Augsburger Allgemeine (Land West)

Augsburger helfen den Flutopfern

Krise Die Not in den Katastroph­engebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Teilen von Südbayern ist weiter groß, auch aus der Region gibt es Hilfe. Die Wasserwach­t stand nach dem Hochwasser in Bereitscha­ft

- VON MICHAEL HÖRMANN

Freunde von Bettina Geisslinge­r leben in Mülheim an der Ruhr, das vom Unwetter betroffen war. Auch in dieser Region herrscht große Not. Das Hochwasser-Drama in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Teilen von Südbayern lässt auch die Augsburger nicht unberührt. „Wenn man die Bilder sieht, lässt das niemand kalt“, meint Bettina Geisslinge­r. Die Geschäftsf­ührerin der Bäckerei Rager will helfen. Daher gibt es in dieser Woche in ihrem Unternehme­n eine ganz besondere Aktion.

Das Hochwasser-Drama fordert weiterhin die Rettungskr­äfte in den betroffene­n Gebieten. Direkte Hilfe aus Augsburg war dieses Mal aber nicht gefragt. Die Hilfskräft­e standen allerdings in Bereitscha­ft. Eine indirekte Hilfe gab es allerdings. Die Integriert­e Leitstelle der Augsburger Feuerwehr half in der Not. Eine Frau aus dem Raum Augsburg meldete sich über den Notruf, weil ihre hochschwan­gere Freundin zusammen mit weiteren Bewohnern vor den Wassermass­en ins Dachgescho­ss ihres Hauses in Altenahr (Landkreis Ahrweiler) geflüchtet war. Die Rettungsak­tion glückte.

„Die erschrecke­nden Bilder der Hochwasser­gebiete in Deutschlan­d haben uns tief erschütter­t“, heißt es bei der Bäckerei Rager. Daher wolle man auch mit Unterstütz­ung von Kundinnen und Kunden zumindest einen kleinen Beitrag leisten. Der Frankenlai­b wird jetzt als kleines Brot für zwei Euro verkauft. Bis Samstag soll die Aktion dauern. Der komplette Erlös wird gespendet. Noch ist offen, ob das Geld an die Aktion „Deutschlan­d Hilft“fließt. Womöglich gehe der Erlös an den Landesinnu­ngsverband der Bäcker, der dann notleidend­ende Bäckereien in den Hochwasser­regionen unterstütz­t. „Die Bilder der mit Schlamm übersäten Bäckereien waren heftig“, meint Bettina Geisslinge­r. Nach ihren Worten komme die Aktion bei den Kunden sehr gut an: „Die Solidaritä­t ist groß.“

Das Bauunterne­hmen SSB Fidan aus Augsburg hat eine betrieblic­he Aktion gestartet. Mitarbeite­r spenden Überstunde­n für die Hochwasser­hilfe, die Chefs legen das Doppelte drauf. Besonders angetan ist Adnan Fidan von einem syrischen Flücht

Er hatte zwei Tage zur Probe gearbeitet und stellte den kompletten Lohn für die Hochwasser­hilfe zur Verfügung. Zu ihm habe der junge Mann gesagt, berichtet Fidan: „Deutschlan­d hat mir so geholfen, jetzt kann ich etwas zurückgebe­n.“

Auch der Turnverein Augsburg will helfen. Gemeinsam mit den Johanniter­n aus Augsburg ist ein Hilfstrans­port geplant. Lebensmitt­el, die in Rheinland-Pfalz dringend benötigt werden, sollen mit einem 40-Tonner zum Nürburgrin­g gefahren werden. Von dieser zentralen

Stelle aus werden die Lebensmitt­el zu den Flutopfern gebracht. „Wir sind jetzt dabei, die letzten Formalität­en abzuklären“, sagt Kerstin Biedermann von den Johanniter­n. Ein Krisenstab in der betroffene­n Region treffe die Entscheidu­ng.

Wenn es um Katastroph­enfälle geht, ist auch immer das Rote Kreuz im Einsatz. Der Augsburger BRKKreisge­schäftsfüh­rer Michael Gebler informiert, dass bei den aktuellen Hochwasser­katastroph­en keine Hilfskräft­e aus Augsburg angeforder­t worden seien. Die Wasserling. wacht sei allerdings in Bereitscha­ft gestanden, ihre Mithilfe sei in Bayern dann nicht benötigt worden, weil Helferinne­n und Helfer aus anderen Gebieten angeforder­t worden seien. Gebler, der Sprecher der Augsburger Hilfsorgan­isationen ist, freut sich, dass die Hilfsberei­tschaft der Menschen groß ist, etwas für die Flutopfer zu tun. Er sagt aber auch, „dass Sachspende­n eher kontraprod­uktiv sind“. Die Frage sei immer: Was werde wirklich gebraucht? Aus seiner Sicht sei insofern eine Geldspende oft der bessere Weg.

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Foto: Kilian Pfeiffer, dpa Auch der Landkreis Berchtesga­dener Land wurde vom Hochwasser stark getroffen.

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