dramatisch verschlimmert. Nun gehe es darum, den „Fußball zu retten, damit wir zumindest für die nächsten 20 Jahre in Ruhe leben können. Die Situation ist sehr dramatisch“. Dass das von ihm geleitete Real Madrid, ebenso wie die beiden anderen an der Super League beteiligten nationalen Rivalen FC Barcelona und Atlético Madrid, aber schon Jahre vor der Corona-Pandemie über ihre Verhältnisse lebten und einen Schuldenberg vor sich herschoben – darauf ging Perez nicht ein. Ebenso wenig wie auf die
Frage, inwiefern die nicht an der Super League beteiligten Vereine – also der Fußball als Ganzes – davon profitieren sollten. Die am Montag von der Uefa beschlossene Reform der Champions League, wonach zukünftig durch einen neuen Modus 100 Spiele mehr pro Saison kommen sollen, kommt laut Perez zu spät: „Sie sagen, das neue Format kommt 2024. 2024 sind wir alle tot. Die Champions League ist ab dem Viertelfinale attraktiv.“Dass Uefa-Präsident Ceferin aktuell prüft, die drei Halbfinalisten Real, Chelsea und Manchester City wegen ihrer Beteiligung an der Super League mit sofortiger Wirkung auszuschließen und damit Paris St. Germain zum Sieger zu erklären, scheint Perez nicht zu beeindrucken: „Wir werden mit Sicherheit nicht aus der Champions League rausfliegen. Auch nicht aus La Liga.“
Unterdessen bereitet sich die Uefa auf den Machtkampf vor. Eine entscheidende Rolle dabei soll offenbar Karl-Heinz Rummenigge spielen. Beim Uefa-Kongress wurde der 65-Jährige ins Uefa-Exekutivkomitee gewählt. Uefa-Präsident Ceferin, der seine Kritik an der Super League erneuerte, würdigte den 65 Jahre alten Rummenigge als „fantastischen Ehrenvorsitzenden der European Club Asssociation“. Auch Rummenigge positionierte sich nochmals gegen die Super League: „Ich darf im Namen des Vorstandes ausdrücklich feststellen, dass der FC Bayern nicht an der Super League teilnimmt. Der FC Bayern steht solidarisch zur Bundesliga. Es war und ist für uns immer eine große Freude, als deutscher Vertreter in der Champions League spielen zu können.“Auch Borussia Dortmund, so war zu hören, wird nicht an der geplanten Super League teilnehmen. Bislang sind immer noch drei Plätze für die Gründungsmitglieder freigehalten – es scheint klar, dass diese bislang für die Bayern, den BVB und Paris freigehalten wurden.