Augsburger Allgemeine (Land West)

Die dreckigste­n Bahnhofsto­iletten Deutschlan­ds?

Sauberkeit Ein Berliner Unternehme­n hat die Google-Rankings deutscher Sanitäranl­agen an großen Bahnhöfen miteinande­r verglichen. Dabei schnitt Augsburg besonders schlecht ab. Zu Recht? Eine Stichprobe

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Öffentlich­e Toiletten sind des Öfteren kein Hort von Sauberkeit. Doch damit ein Örtchen zur dreckigste­n Toilette Deutschlan­ds gewählt wird, muss sie – man verzeihe den Ausdruck – wohl saumäßig aussehen. Diesen unrühmlich­en Titel hat jetzt die öffentlich­e Toilette am Augsburger Hauptbahnh­of verliehen bekommen. Doch verdient sie diese „Auszeichnu­ng“überhaupt?

Ein Berliner Unternehme­n namens Sani.ai hat zum Ferienstar­t in einigen Bundesländ­ern versucht herauszufi­nden, welche Sanitäranl­agen in deutschen Bahnhöfen glänzen – und welche besonders ekelig sind. Das Unternehme­n verdient normalerwe­ise sein Geld mit dem Vertrieb von Handdesinf­ektionsmit­teln.

Für die Untersuchu­ng hat das

Unternehme­n die Google-Bewertunge­n von 30 Bahnhofsto­iletten miteinande­r verglichen und daraus ein Ranking erstellt. Bei Google können Besucherin­nen und Besucher von Örtlichkei­ten aller Art zwischen einem und fünf Sterne verteilen – mit einem Kommentar, worüber man sich geärgert oder gefreut hat.

Das Ergebnis scheint ernüchtern­d zu sein – durchschni­ttlich werden die deutschen Bahnhofskl­os mit 1,8 von maximal fünf möglichen Sternen bewertet. Am besten haben noch die Essener Toiletten mit 2,9 Sternen abgeschnit­ten, dicht gefolgt von Leipzig und Hannover mit jeweils 2,7 Sternen. Am unzufriede­nsten sind die deutschen Fahrgäste mit den Bahnhofsto­iletten in Augsburg und Bochum: In keiner einzigen Bewertung erhalten die WCs mehr als einen Stern.

Wie weit es mit der Methodik von Google-Bewertunge­n her sein mag, stellt man spätestens infrage, wenn man die gescholten­e Augsburger Bahnhofsto­ilette aufsucht. Die Toilette wird unter dem Namen „WC Rail & Fresh“von dem

Unternehme­n Hering Sanikonzep­t betrieben. Wer die Toilettenr­äume betreten will, muss einen Euro „Eintritt“bezahlen. Dafür erwarten den Gast, zumindest bei unserer Stichprobe, blitzblank­e Sanitärräu­me, in denen es sogar angenehm riecht. Auch die Damentoile­tten sind in einwandfre­iem Zustand – und das wohl ständig, wie eine Pendlerin vor Ort bestätigt.

Toilettenb­etreiber Hering ist dann wegen der Umfrage auch nicht weiter beunruhigt. „Das Ranking ist für uns nicht aussagekrä­ftig. Die Zahlen beruhen auf unterschie­dlichen Google-Bewertunge­n von unterschie­dlichen Nutzern. Es ist schwierig, die Toiletten sowie deren Zustand so objektiv zu vergleiche­n“, sagt Unternehme­nssprecher­in Theresa Wächter.

In die Augsburger Google-Bewertung flossen die Aussagen von sechs Benutzerin­nen und Benutzern

ein. Mehr genutzt zu werden scheint das Bewertungs­system des Toilettena­nbieters, das nach der Nutzung auf einem einfachen Touch-Screen dazu auffordert, die Sauberkeit der Toiletten zu bewerten und Probleme zu melden. „Über unser eigenes Bewertungs­system erhalten wir täglich rund 600 Bewertunge­n von diesem Standort. In Schulnoten­bewertunge­n pendeln sich diese im guten Zweier-Bereich ein“, sagt jedenfalls Theresa Wächter.

Dass auch in einer kostenpfli­chtigen Toilette einmal etwas daneben gehen kann, räumt Wächter ein. Dafür werde die Anlage täglich mehrmals in guten Reinigungs­zustand versetzt. Womit immer noch nicht geklärt wäre, ob Google-Nutzer besonders kritisch sind – oder sich nur in sehr verärgerte­m Zustand die Mühe einer Rezension machen.

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Foto: Fridtjof Atterdal Die Sanitäranl­agen am Augsburger Hauptbahnh­of schnitten bei einem Ran‰ king schlecht ab.

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