Augsburger Allgemeine (Land West)

Die volle Dröhnung mit Eisbrecher

Konzert Säger Axel Wesselsky und seine Band servieren am Gaswerk deutschen Rock und gelungenes Entertainm­ent

- VON WOLFGANG LANGNER

Irgendwie haben wir sie schon vermisst. All die Kuttenträg­er, die Headbanger und Luftgitarr­enspieler. Jetzt sind sie zurück. Natürlich noch nicht alle. Durch Corona ist man gezwungen zu minimieren. So wurde am Sonntag beim „Sommer im Kiez“-Festival am Gaswerk lediglich 1300 Fans der Einlass gewährt. Eigentlich recht wenig, wenn eine Band wie Eisbrecher dort spielt, die normalerwe­ise das Areal mit 5000 oder 6000 Besucherin­nen und Besuchern locker füllt.

Für jene, die da waren und die Band selber ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Für die einen hieß das, endlich wieder die volle Dröhnung serviert zu bekommen, für die anderen, endlich wieder zu spielen. Und die Fans bekamen letztlich das, was sie von Eisbrecher mit dem Augsburger Sänger Alex Wesselsky erwartet hatten: harten deutschen Rock gemixt mit gelungenem Entertainm­ent. Auf die Frage, wann er seine Songs wohl wieder einem Publikum vorstellen kann, zitierte Wesselsky im März gegenüber unserer Redaktion noch Bertolt Brecht: „Das Sichere ist nicht sicher. So wie es ist, bleibt es nicht.“Jetzt war es doch sicher.

Der charismati­sche Frontmann ging die Sache ironisch, aber coronakonf­orm an: „Habt ihr die Hände gewaschen – Jaaa – die Füße auch – Jaaa – dann bitte vorzeigen.“Schließlic­h startet die Band auch musikalisc­h durch. „Verrückt“, „Phosphor“oder „Antikörper“, das etliche Jahre (2006) vor Corona entstanden ist. Wesselsky ist in seinem Element. Der Sänger steigt von der Bühne hinunter ins Publikum, klopft der einen oder dem anderen auf die Schulter und umarmt seine 78-jährige Mutter die im Publikum steht. Logisch, das Wesselsky mit diesen Aktionen bei den Fans punktet.

Apropos punkten. Auch mit neuen Titeln kann Eisbrecher weitere Zähler an diesem Abend gutmachen. So ist in Zeiten von Corona das

Album „Liebe macht Monster“entstanden. Da passen „FAKK“oder „Nein Danke“wunderbar ins Repertoire. Neben Wesselsky liefert auch der Rest der Truppe um Noel Pix (Gitarre), Jürgen Plangger (Gitarre), Rupert Keplinger (Bass) und Achim Färber (Schlagzeug) den Beweis ab, warum der Beliebthei­tsgrad der Band, die im Jahr 2003 gegründet wurde, stetig gewachsen ist. An den Autokennze­ichen München, Ulm und Stuttgart erkennt man auch wie sich der Fankreis immer mehr erweitert. Jener Besucher, den Wesselsky animiert mit ihm im Duett zu singen, hat sich sogar aus Zürich auf den Weg gemacht. „Du bist ein Miststück – du bist ein Stück Mist“bei diesem Titel kann Eisbrecher jederzeit mit einem 1000-köpfigen Chor rechnen. Ebenso wenn der „deutsche Michel“bei „This is deutsch“im Stechschri­tt marschiert.

Der Abend endet schließlic­h so wie die vielen Jahre vor Corona. Wesselsky entdeckt sein Herz für den deutschen Schlager und haucht „Junge komm bald wieder“oder „Tränen Lügen nicht.“Freddy Quinn und Michael Holm wären gerührt.

Auf dem Weg zum Auto plärren immer noch einige „Du bist ein Miststück“. Endlich wieder guter Live-Rock nach so langer Zeit. Wie sagt Alex Wesselsky so gern und oft: „Schee wars.“

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Foto: Michael Hochgemuth „Schee war´s“wieder einmal für Sänger Axel Wesselsky, seine Band Eisbrecher und die 1300 Fans, die das Konzert am Gaswerk erlebten.

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