Augsburger Allgemeine (Land West)
Mesner Siegfried Neuner geht in Ruhestand
Kirche Er hat Generationen von Gläubigen begleitet. Jetzt gibt es zu seinem Abschied eine Menge Überraschungen
Neusäß Seit 1984 war Siegfried Neuner Mesner der Pfarrei St. Thomas Morus in Neusäß und hat in dieser Zeit gleichsam ganze Generationen von Kirchenbesucherinnen und -besuchern begleitet. Mit einem Festgottesdienst am Patroziniumfest der Kirche wurde er jetzt in den Ruhestand verabschiedet.
Eigentlich mag Neuner keine Überraschungen, denn diese bedeuten für ihn nur Arbeit: Als Mesner und als Hausmeister für das Verwaltungsgebäude der Pfarreiengemeinschaft Neusäß und Aystetten sowie für Kindertagesstätte Thomas Morus war er fast 40 Jahre lang die helfende Hand. Doch bei seiner Verabschiedung vor wenigen Tagen wurde er mehrfach positiv überrascht.
Es begann, als er vor Gottesdienstbeginn in „seine“Sakristei kam und von fast 30 ehemaligen Ministranten empfangen wurde. Alle hatten ihn in ihrer Jugendzeit nicht nur als Mesner, sondern auch als Leiter der Jugendgruppen kennen und schätzen gelernt. Ebenso überraschte ihn Pfarrer Wolfgang Bihler, der nun als Ruhestandspriester in Nonnenhorn am Bodensee lebt. Bihler, selbst Pfarrer in Thomas Morus in der Zeit, als Neuner seinen Mesnerdienst in Neusäß begann, stand als Konzelebrant neben Stadtpfarrer Stephan Spiegel und Ruhestandspriester Georg Heinloth am Altar.
Doch die Überraschungen endeten noch nicht. Beim Einzug mit den Priestern und Ministranten sangen ehemalige Jugendchor-Mitglieder unter Leitung von Kirchenmusiker Moritz Unger das von Neuner 1988 zur Stadterhebung geschriebene Lied „Wenn wilde Wasser Ruhe finden“. Diakon Artur Waibl hielt die Festpredigt. Waibl, der eigentlich in Zusmarshausen und im Dom zu Augsburg als Diakon tätig ist, wurde extra von Kirchenpfleger Winfried Mayr eingeladen, weil Waibl als Jugendlicher der Pfarrei den Mesner Neuner kennenlernen durfte.
Das hielt auch in seiner emotionalen und sehr persönlichen Predigt Einzug. Geschickt spannte der Diakon einen Bogen von dem Evangeliumstext über Neuners Wirken hin bis zum heutigen Alltag. „Wir müssen aufstehen“, forderte Waibl die Besucher der voll besetzten Kirche auf. Der Gottesdienst endete mit einem Lieblingslied vom scheidenden Mesner: Mehrstimmig erklang „Meerstern, ich dich grüße“zu Ehren der Gottesmutter. Die Marienfigur der Kirche, ein SteinackerWerk, wurde von Neuner wieder kunstvoll geschmückt und mit Abschiedsgeschenken der Kinder der Kindestagesstätte drapiert.
Um den Corona-Auflagen nachzukommen, wurde die Verabschiedungsfeier gleich in der Kirche begangen. Nach der Ehrung durch den Mesnerverband hielt der Kirchenpfleger einen Rückblick über das Wirken Neuners in Reimform, weil auch Neuner früher im Pfarrfasching als Büttenredner auftrat. Geschenke der Pfarrei in Form von zwei selbst gestalteten Büchern überreichte der Pfarrgemeinderat. Auch die ehemaligen Ministranten beschenkten den Mesner mit einer CD. Mit dem Zeltlagerlied „Country Roads“und lang anhaltendem Applaus endete der Festakt für den Mesner Siegfried Neuner, dem man im Anschluss noch persönliche Worte mitgeben konnte.