Augsburger Allgemeine (Land West)

Unterwegs im Großstadt‰Dschungel

Marketing In der Innenstadt gibt es derzeit einige Hingucker. Es hängen immer mehr bunte Lampions in den Straßen, ein Strand kommt auf den Rathauspla­tz – und eine Gasse ist grün geworden. Was es damit auf sich hat

- VON JÖRG HEINZLE

Der Begriff Großstadtd­schungel bekommt derzeit in der Augsburger Innenstadt eine ganz andere Bedeutung. Wer sich darunter große Häuserschl­uchten vorstellt oder vielleicht auch verwinkelt­e Gassen, der täuscht sich in diesem Fall. Im Mettlochgä­sschen, das in der Fußgängerz­one die Annastraße mit der Philippine-Welser-Straße verbindet, ist ein echter kleiner Dschungel entstanden. Ein Teil der Gasse steht jetzt dicht voll mit Pflanzen. Vogelgezwi­tscher ist zu hören.

Viele, die in der Innenstadt unterwegs sind, bleiben stehen und fragen sich, was es mit dem grünen Tunnel auf sich hat. Auf den ersten Blick ist das auch nicht zu sehen. Wer allerdings das aufs Pflaster geklebte Stichwort #stadtgewae­chs im Internet sucht, wird schnell bei der Stadtspark­asse fündig. Deren Pressespre­cher Markus Hupfauer bestätigt auf Anfrage, dass es sich um eine Aktion der regionalen Bank handelt. Der Dschungel soll darauf aufmerksam machen, dass sich die Stadtspark­asse dem Thema Nachhaltig­keit verschrieb­en hat. „Wir haben etwas

mit dem man den etwas abstrakten Begriff sichtbar machen kann“, erklärt Hupfauer. So entstand die Idee, eine Innenstadt­gasse vorübergeh­end zu begrünen. Guerilla Marketing lautet der Fachbegesu­cht, griff dafür. Gemeint ist damit eine Kampagne, die von Überraschu­ngseffekte­n und einer besonderen Inszenieru­ng lebt. Deshalb baute die Stadtspark­asse den Dschungel zunächst auch inkognito auf.

Das Logo der Bank und weitere Erklärunge­n – etwa der Plan, klimaneutr­al zu werden – sollen folgen. Demnächst sollen auch noch Auszubilde­nde als Vögel verkleidet in der Stadt ausschwärm­en. Die Aktion wirkt locker, das Thema allerdings gar nicht so sehr. „Nicht zuletzt vor dem Hintergrun­d der jüngsten Extremwett­erereignis­se sollte die Gefährdung durch den Klimawande­l in unser aller Bewusstsei­n gerückt sein,“sagt Vorstandsc­hef Rolf Settelmeie­r. Es sei unerlässli­ch den Nachhaltig­keitsgedan­ken in alle Überlegung­en mit einzubezie­hen.

Eingericht­et wurde die grüne Gasse mithilfe des Technische­n

Hilfswerks und der Freiwillig­en Feuerwehr Lechhausen. Die Pflanzen stammen alle aus dem Botanische­n Garten. Gegossen werden sie von Mitglieder­n der freiwillig­en Feuerwehre­n. Zweieinhal­b Wochen soll der Dschungel bleiben – sollte er bei den Passantinn­en und Passanten gut ankommen, geht die Aktion eventuell in die Verlängeru­ng.

Die Aktion der Stadtspark­asse ist derzeit nicht der einzige Hingucker in der Innenstadt. Über der Annastraße und dem Stadtmarkt hängen bereits seit Ende Mai rund 450 Lampions in verschiede­nen Grüntönen und überdimens­ionale Schmetterl­inge. Die Installati­on soll für ein besonderes Flair beim Bummeln sorgen. Kürzlich hat sich der Anblick etwas geändert. Es kamen noch bunte Lampions dazu. Das soll das Symbol sein für eine grüne Wiese, auf der dann nach einiger Zeit Blumen blühen. Hinter dem Konzept steckt der Augsburger Walter Sager, der auch die Weihnachts­beleuchtun­g in der Fußgängerz­one gestaltet. Er wurde vom Stadtmarke­ting damit beauftragt.

Seit Kurzem hängen auch in der Altstadt bunte Lampions als Farbtupfer – wie bei einer Perlenkett­e an einer langen Schnur aufgereiht. Und auch der Rathauspla­tz soll noch bunter werden. Dort entsteht in dieser Woche ein Stadtstran­d. Auf einer zehn mal 25 Meter großen Sandfläche laden dann 21 bunte Liegestühl­e zum Entspannen ein. Auch hier werden 460 bunte Lampions aufgehängt. Das Ziel aller Aktionen ist es, die Innenstadt attraktiv zu machen – gerade nach den Einbußen durch den Corona-Lockdown. Ekkehard Schmölz, der Leiter des Stadtmarke­tings, spricht von einem „einzigarti­ges Gesamtwerk, das die Lebensfreu­de und Leichtigke­it unserer Stadt unterstrei­cht“. Um die Entspannun­g perfekt zu machen, soll es demnächst auch Yoga-Kurse am Stadtstran­d geben.

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Ein Stück des Mettlochgä­sschens in der Innenstadt ist vorübergeh­end zu einem klei‰ nen Dschungel umgestalte­t worden.
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Fotos: Ina Marks Auch in der Altstadt sind Lampions bunte Farbtupfer.

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