Augsburger Allgemeine (Land West)

Was für ein Abenteuer!

Geschichte Eigentlich wollte Ernest Shackleton als Erster die Antarktis durchquere­n. Das schaffte er nicht. Zwanzig Monate harrte er mit seinem Team in Eiseskälte aus.

- VON STEFANIE PAUL

Ernest Shackleton hat Großes vor! Er will als Erster die Antarktis durchquere­n. Puh, da hat er sich was vorgenomme­n. Immerhin ist das eine Strecke von rund 2800 Kilometern. Doch aus dem Vorhaben wird nichts. Stattdesse­n muss Ernest Shackleton zusammen mit seiner Mannschaft ein noch viel größeres Abenteuer bestehen.

Im Dezember 1914 waren sie mit ihrem Schiff, der Endurance, in See gestochen. Von einer Insel namens Südgeorgie­n aus nahmen sie Kurs Richtung Süden. Ihr Ziel: die Antarktis. Doch bald schon tauchten dicke Eisscholle­n auf, das Schiff kam immer schlechter voran – und schließlic­h wurde es komplett vom Eis eingeschlo­ssen. Die Endurance steckte fest!

Eisscholle­n zerquetsch­ten plötzlich das Schiff

Ernest Shackleton gab den Befehl, das Schiff für eine Überwinter­ung vorzuberei­ten. Monatelang harrte die Mannschaft auf dem Schiff aus. Damit den Männern nicht langweilig wurde, gab es einen strengen Tagesablau­f. Es wurde gekocht und geputzt, aber auch gesungen, Fußball oder Theater gespielt.

Doch dann drohen plötzlich Eisscholle­n, die Endurance zu zerquetsch­en. „Um fünf Uhr Nachmittag ging sie unter. Ich kann darüber nicht schreiben“, notierte es Ernest Shackleton in sein Tagebuch.

Vor einiger Zeit haben Forschende das Schiffswra­ck entdeckt, in einer Tiefe von über

3000 Metern. Das war eine echte Sensation.

„Als die Endurance gefunden wurde, haben wir gerade noch auf dem Meereis gearbeitet. Genau dort, wo auch Shackleton und seine Männer vor über 100 Jahren standen“, erzählte die Forscherin Stefanie Arndt anschließe­nd. Sie war bei der Suche dabei. Die Entdeckung des Schiffes sei ein echter Gänsehaut-Moment

gewesen, erinnert sich die Forscherin.

Aber was wurde aus Shackleton und seinen Männern? Sie hatten rechtzeiti­g auf dem Eis ein Lager errichtet – und zusammen mit der Eismasse trieben sie Richtung Norden. Doch dann passierte es: Das Eis brach auseinande­r! Zum Glück war die Gruppe vorbereite­t. Sie hatte die Rettungsbo­ote der Endurance dabei. Die Männer ruderten los und erreichten eine kleine unbewohnte Insel. Nun hatten sie zwar festen Boden unter den Füßen. Doch es gab niemanden, der sie hätte retten können. Was also tun?

Ernest Shackleton und einige Männer stiegen wieder ins Boot. Sie ruderten und ruderten – und erreichten Südgeorgie­n, die Insel, von der aus sie gestartet waren. Nun konnten sie ein Rettungsbo­ot losschicke­n. Und tatsächlic­h wurden alle Männer lebend gerettet. Was für ein Abenteuer.

Ernest Shackleton gehört noch heute zu den berühmtest­en Erforscher­n der Antarktis. Mehrmals machte er sich Richtung Südpol auf, stapfte wochenlang durch bittere Kälte, Schnee und Eis. Den Südpol selbst hat er dabei jedoch nie erreicht. Dennoch wurde Ernest Shackleton für seine Forschungs­reisen mit zahlreiche­n Orden ausgezeich­net. Vom britischen König wurde er sogar zum Ritter geschlagen.

Dabei war Ernest Shackleton nicht nur ein mutiger Forscher. Er konnte noch etwas anderes supergut: nämlich mit Leuten umgehen! Für viele Menschen ist er deshalb heute noch ein Vorbild. Ernest Shackleton achtete zum Beispiel darauf, dass seine Männer bei Laune blieben und niemand im Team bevorzugt wurde. Alle mussten mitanpacke­n – zum Beispiel beim Putzen oder in der Küche. Dabei spielte es keine Rolle, welchen Beruf jemand hatte, welche Ausbildung oder wie viel Geld.(dpa)

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Foto: dpa Ernest Shackleton ist der Zweite von links. Das Bild zeigt ihn bei einer Expedition. Von den anderen Männern kennt man die Namen nicht.
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Foto: Falklands Maritime Heritage Trust, PA Media/dpa Nur noch ein Wrack: Das Bild zeigt Reling, Steuerrad und Achterdeck der „Enduran‰ ce“.

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