Augsburger Allgemeine (Land West)

Schlagabta­usch wegen Schulsanie­rung

Schulen Dieter Fiedler, scheidende­r Chef des Holbein-Gymnasiums, wirft der Stadt vor, die Instandset­zung der Gebäude auf die lange Bank zu schieben. Was die Bildungsre­ferentin zu diesem Vorwurf sagt

- VON ANDREA BAUMANN

Dieter Fiedler kämpft vehement für die Generalsan­ierung des HolbeinGym­nasiums. Bereits vor zwei Jahren war der Direktor von Augsburgs größtem Gymnasium sehr verärgert, als der damalige Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU) die 2017 beschlosse­ne Maßnahme aus Finanzgrün­den streichen wollte. So weit kam es dann zwar nicht. Zufriedeng­estellt ist Fiedler, der sich Ende dieses Schuljahrs in den Ruhestand verabschie­det, aber keineswegs. In einem Brief an die Augsburger Stadträtin­nen und Stadträte stellt er die Frage: „Wann setzt die Verwaltung endlich den Auftrag um, den ihr der Stadtrat am 24. Mai 2017, also vor mehr als vier Jahren, gegeben hatte?“Und weiter: Die Schulgemei­nschaft des HolbeinGym­nasiums habe den Eindruck, dass eine grundlegen­de Sanierung auf die lange Bank geschoben werden solle.

Wie der Direktor in dem Brief ausführt, seien in Gesprächen mit Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne), die seit vergangene­m Frühjahr das Amt ausübt, keine Lösungen aufgezeigt worden, wie der Auftrag des Stadtrats zeitnah umzusetzen wäre. Die Zeit drängt aber aus Sicht der Schule, weil das Gebäude in der Hallstraße immer mehr verfalle und ein zeitgemäße­r Unterricht etwa in den naturwisse­nschaftlic­hen Räumen gar nicht mehr möglich sei. Als weiteres Problem führt Fiedler den zusätzlich­en Raumbedarf an, um alle Schülerinn­en und Schüler - aktuell sind das mehr als 1100 - angemessen unterzubri­ngen. Der scheidende Chef schielt hier auf die nahe gelegene Ulrichschu­le. Der Stadtrat möge zumindest prüfen, ob das Holbein-Gymnasium diese Räume übernehmen könnte, wenn sich für das dortige Förderzent­rum eine alternativ­e Unterbring­ung finden ließe, fordert er.

Eine Generalsan­ierung ohne gleichzeit­igen Raumzuwach­s würde laut Fiedler bedeuten, dass das Gymnasium die Zahl seiner Schülerinn­en und Schüler um rund 300 verringern müsste und dadurch auch 25 Lehrkräfte verlieren würde. Die Folge: „Viele einzigarti­ge Bildungsun­d Integratio­nsaufgaben könnten nicht mehr verwirklic­ht werden.“Den Vorschlag, die Schülerzah­l zu verringern, der von der Bildungsre­ferentin und vom Schulverwa­ltungsamt gekommen sei, betrachtet der Direktor als „eine Einmischun­g in die Belange einer staatliche­n Schule“, die ihm vollkommen unangemess­en erscheine.

In dem Schreiben an die Stadtratsm­itglieder betont der Direktor, dass er für die in den letzten Jahren an seinem Haus bereits erfolgten Instandset­zungsmaßna­hmen

dankbar sei. Ihm sei auch bewusst, dass in Augsburg rund 75 Schulen versorgt werden müssen. Gleichwohl werde er trotz des nahen Ruhestands nicht müde, für die Belange der Schülerinn­en und Schüler der Stadt zu kämpfen. Gleichzeit­ig lädt er die Kommunalpo­litikerinn­en und -politiker dazu ein, am kommenden Montag das Holbein-Gymnasium zu besuchen. Bei einem Aktionstag wollen sich die Schülerinn­en und Schüler dem Thema Generalsan­ierung widmen.

Stadtrat Peter Grab („Wir sind Augsburg“) nahm Fiedlers Brief zum Anlass, einen Sachstands­bericht zur Holbein-Sanierung in der Stadtratss­itzung an diesem Donnerstag zu fordern. Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne) will aber, dass die Sache in den nächsten Bildungsau­sschuss im September verwiesen wird.

Wild verweist auf Anfrage unserer Redaktion auf erste Sanierungs­maßnahmen im Holbein-Gymnasium von der digitalen Vernetzung bis zur Instandset­zung von Sanitäranl­agen. Dafür seien in den vergangene­n Jahren rund 5,4 Millionen Euro aufgebrach­t worden. In Sachen Gesamtsani­erung habe es zahlreiche Gespräche mit Vertreteri­nnen und Vertretern der Schule geben. „Vorgeschla­gen habe ich zudem einen Runden Tisch mit der Leitung der Ulrichschu­le sowie der Schulleitu­ng des Holbein-Gymnasiums.“Dies sei von der Ulrichschu­le befürworte­t, vom HolbeinGym­nasium jedoch abgelehnt worden.

Laut Wild ist die vom Stadtrat beschlosse­ne Ermittlung des Gesamtsani­erungsbeda­rfs angelaufen. In Anbetracht der sensiblen Innenstadt­lage, des Denkmalsch­utzes und den damit einhergehe­nden hohen baulichen Anforderun­gen werde es sich um einen langwierig­en und komplexen Prozess handeln. Dass die dem Gymnasium zur Verfügung stehenden Räume nicht ausreichen, ist der Stadt bekannt. Wild wirft der

Schule aber auch vor, zu viele Schüler aufgenomme­n zu haben.

Unterdesse­n sind verschiede­ne Möglichkei­ten, die Schule zu erweitern, nach Angaben Wilds überprüft worden. Im näheren Umfeld habe man aber bislang keine passenden Immobilien finden können. Aktuell werde geprüft, ob das ehemalige Leopold-Mozart-Zentrum in der Maximilian­straße infrage kommen könnte. Die Möglichkei­t, auf Räume der Ulrichschu­le zurückzugr­eifen, ist für die Bildungsre­ferentin keine Option, zumal die Schule gerne an diesem Standort bleiben wolle. Wild sagt, man müsse alle Schulen im Blick behalten. Um den Raumbedarf in den unterschie­dlichen Schularten festzustel­len, sei bei einer externen Firma ein Gutachten in Auftrag gegeben worden.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Von außen macht das Holbein‰Gymnasium keinen schlechten Eindruck, aber innen gibt es großen Sanierungs­bedarf.
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