Augsburger Allgemeine (Land West)
Musikalischer Brückenschlag von Augsburg nach Prag
Festival Die 23. „Konzerte im Fronhof“starten am Wochenende. Wie es zu einer fruchtbaren kulturellen Zusammenarbeit kam
Es wäre ein einschneidender Verlust für das sommerliche Augsburger Musikleben – doch schon wie im vorigen Jahr setzen die „Konzerte im Fronhof“, längst hier eine kulturelle Institution, mit aller Macht gegen die Corona-Pandemie ein klangvolles Zeichen. Vom 23. bis 25. Juli ist es wieder so weit. Im zauberhaften Ambiente hinter den Anlagen am Dom vor der historischen Residenz bietet Festivalleiter und Dirigent Wilhelm Walz mit der SUK Symphony Prag erneut ein Programm musikalischer Highlights.
Augsburg und Prag – sie gehören mit Salzburg und Wien zweifellos zu d e n vier Mozart-Städten. Und man kann seit gut 20 Jahren von einer fruchtbaren kulturellen Achse Prag/ Augsburg sprechen, denn über die gemeinsame Leidenschaft hinaus, nämlich die Pflege des genialen Werks von Amadé, wurde die Augsburger und auswärtige Zuhörerschaft des
Festivals auch mit bedeutenden späteren Schätzen großer Symphonik und Opernjuwelen erfreut.
Seit Beginn der Konzerte, 1999, ist das Ensemble Partner beim Fronhofprojekt, es hieß damals SukKammerorchester. Gegründet und geführt wurde es von Josef Suk, dem tschechischen Weltstar an der Violine, Enkel des bedeutenden Komponisten Josef Suk (1874 - 1935). Wilhelm Walz, selbst ja virtuoser Geiger und lange Jahre Konzertmeister der Augsburger Philharmoniker, kannte Suk vorher schon und arbeitete mit ihm zusammen. Bis zum Tod des Prager Meistergeigers 2011, dann weiter in Verbindung mit den tschechischen Musikern, wurde das Orchester zu einem Klangkörper, der auch die großen Partituren exzellent realisiert. Der neue Name seitdem: SUK Symphony Prag.
Martin Kos, immer schon seit seinen jungen Jahren, am Konzertmeister-Pult im Fronhof, erinnert sich an die ersten Jahre. Er ist sich bewusst, dass Prag und auch sein Kammerorchester Mozart-Tradition pflegt und liebt, die Stadt, in der Mozart glücklich war und dort u. a. seinen „Don Giovanni“auferstehen ließ. Das Augsburger Publikum erinnert sich sicher an letztes Jahr 2020, als Martin Kos mit seinem Bratschen-Partner Mozarts Sinfonia Concertante brillant zur Aufführung brachte. Und natürlich hat der mittlerweile 50-jährige Geiger vielseitige musikalische Ambitionen, die er u. a. mit seinem Pilsner SojkaStreichquartett auslebt. Mit Schubert und Glinka vor einigen Jahren konnten die Augsburger auch diese Seite im Fronhof erleben: Romantik, Slawisches.
Das Prager Orchester ging in den vergangenen beiden Jahrzehnten die immense Repertoire-Erweiterung in den Programmen von Wilhelm Walz, von Mozart bis Richard Strauss, eindrucksvoll mit. Das Orchester ist, wie bei seiner Gründung, im Kern ein Streicher-Ensemble, privat geführt. Der jeweils benötigte Bläserapparat und das weitere Instrumentarium für die spätere Romantik oder die große Opernszene rekrutiert sich aus den Stars der Tschechischen Philharmonie oder des Prager Philharmonischen Orchesters FOK. Als besonders brillantes Beispiel nennt hier Walz Jana Broková, „die beste Oboistin Tschechiens“. Auch sie war schon, wie Walz erinnert, hier zu hören, mit Mozarts- C-Dur-Konzert.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Musizier-Stil, das Interpretationsgeschehen, weiterentwickelt und teils verändert. Die Orientierung an der historischen Aufführungspraxis ist Standard und wurde von Wilhelm Walz auch schon früh eingefordert – etwa „der Einsatz auch vibrato-losen Streicherspiels oder die prägnantere, auch schärfer expressive Artikulation“. Die Frage, ob tschechisch-böhmische Musiker einen besonderen Mozart-Stil hätten, will Martin Kos nicht vertiefen: „Musik ist international, ist eine eigene Sprache, und die wird mit dem Dirigenten nur nach ihren Gesetzen erarbeitet“. Und das geschieht derzeit intensiv: Seit gestern probt Wilhelm Walz mit der SUK Symphony in Prag.
So darf man wieder gespannt sein auf das Programm 2021: Es reicht von Ausschnitten aus MozartOpern (Zauberflöte, Don Giovanni, Titus) sowie Szenen aus Puccinis „Tosca“in der Operngala am Freitag, bis zu den Orchestergalas - mit Saint-Saëns’ 1. Cello-Konzert (Maximilian Hornung) und Beethovens 7. Sinfonie am Samstag, dann Beethovens 4. Klavierkonzert (Janina Fialkovska) und romantischer Chormusik (Domsingknaben) am Sonntag.
Die Achse Augsburg / Prag – sie lebt!
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Programm und Tickets unter www.konzerteimfronhof.de