Augsburger Allgemeine (Land West)

Baugrund für fast 900 Euro pro Quadratmet­er

Immobilien 23 Grundstück­e sollen im neuen Gersthofer Baugebiet „Mühlängerl­e“ausgewiese­n werden. Für die Stadt bahnt sich damit ein Millioneng­eschäft an, denn nun ist klar, wie Bewerber zum Zug kommen

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Sie sollen Filetstück­e im Gersthofer Stadtgebie­t werden: Insgesamt 23 Baugrundst­ücke sollen im Bereich „Mühlängerl­e“ausgewiese­n werden und ordentlich Geld in die Stadtkasse bringen. Doch bis die ersten Grundstück­e zum Verkauf stehen, wird es noch mehrere Monate dauern, denn das Vergabever­fahren wird komplizier­t und soll zumindest am Anfang ortsansäss­igen Bewerbern bessere Chancen verschaffe­n, beschloss der Bauausschu­ss mehrheitli­ch.

Das Baugebiet liegt nahe dem Lechkanal und umfasst insgesamt circa 3000 bis 4000 Quadratmet­er. Als Bodenricht­wert wurden laut Daniel Schamburek von der Bauverwalt­ung 780 Euro ermittelt, als Verkaufspr­eis für die Grundstück­e peilt die Stadt 890 Euro pro Quadratmet­er an. Wenn der Kaufvertra­g noch 2021 wirksam wird, ist bei einem Verkauf von 3000 Quadratmet­ern mit einem Erlös von circa 2,5 Millionen Euro zu rechnen.

Entstehen soll ein familienfr­eundliches Wohngebiet mit frei stehender und mit Garten eingebette­ter Bebauung. Statt der ursprüngli­ch ins Auge gefassten 20 Grundstück­e sollen nun 23 entstehen. Diese dürfen nur zur Eigennutzu­ng erworben werden. Der Stadtrat möchte die Flächen an private Häuslebaue­r verkaufen, Bauträger und größere Investoren sollen nicht zum Zuge kommen. Die Bauverwalt­ung empfahl, die Grundstück­e in drei Tranchen zu verkaufen.

Für die erste Tranche würden sechs bis acht Grundstück­e infrage kommen. Eine subvention­ierte Überlassun­g ist zumindest in der ersten Tranche nicht angedacht. Vielmehr sollen die Flächen zum vollen Wert auf den Markt kommen. „Da können wir bei Bedarf bei den späteren Tranchen nachjustie­ren“, erklärte Bürgermeis­ter Michael Wörle. Dann könne auch eine Überlassun­g nach dem Erbbaurech­t geprüft werden, wie sie CSU bevorzugen würde.

Ausgearbei­tet hat die Verwaltung auch ein Punktesyst­em, nach dem die Bewerber für die Grundstück­e ausgewählt werden sollen. Für ein im Haushalt lebendes Kind bis zum vollendete­n 14. Lebensjahr gibt es fünf Punkte, weitere Kinder bringen einmalig vier Punkte, eine Person mit Handicap sechs Punkte. Maximal 15 Punkte können mit diesen Kriterien erreicht werden.

Es werden aber auch noch ortsbezoge­ne Bewertungs­grundlagen herangezog­en: Ortsansäss­igen oder ehemaligen Ortsansäss­igen werden zehn Punkte zugesproch­en. „Am Ort ehrenamtli­ch arbeitstät­ige Funktionst­räger“erhalten vier Punkte. Alles zusammen betrachtet, können nach diesem Bewertungs­system bis zu 29 Punkte erreicht werden.

Daniel Schamburek machte allerdings deutlich: „Dieses übersichtl­ich gestrickte Punktesyst­em bedarf einer klaren Definition der mit Punkten bedachten Personengr­uppen.“Sensible Themen wie persönlich­e Merkmale müssten hier „sorgsam und respektvol­l, aber dennoch sachlich und fachlich abgewogen werden“. Dies soll in den kommenden Wochen näher untersucht werden. Der Stadtrat soll dann im Herbst darüber entscheide­n. Die Kaufintere­ssenten müssen sich also noch einige Zeit gedulden. Bereits jetzt, so berichtete­n Bürgermeis­ter Michael Wörle und einige Stadträte, gebe es zahlreiche Nachfragen ungeduldig­er Interessen­ten, wann am Mühlängerl­e Grundstück­e gekauft werden können.

Michael Fendt (CSU) schlug vor, nicht den Bewerber mit der höchsten Punktezahl zum Zuge kommen zu lassen. „Ab einer gewissen Punktezahl sollten alle in einen Topf und dann ausgelost werden.“Dies wäre Schamburek zufolge ohne Weiteres möglich. Hans-Jürgen Fendt (W.I.R.) wandte sich gegen eine weitere Festsetzun­g: Denn die Verwaltung schlug vor, dass kein Haushaltsm­itglied eines Bewerbers oder einer Bewerberin ein unbebautes Baugrundst­ück im Umkreis von 70 Kilometern besitzen darf. Ebenso zählen Eigentumsw­ohnungen dazu. „Diesen Passus sollten wir streichen“, forderte Hans-Jürgen Fendt. Ratskolleg­e Michael Fendt pflichtete ihm bei: „Viele werden ihre Wohnung jetzt verkaufen, um das neue Haus zu finanziere­n.“

Max Lenz (Bewegung Zukunft) sprach sich dafür aus, die Areale kleiner zu halten und so 25 Baugrundst­ücke zu bekommen. So könnten Bauwillige dank der kleineren Flächen Geld sparen. Mit 9:4 Stimmen sprachen sich die Bauausschu­ssmitglied­er für die Vorschläge der Bauverwalt­ung aus. Es bleibt also bei 23 Grundstück­en.

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Foto: Marcus Merk Bis am „Mühlängerl­e“in Gersthofen gebaut werden kann, wird es noch eine Zeit lang dauern.

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