Augsburger Allgemeine (Land West)
Augsburger helfen den Flutopfern
Krise Die Not in den Katastrophengebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Teilen von Südbayern ist weiter groß, auch aus der Region gibt es Hilfe. Die Wasserwacht stand nach dem Hochwasser in Bereitschaft
Freunde von Bettina Geisslinger leben in Mülheim an der Ruhr, das vom Unwetter betroffen war. Auch in dieser Region herrscht große Not. Das Hochwasser-Drama in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Teilen von Südbayern lässt auch die Augsburger nicht unberührt. „Wenn man die Bilder sieht, lässt das niemand kalt“, meint Bettina Geisslinger. Die Geschäftsführerin der Bäckerei Rager will helfen. Daher gibt es in dieser Woche in ihrem Unternehmen eine ganz besondere Aktion.
Das Hochwasser-Drama fordert weiterhin die Rettungskräfte in den betroffenen Gebieten. Direkte Hilfe aus Augsburg war dieses Mal aber nicht gefragt. Die Hilfskräfte standen allerdings in Bereitschaft. Eine indirekte Hilfe gab es allerdings. Die Integrierte Leitstelle der Augsburger Feuerwehr half in der Not. Eine Frau aus dem Raum Augsburg meldete sich über den Notruf, weil ihre hochschwangere Freundin zusammen mit weiteren Bewohnern vor den Wassermassen ins Dachgeschoss ihres Hauses in Altenahr (Landkreis Ahrweiler) geflüchtet war. Die Rettungsaktion glückte.
„Die erschreckenden Bilder der Hochwassergebiete in Deutschland haben uns tief erschüttert“, heißt es bei der Bäckerei Rager. Daher wolle man auch mit Unterstützung von Kundinnen und Kunden zumindest einen kleinen Beitrag leisten. Der Frankenlaib wird jetzt als kleines Brot für zwei Euro verkauft. Bis Samstag soll die Aktion dauern. Der komplette Erlös wird gespendet. Noch ist offen, ob das Geld an die Aktion „Deutschland Hilft“fließt. Womöglich gehe der Erlös an den Landesinnungsverband der Bäcker, der dann notleidendende Bäckereien in den Hochwasserregionen unterstützt. „Die Bilder der mit Schlamm übersäten Bäckereien waren heftig“, meint Bettina Geisslinger. Nach ihren Worten komme die Aktion bei den Kunden sehr gut an: „Die Solidarität ist groß.“
Das Bauunternehmen SSB Fidan aus Augsburg hat eine betriebliche Aktion gestartet. Mitarbeiter spenden Überstunden für die Hochwasserhilfe, die Chefs legen das Doppelte drauf. Besonders angetan ist Adnan Fidan von einem syrischen Flücht
Er hatte zwei Tage zur Probe gearbeitet und stellte den kompletten Lohn für die Hochwasserhilfe zur Verfügung. Zu ihm habe der junge Mann gesagt, berichtet Fidan: „Deutschland hat mir so geholfen, jetzt kann ich etwas zurückgeben.“
Auch der Turnverein Augsburg will helfen. Gemeinsam mit den Johannitern aus Augsburg ist ein Hilfstransport geplant. Lebensmittel, die in Rheinland-Pfalz dringend benötigt werden, sollen mit einem 40-Tonner zum Nürburgring gefahren werden. Von dieser zentralen
Stelle aus werden die Lebensmittel zu den Flutopfern gebracht. „Wir sind jetzt dabei, die letzten Formalitäten abzuklären“, sagt Kerstin Biedermann von den Johannitern. Ein Krisenstab in der betroffenen Region treffe die Entscheidung.
Wenn es um Katastrophenfälle geht, ist auch immer das Rote Kreuz im Einsatz. Der Augsburger BRKKreisgeschäftsführer Michael Gebler informiert, dass bei den aktuellen Hochwasserkatastrophen keine Hilfskräfte aus Augsburg angefordert worden seien. Die Wasserling. wacht sei allerdings in Bereitschaft gestanden, ihre Mithilfe sei in Bayern dann nicht benötigt worden, weil Helferinnen und Helfer aus anderen Gebieten angefordert worden seien. Gebler, der Sprecher der Augsburger Hilfsorganisationen ist, freut sich, dass die Hilfsbereitschaft der Menschen groß ist, etwas für die Flutopfer zu tun. Er sagt aber auch, „dass Sachspenden eher kontraproduktiv sind“. Die Frage sei immer: Was werde wirklich gebraucht? Aus seiner Sicht sei insofern eine Geldspende oft der bessere Weg.