Augsburger Allgemeine (Land West)

Entscheidu­ng zum Tram‰Takt fällt im Herbst

Nahverkehr Zum 1. Juni kommt das Neun-Euro-Ticket. Die Stadtwerke wollen in dieser Ausnahmesi­tuation nach Bedarf fahren und halten am flexiblen Takt fest. Ob der Fünf-Minuten-Takt zurückkomm­t, ist offen.

- VON STEFAN KROG

Die Frage, ob und ab wann die Stadtwerke bei den Straßenbah­nen wieder zu einem Fünf-MinutenTak­t zurückkehr­en werden oder nicht, bleibt bis auf Weiteres offen. Ein entspreche­nder Vorstoß der Stadtwerke, den Fünf-MinutenTak­t dauerhaft zu den Akten zu legen, sorgte im März wie berichtet prompt für Widerspruc­h von Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU). Das sei Sache des Stadtrats, doch der schiebt die Entscheidu­ng. Zum voraussich­tlichen Start des Neun-Euro-Tickets am 1. Juni werden die Stadtwerke ohnehin alle Straßenbah­nen und Busse aus den Depots holen, um einen etwaigen Fahrgastan­sturm bewältigen zu können. Doch wie es nach dem Ablauf des dreimonati­gen Angebots weitergeht, ist ungewiss. Mittelfris­tig, so die politische Vorgabe, sollen die Stadtwerke die Fahrgastza­hlen beobachten und das Angebot an die Nachfrage anpassen. Eine fixe Vorgabe, zum Zeitpunkt X wieder zum Fünf-Minuten-Takt zurückzuke­hren, gibt es aus dem Rathaus vorläufig jedenfalls nicht.

Wenn im Juni, Juli und August das Neun-Euro-Ticket gilt, wollen die Stadtwerke ihren „dynamische­n Takt“fahren, der ein 7,5-MinutenGru­ndgerüst vorsieht und besonders in den Hauptverke­hrszeiten eine deutliche Verdichtun­g je nach Fahrgastau­fkommen beinhaltet. Dieses Konzept wird schon in der Pandemie verfolgt, lässt sich aber noch ausbauen. „Es ist schwierig, einzuschät­zen, wer kommt. Sind es zusätzlich­e Pendler, Gelegenhei­tsfahrer am Wochenende oder bisherige 9-Uhr-Abonnenten, die früher fahren“, so Stefanie Rohde, Bereichsle­iterin für den Fahrbetrie­b bei den Stadtwerke­n. Stadtwerke­Chef Walter Casazza sagt, man könne mit dem „dynamische­n Takt“Fahrzeuge da einsetzen, wo sich Schwerpunk­te ergeben, die man jetzt noch nicht kenne. Es sei fraglich, ob das Neun-Euro-Ticket dauerhafte Effekte bringen. „Es gibt viele Fachleute, die glauben, dass das nur temporärer­e Effekte hat“, so Casazza.

Man rüste sich bei den Stadtwerke­n trotzdem dafür, Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen. „Wir wollen die Chance nutzen, dass der Tarif für drei Monate nahezu keine Rolle spielt, und dauerhaft Fahrgäste gewinnen.“Allerdings müsse man realistisc­h sein. Noch bewege man sich bei 80 Prozent der Vor

Corona-Fahrgastza­hlen. „Wir sind noch von den Auswirkung­en der Pandemie betroffen.“Allerdings werden die Stadtwerke auf den Buslinien 32 und 41 am Abend wieder zum Viertelstu­ndentakt zurückkehr­en, der in der Pandemie zuletzt auf einen Halbstunde­ntakt ausgedehnt worden war.

Bei den Stadträten im Wirtschaft­sausschuss des Stadtrats gibt es unterschie­dliche Meinungen dazu, welcher Tram-Takt dauerhaft gefahren werden soll. Sozialfrak­tion und Grüne halten eine Rückkehr zum Fünf-Minuten-Takt für wünschensw­ert. Das Thema müsse bis Herbst seriös geklärt sein, so Grünen-Stadtrat Deniz Anan. „Und man muss auch auseinande­rhalten, ob man Kosten einsparen will oder neue Fahrgäste gewinnen möchte“, so Anan. CSU-Stadtrat Matthias Fink sagte, man wünsche sich den besten Nahverkehr, habe aber mit begrenzten Mitteln zu tun. Denn was keiner offen sagt, sich aber auch abzeichnet: Die Turbulenze­n auf den Energiemär­kten machen das Geschäft für die Stadtwerke nicht einfacher. Womöglich ist ein FünfMinute­n-Takt künftig schwierige­r zu finanziere­n. Man hoffe, so Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle (CSU), in drei Monaten vorläufige Fahrgastza­hlen zu bekommen und auch bei den Finanzen klarer zu sehen.

Die Frage, welche Tarifangeb­ote im Anschluss an das Neun-Euro-Ticket gelten werden, um etwaige Neukunden zu halten, wird aktuell im AVV diskutiert. Womöglich wird es auf ein Angebot hinauslauf­en, das den Weniger-Fahrten von Pendlern und Pendlerinn­en, die teils im Homeoffice bleiben, Rechnung trägt. Was hingegen vorläufig wohl vom Tisch ist: ein 365-Euro-Ticket für alle. Politisch gab es Forderunge­n danach zuletzt sehr wohl, allerdings warnten die Stadtwerke und der AVV vor den jährlichen Kosten. Am Donnerstag wird den Mitglieder­n der zuständige­n Ausschüsse im Augsburger Stadtrat und den Kreistagen Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen bei einer gemeinsame­n Sitzung in Stadtberge­n empfohlen werden, ein 365-Euro-Ticket für alle vorläufig nicht weiterzuve­rfolgen. Im gesamten AVV werde das 22,8 Millionen Euro weniger Einnahmen pro Jahr zur Folge haben, die durch Steuergeld­er aufgefange­n werden müssten. Die zusätzlich­e Nachfrage durch Neu-Kunden und -Kundinnen wird hingegen als minimal eingeschät­zt.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Im Moment fahren die Straßenbah­nen in Augsburg mit Ausnahme der Spitzenzei­ten tagsüber alle 7,5 Minuten. Ob der alte Takt (alle fünf Minuten) zurückkomm­t, soll sich im Herbst klären.

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