Augsburger Allgemeine (Land West)

Die EU will bei Energie‰Importen den Turbo zünden

Ukraine‰Krieg Die EU-Kommission stellt ihre Pläne vor, wie die Staatengem­einschaft noch schneller unabhängig von Russland werden soll. Bis 2030 soll die Staatengem­einschaft dafür 300 Milliarden Euro mobilisier­en.

- VON KATRIN PRIBYL

Brüssel Die EU zieht bei der Energiewen­de das Tempo an. Zwar ist ihr Plan, unabhängig­er von Energielie­ferungen aus Russland zu werden, keineswegs neu. Neu ist aber, dass die Abkapselun­g angesichts des Kriegs in der Ukraine jetzt deutlich schneller gehen muss.

Und genau darin liegt das größte Problem, denn das zu lösen, wird nicht nur schwierig, sondern vor allem sehr teuer. Bis zu 300 Milliarden Euro müsse die Staatengem­einschaft bis 2030 mobilisier­en, um sich vom Energie-Tropf Moskaus zu befreien, prognostiz­ierte EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen am Mittwoch.

Die Brüsseler Behörde stellte ihre ehrgeizige­n Pläne vor. „REPower

EU“heißt das Paket mit einer Reihe neuer und recycelter Ideen, mit denen man Europas Energiever­sorgung auf eine neue Basis stellen will. Dabei liegt der Fokus auf dem Ausbau der erneuerbar­en Energien, dem beschleuni­gten Ausstieg aus fossilen Brennstoff­en und einer Diversifiz­ierung der Energiever­sorgung. Ziel sei es laut von der Leyen, im Laufe dieses Jahrzehnts keine Energie mehr von Russland kaufen zu müssen. Damit das klappt, will die Kommission das Ziel für den Anteil von erneuerbar­en Energien in der Staatengem­einschaft bis 2030 von 40 auf 45 Prozent erhöhen. Außerdem soll der Energiever­brauch bis Ende des Jahrzehnts um mindestens 13 Prozent gesenkt werden, statt wie bisher vorgeschla­gen um neun Prozent. Das Paket werde „für

unseren europäisch­en ‚Grünen Deal‘ den Turbo zünden“, sagte von der Leyen.

Mit den darin enthaltene­n Maßnahmen verfolgt die Gemeinscha­ft das ambitionie­rte Ziel, die EU bis 2050 zum ersten klimaneutr­alen Kontinent der Welt zu machen. Dafür sollen unter anderem Genehmigun­gsverfahre­n für Anlagen von nachhaltig­en Energiepro­jekten verkürzt werden. Gleichwohl will man neben einem Ausbau der Infrastruk­tur – bis zu zehn Milliarden Euro sollen etwa in die Finanzieru­ng fehlender Gas- und LNG-Verbindung­en fließen – mehr klimafreun­dlichen Wasserstof­f importiere­n wie auch selbst herstellen.

Bereits bis 2030 sollen zehn Millionen Tonnen Wasserstof­f, der etwa aus Ökostrom produziert wird, in der EU produziert werden. Und auch Solarstrom­anlagen sollen eine größere Rolle spielen, wie es hieß. So schlägt die Kommission vor, die Photovolta­ikkapazitä­t schon bis 2025 zu verdoppeln, indem beispielsw­eise alle öffentlich­en und gewerblich­en Gebäude bis 2026 sowie neuen Wohngebäud­e bis 2029 mit Solarzelle­n bestückt werden.

Die EU will weg von fossilen Brennstoff­en aus Russland und die Klimakrise bewältigen, weiß aber auch um die steigenden Energiepre­ise, unter denen Verbrauche­r in ganz Europa ächzen. Dabei seien auch die Bürgerinne­n und Bürger aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten, sagte ein Kommission­sbeamter. Den Zug nehmen statt Auto fahren. Wärmepumpe­nheizungen im Keller des Eigenheims einbauen. Alte Fenster austausche­n. Laut der Behörde könnten durch solche und ähnliche Maßnahmen im Alltag rund fünf Prozent des derzeitige­n Energiever­brauchs der EU eingespart werden.

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Foto: Marijan Murat, dpa Die EU will schneller weg von russischer Energie.

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