Augsburger Allgemeine (Land West)
Zweistellige Millioneninvestition im Legoland
Großprojekt Eine große Veränderung wird das Legoland-Feriendorf erfahren. Es entstehen vier neue Gebäude mit insgesamt knapp 300 Betten. Dafür müssen aber zwölf andere Objekte weichen
Günzburg Vier Motels sollen im Legoland-Feriendorf Günzburg entstehen – so stand es auf der Tagesordnung des Günzburger Bau- und Umweltausschusses. Wer bei Motels an eher schäbige, stundenweise belegbare Unterkünfte mit zweifelhaften Ruf denkt, der irrt in diesem Fall. Das versichert Legoland-Geschäftsführerin Manuela Stone im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie erklärt, was hinter dem ungeliebten Begriff steckt, was das für die Gäste bedeutet und wie teuer das millionenschwere Vorhaben ist.
Seit der Eröffnung des Feriendorfs im Sommer 2008 hat sich dessen Erscheinung immer wieder verändert, so wird es auch in Zukunft sein. Der Günzburger Bau- und Umweltausschuss hat den Weg für den nächsten Wandel frei gemacht. Mehrere Millionen Euro investiert der britische Merlin-Konzern in das Bauvorhaben, wodurch die Übernachtungskapazität deutlich erhöht wird – und weshalb mehrere Gebäude abgerissen werden.
Konkret geht es um zwölf Ferienhäuser, die verschwinden sollen. Die Objekte südlich der 2016 errichteten Campingfässer sind inzwischen 13 Jahre alt und laut Oberbürgermeister Gerhard Jauernig baufällig geworden. Legoland-Geschäftsführerin Stone erklärt, dass die zwölf Ferienhäuser mit insgesamt 24 Zimmern das Piratenthema aufgriffen. Energetisch seien die Gebäude aber nicht mehr auf dem Stand der Zeit und werden deshalb für ein Neubauprojekt weichen.
An deren Stelle sollen nun vier Motels entstehen. Den Begriff „Motel“hört Stone allerdings nicht gerne und verwendet ihn auch selbst nicht. Das sei nur der Arbeitstitel für die Ausschusssitzung gewesen und soll lediglich zeigen, dass es sich um Übernachtungsmöglichkeiten mit Frühstück handle. Der korrekte Name der Unterkünfte wird noch geheim gehalten.
„Allen Legoland-Fans kann ich versprechen, dass die Unterkünfte ein Highlight werden. Es wird ein bisher noch nicht vorhandenes Thema umgesetzt“, sagt Stone. Welches Thema aufgegriffen wird, möchte die Legoland-Geschäftsführerin zum jetzigen Zeitpunkt nicht verraten, das Geheimnis soll voraussichtlich im September gelüftet werden.
Bekannt ist bisher nur, dass die vier zweigeschossigen Gebäude zwischen 26 und 50 Meter lang und knapp neun Meter hoch sind. Sie beinhalten insgesamt 72 Zimmer mit jeweils vier Betten.
Insgesamt entstehen also 288 neue Übernachtungsmöglichkeiten.
Wenn die neuen Gebäude errichtet sind, stehen damit insgesamt knapp 3000 Betten im Feriendorf für Touristen zur Verfügung.
Stadträtin Simone Riemenschneider-Blatter (SPD) bedauerte die Entwicklung hin zu den „ziemlich massiven Gebäuden“. Ihrer Meinung nach machen die Ferienhäuser den Charme des Feriendorfs aus. Für Stadtrat Thomas Ermer (CSU) gebe es aus städtebaulicher Sicht ebenfalls optisch ansprechendere Alternativen: „Aber die Besucher kommen nicht wegen des Dorfes, sondern weil sie eine praktische Übernachtung suchen.“
Legoland investiert 14,5 Millionen Euro in das Feriendorf. Dazu zählt neben den neuen Übernachtungsmöglichkeiten, die den KfW40-Standard erfüllen, auch die komplette energetische Sanierung der restlichen 36 Ferienhäuser. Diese Häuser mit den Themen Rennfahrer, Ritter und Abenteuer werden danach wieder für die Touristen zur Verfügung stehen. Die zu sanierenden 36 Ferienhäuser werden zum Saisonstart 2022 wieder zur Verfügung stehen, die vier neuen Gebäude sollen voraussichtlich an Pfingsten 2022 öffnen. Die ersten vorbereitenden Arbeiten finden Ende August dieses Jahres statt.
Warum die neuen Gebäude nicht auf einer freien Fläche östlich des bisher bebauten Feriendorf-Areals errichtet werden, hat laut Stone mehrere Gründe. Einerseits soll nicht so viel Fläche bebaut werden, andererseits sind im bisher unbebauten Areal umfangreichere Erdbewegungen notwendig, die nicht auf die Schnelle zu realisieren seien. „Aber auch dort wird es definitiv weitergehen. Aber wir wollen am Charme des Feriendorfs nichts ändern“, sagt Stone.
Die jetzige Investition in Höhe von 14,5 Millionen Euro ist beträchtlich, fällt im Vergleich zur letzten großen Erweiterung 2018 mit dem Pirateninsel-Hotel deutlich geringer aus. Das Hotel mit knapp 600 Betten kostete der Muttergesellschaft Merlin Entertainments damals 27 Millionen Euro.
Als der Legoland-Freizeitpark am 17. Mai 2002 eröffnet wurde, musste, wer nicht am selben Tag anund abreisen wollte, sich in Günzburg ein Hotel oder eine andere Unterkunft suchen. Schnell hat die Merlin Entertainments Group dieses Defizit erkannt und wenige Jahre später damit begonnen, neben dem Park ein Feriendorf zu bauen. Die Investitionssumme lag dem Vernehmen nach bei acht bis neun Millionen Euro. Auf einer acht Hektar großen Fläche entstanden ein Campingplatz, Ferienhäuser mit Themenzimmern, ein Rezeptionsgebäude mit Restaurant sowie ein See mit Sandstrand und Unterhaltungsbereich. Die Eröffnung des Feriendorfs fand im Juni 2008 statt.
Doch bei diesen Gebäuden blieb es nicht. 2013 ging das erste Themenhotel im Legoland-Feriendorf an den Start, die Ritterburg. Kurz danach folgten die Königsburg und 2016 die Drachenburg sowie die Campingfässer. 2018 entstand als vorläufiger Abschluss das Pirateninsel-Hotel und erhöhte die Kapazität auf rund 2600 Betten – aufgeteilt auf 422 Zimmer, 39 Übernachtungsfässer und 165 Camping-Stellplätze. Vergangenes Jahr kamen 100.000 Übernachtungsgäste weniger als noch 2019, das hat mit den coronabedingten Übernachtungsbeschränkungen und vielen geschlossenen Tagen zu tun.