Augsburger Allgemeine (Land West)
NeuUlm: Sind 5000 Impfdosen unwirksam?
Corona Schwere Panne in Praxis. Kühlschrank eines bekannten Arztes war nicht kalt genug
NeuUlm Eine spektakuläre Impfpanne hat Folgen für Tausende von Patienten weit über den Landkreis Neu-Ulm hinaus: Bis zu 5000 Impfungen des bundesweit bekannten Hausarztes Christian Kröner sind möglicherweise unwirksam. Der Kühlschrank, in dem die Wirkstoffe gelagert waren, war danach über Wochen zu warm eingestellt.
Es sei nicht ausgeschlossen, dass durch die etwas erhöhte Lagertemperatur der Impfstoff in seiner Wirkung abgeschwächt worden sei oder seine Wirkung ganz verloren haben könnte, betonte Kröner in einem Schreiben an seine Patienten. „Willkommen in der blanken Hölle“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Das hätte nie passieren dürfen. Aber ich kann es nicht rückwärts drehen. “Ob eine Impfung erfolgreich war, will der 39-Jährige nun durch Antikörpertests im Blut der betroffenen Patienten feststellen. Die Kosten dafür übernehme er. Sollten bei diesem Test nicht ausreichend Antikörper festgestellt werden können, empfiehlt Kröner eine erneute Impfung. Die Ergebnisse der ersten Tests zeigen nach seinen Worten jedoch, dass es mit Biontech weniger Probleme gebe als bei Impfungen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, die Werte für AstraZeneca stünden noch aus.
Menschen aus ganz Deutschland kamen in den vergangenen Monaten nach Pfuhl, um sich in der Praxis von Kröner impfen zu lassen, der sich selbst einen „Impfluencer“nennt und bundesweit immer wieder in den Medien präsent war. Er prangerte offensiv Missstände in der nur zögerlich angelaufenen Impfkampagne an und warf der Ständigen Impfkommission vor, im Kampf gegen die Pandemie nicht schnell genug zu sein. Weil er in seiner Praxis im Neu-Ulmer Stadtteil Pfuhl auch Kinder und Jugendliche gegen das Coronavirus impft und sogar öffentlich für diese Impfungen wirbt, hatte Kröner zwischenzeitlich sogar Morddrohungen erhalten.
Entdeckt wurden die Probleme offenbar bei einem Ortstermin der Gesundheitsbehörde in der Praxis. Dabei sei aufgefallen, dass die Temperatur des Kühlschranks zu hoch eingestellt war, betonte ein Sprecher des Landratsamtes. „Darauf musste der Inhalt des Kühlschranks weggeworfen werden.“Außerdem musste die Praxis alle Patienten auflisten, die im Zeitraum seit April geimpft wurden. Kröner dagegen betonte gegenüber unserer Redaktion, der Kühlschrank sei ständig von seinen Mitarbeitern kontrolliert worden, die die Ergebnisse auch protokolliert hätten.
Nachdem Kröner ja bereits zugesagt hat, dass er einen Antikörpertest bei den betroffenen Geimpften aus eigener Tasche zahlen würde, stellt sich nun allerdings auch die Frage, wer den Impfstoff bezahlt, sollten Patienten noch einmal nachgeimpft
An Impfstoff fehlt es nicht
werden müssen. Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern wird dieser jedoch vom Staat bezahlt. „Die Patienten werden ihn jedenfalls nicht bezahlen müssen“, ist sich der Sprecher der Vereinigung, Axel Heise, sicher. Kröner würde den Impfstoff vermutlich nachbestellen – und bekommen. Inzwischen stehe Impfstoff in großer Menge zur Verfügung. Sicher ist Heise sich aber nicht. „Dazu ist dieser Fall zu neu.“Aus dem gleichen Grunde wisse er auch noch nicht, ob Kröner Sanktionen drohen. Das bayerische Gesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben noch keine näheren Informationen zu dem Fall. Ein Sprecher betonte lediglich: „Sofern eine Qualitätsminderung des Impfstoffs nicht auszuschließen ist, sollte noch vorhandener Impfstoff entsorgt werden.“