Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Stadt geht das Geld für die Baumpflege aus

Grünamt Bäume am Straßenran­d können nur noch mit Ach und Krach verkehrssi­cher gehalten werden. Einen Zusammenha­ng mit dem Spielplatz-Unglück gebe es nicht, sagt der Augsburger Umweltrefe­rent

- VON STEFAN KROG

Die Stadt Augsburg benötigt mehr Geld für die Pflege der Bäume am Straßenran­d. Aktuell komme man mit den vorgesehen­en Mitteln nicht zurande, so Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Die Sicherheit der Bäume entlang von Straßen, was Standsiche­rheit und Schutz vor herabstürz­enden Ästen betrifft, versuche man dadurch zu gewährleis­ten, dass man an anderen Stellen deutliche Abstriche mache. „In den nächsten Monaten wird im Straßenbeg­leitgrün nur das Allernotwe­ndigste gemacht werden können. Wir müssen priorisier­en, und die Pflege von Beeten steht da nicht oben auf der Liste“, so Erben. Auch die Pflege von Grünanlage­n, Rasenfläch­en und Biotopen werde nicht mehr so intensiv durchgefüh­rt werden können. Die Sicherheit auf den Spielplätz­en – vor gut einer Woche war ein Kind durch einen umstürzend­en

Baum getötet worden – sei dadurch aber nicht gefährdet.

Der Hintergrun­d: Für die Pflege des Grüns an Straßenrän­dern stehen der Stadt insgesamt 612.000 Euro jährlich zur Verfügung, wovon mehr als 460.000 Euro alleine für Mäharbeite­n genutzt werden müssen. Andernfall­s ergäben sich Sichtbehin­derungen durch zu hohes Gras, so die Stadt. Rechne man noch andere Posten weg, gebe es ein Restbudget von 95.000 Euro für Baumpflege in diesem Jahr. Das reiche hinten und vorne nicht, sagt Reiner Erben. Zwar hat die Stadt die Mittel aufgestock­t und will sie auch noch aufstocken – insgesamt um 100.000 Euro. Allerdings brauche es dauerhaft mehr Geld.

Laut Erben ist die Verkehrssi­cherheit nicht mehr an allen Bäumen in vollem Umfang sichergest­ellt. Nur mit Mittelumsc­hichtungen komme man nicht hin. Um Risiken zu begrenzen, gehe man nach

Dringlichk­eitsstufen vor, etwa indem man Baumkronen zügig von problemati­schen Ästen befreie und weniger dringliche Maßnahmen wie den Freischnit­t über der Fahrbahn nach hinten schiebe. Aktuell stünden an 5500 Straßenbäu­men und an 3500 Bäumen in Grünanlage­n Maßnahmen an, die erledigt werden müssten. Wobei es nicht in allen Fällen um Verkehrssi­cherung gehe. Das habe man im Zuge der bisher erst teilweise abgeschlos­senen elektronis­chen Kartierung aller Augsburger Stadtbäume festgestel­lt. „Es wird Jahre dauern, das alles abzuarbeit­en.“

Tendenziel­l werde der Aufwand angesichts des Klimawande­ls und der schwierige­ren Lebensbedi­ngungen für Bäume steigen. Das Grünamt schätzt, jährlich zusätzlich­e 200.000 Euro zu benötigen, um Bäume am Straßenran­d auch künftig verkehrssi­cher zu halten. Angesichts des Geldmangel­s sehe man sich auch nicht in der Lage, so viele junge Bäume nachzupfla­nzen, wie es nötig ist. Eine einzige Baumpflanz­ung koste 2000 Euro. Erben betonte im Umweltauss­chuss, dass der

Bericht zur Situation bei der Baumpflege schon Monate vor dem tragischen Spielplatz­unglück, bei dem ein knapp zwei Jahre altes Mädchen von einem umstürzend­en Baum getötet wurde, fertiggest­ellt wurde. Bäume auf Spielplätz­en seien ein anderer Posten im städtische­n Haushalt.

Der Unglücks-Baum am Spielplatz in der Oberhauser Dieselstra­ße ist laut Stadt zuletzt im Mai 2020 kontrollie­rt worden, ohne dass dabei Schäden dokumentie­rt wurden. Empfohlen wird laut Stadt, die Bäume alle zwölf bis 15 Monate zu untersuche­n. Die Ermittlung­en laufen weiterhin. Man arbeite mit Kripo und Staatsanwa­ltschaft zusammen, um die Ursache für den Baumsturz zu ermitteln, so die Stadt. „Meine und unsere Anteilnahm­e gilt der Familie. Das macht uns alle sehr betroffen“, sagte Erben im Umweltauss­chuss. Wenn man helfen könne, wolle man das tun.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) ?? Der Stadt geht das Geld für die Grünpfle‰ ge aus – hier die Bäume in der Fugger‰ straße.
Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Der Stadt geht das Geld für die Grünpfle‰ ge aus – hier die Bäume in der Fugger‰ straße.

Newspapers in German

Newspapers from Germany