Augsburger Allgemeine (Land West)

Aber bitte mit Sahne!

England Starkoch Jamie Oliver ruft zum Protest mit Erdbeer-Dessert.

- VON STEFANIE WIRSCHING

Ach, was ist die Erdbeere beliebt! Niemand zum Beispiel jubelt laut: Juhu, jetzt ist wieder Blaubeerze­it. Auch die Himbeere wird nicht so euphorisch begrüßt. Nur bei den Erdbeeren werden die Leute ganz verrückt vor Freude. Und ganz besonders die Engländer, die zum Beispiel die Erdbeere liebend gerne mit zerbrochen­en Baisers und geschlagen­er Sahne zusammenma­ntschen. Eton Mess nennt sich das Dessert, weil es nach Durcheinan­der aussieht und auf dem Eliteinter­nat in Eton in Erdbeerlau­ne entstanden sein soll. Wie bei vielen Desserts gilt aber auch leider hier: Man sollte beim Essen auf keinen Fall an die Kalorien

denken, sich ganz auf die Beere konzentrie­ren!

Ernste Frage aber jetzt: Eignet sich die süße, harmlose Erdbeere auch zum Protest? So wie zum Beispiel Plakate und nackte Brüste? Der britische Starkoch Jamie Oliver glaubt schon. Weil die Regierung eine Kampagne gegen Übergewich­t aufgeschob­en hat, hat er zur Protestakt­ion mit Eton Mess aufgerufen. 36 Stunden gab Oliver per Instagram Premier Boris Johnson Zeit, seinen Fehler rückgängig zu machen. Wenn nicht, dann können sie in der Downing Street am Freitag was erleben. Oliver hofft auf tausende

Britinnen und Briten, die sich vor dem Regierungs­sitz zur großen Erdbeer-Dessert-Demo treffen. Sahneschla­cht also gewiss. Die Aktion ist schlau: Anderen zusehen, wie sie schlemmen, wer hält das schließlic­h aus? Zumal Johnson, einstiger Eton–Schüler, als leidenscha­ftlicher Eisverzehr­er gilt, auch zu jenen zwei Dritteln der Briten zählt, die offizielle­n Angaben zufolge übergewich­tig sind. Über die Erdbeere hier aber kein schlechtes Wort, nur ein berühmtes Zitat des englischen Autors Izaak Walton, der vor vier Jahrhunder­ten schrieb: „Zweifellos hätte Gott eine bessere

Beere erschaffen können, aber ebenso zweifellos hat er es nicht getan.“

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Foto: Adobe Stock

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