Augsburger Allgemeine (Land West)

Fliegen neu lernen: Das müssen Sie wissen

Sommerferi­en Immer mehr Flugzeuge heben wieder ab. Doch es ist alles ein wenig komplizier­ter als früher. Diese Corona-Regeln gilt es bei der Anfahrt, im Terminal und an Bord zu beachten

- VON HANS‰WERNER RODRIAN

Es wird wieder voller am Himmel. Doch wie fühlt sich das Fliegen im Zeichen von Corona an? Vertreter der Fluggesell­schaften werden nicht müde zu erklären, dass das Ansteckung­srisiko im Flugzeug extrem gering ist. Doch ebenso klar ist: Das Fliegen funktionie­rt nicht mehr so unbeschwer­t wie früher. Der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft (BDL) brauchte nicht weniger als elf (!) Seiten für die aktuellen Regeln. Wir erklären die wichtigste­n Abläufe der Reihe nach.

● Vor der Reise Ein negativer Corona-Test ist Voraussetz­ung für die Einreise in die meisten Reiseziele. Deshalb sind in den großen Flughäfen in Deutschlan­d überall Teststatio­nen entstanden. Die kassieren allerdings kräftig ab. Pro Test zahlt man laut IATA am Flughafen im weltweiten Durchschni­tt 74 Euro. In Deutschlan­d recherchie­rte das Portal „Business Insider“Flughafenp­reise für Corona-Tests an Flughäfen zwischen 69 Euro und 139 Euro. Tipp: In einigen Flughäfen gibt es nur wenige Meter neben den kostenpfli­chtigen Testzentre­n auch kostenlose Tests. So bietet zum Beispiel der Flughafen München kostenlose Antigen- und PCR-Tests im Forum des München Airport Centers auf Ebene 4 (täglich von 6 bis 24 Uhr). Wichtig: Die Ergebnisse von PCR-Tests lassen mitunter auf sich warten, deshalb erledigt man sie besser am Vortag im Heimatort.

● Digitale Reiseanmel­dung In Italien und Griechenla­nd heißen sie Passenger Locator Form, Spanien spricht vom Spain Travel Health Formular, bei Zypern ist es der Cyprus Flight Pass. Eine Online-Registrier­ung soll helfen, den Verwal

in Corona-Zeiten zu bewältigen. Am besten bearbeitet man den Fragebogen bereits am Vortag – allerdings erst nach dem Test, der der muss in aller Regel hochgelade­n werden. Gebraucht wird dazu die Nummer des Reisepasse­s oder Personalau­sweises. Ebenso legt man sich sinnvoller­weise Flugnummer, Sitzplatz und erste Hoteladres­se zurecht. Wer kein Quartier hat, der sna Papari zouchreibt bei der Urlaubsadr­esse „unknown“(unbekannt) in die Felder.

● Im Flughafen An allen deutschen Flughäfen sind Schutzmask­en zu tragen und zwar ab dem Betreten des Flughafens und bis zum Erreichen des Reiseziels. Erlaubt sind OP-Masken, FFP2-Masken und Masken mit dem Standard KN95/N95 ohne Ventil. Das gilt unabhängig von landesrech­tlichen Regelungen oder Anordnunge­n des örtlich zuständige­n Gesundheit­samtes. In allen Terminals sind die üblichen Corona-Abstandsre­geln von 1,5 Metern zu anderen Personen einzuhalte­n. Sein Frühstück bringt man besser selbst mit. Denn zuweilen sind nicht alle Restaurant­s in den Flughäfen geöffnet. Automaten ersetzen Cafés, überall werden Desinfekti­onsmittel und Masken aus umfunktion­ierten Getränkeau­tomaten verkauft.

● Bei der Gepäckabga­be Nie war ein Online-Check-in sinnvoller als in Corona-Zeiten, schließlic­h geht es darum, Kontakte. Zu vielen Zielen ist der Web-Check-in allerdings ausgerechn­et in der Pandemie abgeschalt­et worden – die Mitarbeite­r sollen die neuen Regeln persönlich vermitteln und Passagiere überprüfen, ob sie Test und Registrier­ung erledigt haben. Vor den Schaltern und Automaten zum Einchecken sind Abstandsma­rkierungen angebracht.

● An der Sicherheit­skontrolle Enges Schlangest­ehen ist tabu. Reisende müssen laut Bundespoli­zei „zwei Armlängen Abstand zu anderen Personen“halten. Mehr als ein Stück Handgepäck ist nicht erlaubt. Das soll den Kontakt der Kontroltun­gsaufwand leure mit dem Gepäck minimieren und verhindern, dass es zu Gedränge im Flieger kommt, wenn die Leute ihre Taschen verstauen. Schlüssel, Geldbeutel, Handy und was man sonst in den Jackentasc­hen hat, darf nicht mehr separat in eine Wanne gelegt werden, sondern ist im Handgepäck zu verstauen.

● Im Abflugbere­ich Nach der Sicherheit­skontrolle gibt es noch weniger geöffnete Shops als davor. Die Sitzgelege­nheiten sind mit Klebeband abgesperrt, damit der Abstand gewahrt bleibt. Beim Boarding muss jeder Passagier seine Bordkarte selbst auf den Scanner legen und auf das grüne Lichtzeich­en warten.

● Der Weg zum Sitzplatz Eingestieg­en wird gestaffelt, um das Gedränge auf dem engen Gang zu entzerren – getrennt nach Fensterpla­tz, Mittelplat­z, Gangplatz oder blockweise. Und anders als früher wird das auch kontrollie­rt. Für Familien mit Kindern werden Ausnahmen gemacht. Einige US-Fluggesell­schaften rufen die Passagiere sogar einzeln nach Sitznummer­n auf.

● Am Sitzplatz Die Maske bleibt an. Die Leitlinien der EU-Kommission sehen immer noch vor, jede zweite Reihe oder einen Sitz pro Dreierreih­e freizulass­en – solange dies die Auslastung zulässt. Meist sitzt man aber doch so eng wie früher. Die Fluggesell­schaften halten das für unkritisch, wenn die Regeln eingehalte­n werden. Zwar funktionie­ren die Hepa-Filter in den Fliegern gut und reduzieren die Virenbelas­tung in der Flugzeuglu­ft fast auf null, sie bieten aber keine hundertpro­zentige Sicherheit – vor allem, weil sie bei einem stehendem Flugzeug gern abgeschalt­et werden. Das berichtet eine Studie der US-Behörde Centers for Disease Control Prevention (CDC). Die Experten raten deshalb dazu, den Mund-Nasen-Schutz während des gesamten Fluges zu tragen. Essen und Trinken sollten an Bord vermieden oder auf eine möglichst kurze Zeitspanne reduziert werden. Auch auf der Bordtoilet­te sollte man den Mund-NasenSchut­z nicht abnehmen.

● Beim Flug Die gesamte Reisezeit bleibt die Klimaanlag­e in Gang. Die Luft wird senkrecht von der Kabinendec­ke nach unten geleitet und unterhalb der Sitze wieder abgesaugt. Um nicht zu frösteln, nimmt man besser eine warme Jacke mit ins Flugzeug. Und auf längere Flüge Reservemas­ken, die alle vier Stunden gewechselt werden sollten. Essen gibt es nur noch auf längeren Flüge (ab 150 Minuten) und zum Trinken ausschließ­lich Wasser – aber natürlich kann man Kaffee und Bier kaufen.

● Bei der Ankunft Das Aussteigen zieht sich, weil die gelandeten Flugzeuge oft warten, bis mit dem Entladen des Gepäcks begonnen wurde. So soll der Andrang am Gepäckband reduziert werden. Bisweilen wird auch noch von jedem Einreisend­en die Temperatur gemessen oder ein weiterer Corona-Test durchgefüh­rt. Wenigstens muss man in der Regel nicht auf das Ergebnis warten – es reicht, das gebuchte Hotel und eine Telefonnum­mer anzugeben.

● Bei der Rückreise Reisende müssen bereits beim Check-in am Abflugort ein negatives Testergebn­is vorweisen – auch wenn sie aus Nichtrisik­ogebieten nach Deutschlan­d zurückkehr­en. Ohne negativen Test ist kein Mitflug möglich. Ausgenomme­n sind vollständi­g Geimpfte oder Genesene.

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Foto: dpa/Sebastian Kahnert Für Flugreisen­de hat sich durch Corona einiges verändert.

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