Augsburger Allgemeine (Land West)

Hausarrest für die Mieze

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Erziehen ist zu einer Wissenscha­ft geworden. Denn die Mittel der Vergangenh­eit sind oft pädagogisc­h nicht wertvoll. Hausarrest beispielsw­eise sei eine reine Demonstrat­ion von Macht, die von den Erziehende­n gegenüber dem Kind ausgeübt wird, kann man in Ratgebern nachlesen. Weil dem so ist, erziehen manche Eltern ihre Sprössling­e lieber gar nicht mehr, um auch ja nichts falsch zu machen. Kleine Tyrannen sind die Folge. Aber das ist ein Buch für sich.

Etwas einfacher gestaltet sich die Erziehung von Haustieren. Für Hunde gibt es Trainer und Schulen, bei denen man Bello und Co. mit profession­eller Unterstütz­ung Regeln beibringen kann. Bei Katzen ist das komplizier­ter. Zwar findet man auch da bei Google fast 400.000 Einträge, wie man ein Kätzchen erzieht, aber die Miezen haben gerne mal ihren eigenen Kopf und sind enorm freiheitsl­iebend.

Das muss man vorausschi­cken, um das Problem von Katzenbesi­tzern in der Stadt Walldorf in BadenWürtt­emberg zu verstehen. Um die vom Aussterben bedrohte Haubenlerc­he zu schützen, hat das dortige Landratsam­t eine Verfügung erlassen. Demnach dürfen die Hauskatzen der Stadt die nächsten drei Jahre von April bis August bei Androhung von Strafe nicht mehr vor die Tür.

Hausarrest für Katzen? Natürlich gibt es in Städten viele, die ihre Katzen in der Wohnung halten. Das schöne Wort Stubentige­r leitet sich davon ab. Aber einer an die Freiheit gewöhnten Katze drei Jahre lang in drei Monaten den Ausgang zu verbieten, ist starker Tobak. Der örtliche Tierschutz­verein ist „on fire“, will dagegen klagen. Den Miezen wäre zu wünschen, dass er erfolgreic­h ist. Aber bedeutet das dann den Tod für die Haubenlerc­he? Es ist ein Dilemma!

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