Augsburger Allgemeine (Land West)

Union ringt um ihren Kurs beim Klimaschut­z

Umwelt Söder will deutlich früher aus der Kohle aussteigen – das gefällt nicht jedem

- VON ULI BACHMEIER, BERNHARD JUNGINGER UND MARLENE WEYERER

München/Berlin Zwei Monate vor der Bundestags­wahl bahnt sich in der Union ein Hauskrach um den Klimaschut­z an. Während CSUChef Markus Söder schon deutlich früher aus der Kohle aussteigen will als bislang geplant, pochen KohleLände­r wie Sachsen auf das vereinbart­e Ausstiegsd­atum im Jahr 2038. „Der Freistaat Bayern ist nicht betroffen und kann von außen leichter reden“, betonte der sächsische Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU). „Der Kohlekompr­omiss muss weiter gelten.“Er gebe Sicherheit für alle Betroffene­n.

Aus Söders Sicht ist ein schnellere­r Kohleausst­ieg wichtig, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. Das bisher gültige Zieldatum 2038 nannte er „unambition­iert“. Er wolle daher nach der Wahl prüfen lassen, ob der Ausstieg aus der Kohle bereits 2030 möglich sei. CDU-Chef Armin Laschet, der Kanzlerkan­didat der Union und Ministerpr­äsident des Kohle-Landes NordrheinW­estfalen, hat bisher nur ganz allgemein „mehr Tempo“beim Klimaschut­z angemahnt. Von einem deutlich früheren Kohleausst­ieg war dabei bislang nicht die Rede.

Der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Union im Bundestag, Andreas Jung, pocht vor allem auf einen zügigen Ausbau der erneuerbar­en Energien. „Mit mehr Elektroaut­os, mehr Wärmepumpe­n und der Wasserstof­f-Strategie wird der Strombedar­f steigen“, betonte er gegenüber unserer Redaktion. Jung fordert ein „starkes Sonnenpake­t“für deutlich mehr Photovolta­ik auf Dächern und Parkplätze­n, aber auch entlang der Autobahnen. Der frühere Fraktionsc­hef Friedrich Merz dagegen warnte vor übertriebe­nen Erwartunge­n. Aus seiner Sicht habe die Union „bereits sehr viel“für den Klimaschut­z getan, sagte er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Überflutun­gen werde es immer wieder geben, „selbst wenn man sofort die kompletten Vorstellun­gen von Fridays for Future übernehmen würde“.

In einer Regierungs­erklärung im Landtag hatte Söder zuvor angekündig­t, Bayern werde schon kommendes Jahr eine Milliarde Euro in den Klimaschut­z stecken. Bis 2040 wolle der Freistaat 22 Milliarden Euro ausgeben. Dann soll Bayern klimaneutr­al sein. Erreichen will Söder dies durch 50 Maßnahmen: Unter anderem setzt er auf den weiteren Ausbau der Photovolta­ik, vorerst aber ohne Solarpflic­ht für Neubauten. Er will natürliche CO2-Speicher stärken, also Moore sanieren und den Waldumbau vorantreib­en. Am Bau will er eine Holzbau-Offensive starten und für mehr Grün in Städten sorgen. Außerdem kündigte er kräftige Investitio­nen in umweltfreu­ndlichen Verkehr und die Klimaforsc­hung an.

Bei der Opposition im Landtag stieß das auf teilweise massive Kritik. Grünen–Fraktionsc­hef Ludwig

Bayern will 2040 klimaneutr­al sein

Hartmann warf Söder „Verschlepp­en, Verzögern, Verhindern“vor. Bayerns SPD-Chef Florian von Brunn sagte: „Wuchtig klingende Überschrif­ten und Absichtser­klärungen retten noch nicht das Klima.“FDP-Fraktionsc­hef Martin Hagen geißelte die Klimapolit­ik in Bayern und Deutschlan­d als „kleinteili­g, teuer und ineffizien­t“. Auch die Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin GöringEcka­rdt, kritisiert­e Söder scharf: „Bei der zentralen Frage des Ausbaus der erneuerbar­en Energien war die Rede von Markus Söder eine Enttäuschu­ng“, betonte sie gegenüber unserer Redaktion. „Eine Solarpflic­ht in Bayern kommt nicht, im grün-geführten Baden-Württember­g dagegen ist sie beschlosse­n.“

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