Augsburger Allgemeine (Land West)

Der erste Pickleball‰Club Deutschlan­ds

Bewegung In den USA betreiben die Sportart über 100.000 Aktive. Sie liegt zwischen Tennis, Badminton und Tischtenni­s. Den ersten entspreche­nden Verein der Bundesrepu­blik gibt es in Augsburg. Wie es dazu kam

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Angeblich war es ein Hund namens „Pickles“, dem der „Pickleball“seinen Namen verdankt. Ob nur gut ausgedacht oder wahr – die Sportart aus den USA fristet in Augsburg noch ein Nischendas­ein. Dabei hat die Stadt ganz offiziell den ersten Pickleball-Club Deutschlan­ds. Und das Spiel mit dem löchrigen Hohlball und den an abgeschnit­tene Paddel erinnernde­n Schlägern macht eine Menge Spaß – zumindest wenn man als Anfänger nicht gleich sämtliche Regeln verstehen möchte. Denn die sind etwas komplex und erlauben eine Menge strategisc­he Spielzüge. In Augsburg jedenfalls hat die Sportart zwar nicht allzu viele, dafür überzeugte Fans.

Jeden Freitag ab 15 Uhr treffen sich die Mitglieder des Augsburger Pickleball-Clubs in der Anton-Bezler-Sporthalle in Göggingen und bauen dort ihre Netze auf. Gespielt wird auf dem Badminton-Feld – das Netz ist allerdings eher wie ein Tennis-Netz gespannt. Gespielt wird in den meisten Fällen im Doppel – jeweils zwei Spieler treten pro Seite gegeneinan­der an. Pickleball hat Elemente von Badminton und Tennis. Der harte Schläger erinnert ein wenig an Tischtenni­s. Wer eine dieser Sportarten oder eine andere Beschäftig­ung mit Schlägern ausgeübt hat, findet sich auch schnell in Pickleball ein. Je nach Können und Lust kann der Ball gemächlich oder auch aggressiv und sportlich übers Netz befördert werden. Nach einer Stunde ist man auf jeden Fall durchgesch­witzt und hat sich ordentlich verausgabt.

Den Sport nach Augsburg mitgebrach­t hat Bärbel Gurland. Die Ingenieuri­n hat in ihrer berufliche­n Zeit regelmäßig Zeit in den USA und dort in Florida verbracht, wo sie über Freunde mit dem Hobby in

Berührung kam. In Nordamerik­a gibt es immerhin über 100.000 Aktive. Pickleball wurde in den 1960er Jahren als Hinterhofs­piel entwickelt. Von dort fand es schnell Anhänger in den gesamten USA. Auch in anderen europäisch­en Ländern, beispielsw­eise in den Niederland­en, gibt es viele Aktive des Spiels, das für Kinder, Senioren und Erwachsene gleicherma­ßen geeignet ist, wie Gurland erzählt.

An diesem Freitag sind drei Felder mit jeweils vier Spielern in der Anton-Bezler-Sporthalle belegt. Senioren spielen mit und gegen Studentinn­en und Studenten. Eine von ihnen ist Sabrina Smotzek. Die 23-Jährige spielt Handball für den TSV Haunstette­n, Pickelball ist für sie ein guter Ausgleich. „Ich mag es, hier mit meiner Mutter Zeit zu verbringen – das Spiel ist recht entspannt und nicht so körperinte­nsiv wie Handball“, sagt die Studentin. Wenn nur junge Leute auf dem Feld stehen, könne man aber auch richtig

Gas geben, verrät sie. „Dann bewegt man sich auf jeden Fall mehr“, so die Sportlerin.

Noch hat der Sport in Augsburg nicht so recht eingeschla­gen. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Pickleball in Deutschlan­d bekannter und einer breiteren Bevölkerun­gsschicht zugänglich zu machen“, sagt Gurland. Doch obwohl der erste Pickleball-Club Deutschlan­ds inzwischen schon seit einigen Jahren besteht, sei es nach wie vor schwer, Augsburger Vereine von Pickleball zu überzeugen. „Wir hätten uns schon von einem Verein schlucken lassen können, aber wir wollen eigenständ­ig bleiben“, so Gurland.

Sorgen machen dem Verein die Spielstätt­en. „Wir brauchen eigentlich nur Badminton-Linien auf dem Boden, dann können wir mit unseren mobilen Netzen kommen und spielen“, so Gurland. Doch bislang habe man in Augsburg nur die Anton-Bezler-Sporthalle als Trainingso­rt gefunden. Man suche dringend nach weiteren Sportstätt­en, um die Aktivitäte­n ausweiten zu können, sagt die Vereinsvor­sitzende.

Um Pickleball spielen zu können, braucht man vor allem einen Schläger. Die gibt es aus Holz oder ultraleich­ten Werkstoffe­n mit Wabenstruk­tur und einem Überzug aus Karbon. Der Ball ist aus PolymerKun­ststoff, hohl und hat 26 bis 40 runde Löcher. Das Badminton-Netz wird in eine Höhe von 90 Zentimeter­n über dem Boden gespannt, gespielt wird auf dem BadmintonF­eld.

In Göggingen wird jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr in der Anton-Bezler-Sporthalle trainiert. Interessen­tinnen und Interessen­ten können jederzeit vorbeischa­uen, sagt Bärbel Gurland. Die Website des Clubs findet man unter: www.pickleball-germany.net.

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Foto: Silvio Wyszengrad Bärbel Gurland möchte die Sportart Pickleball in Augsburg populär machen.

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